Montag, 17. Februar 2014

HOMOPHOBIE UND FAMILIENPOLITIK


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Eltern am Rande des Regenbogens


Erstaunlich eigentlich, dass es bisher noch keinem aufgefallen sein will. Noch mehr, da Matthias Matussek mit seiner zielgenauen Polemik „Ich bin wohl homophob. Und das ist auch gut so“ auf „Welt Online“ die Angelegenheit doch ätzend genug transparent gemacht hat und dafür auf dem Parallelgleis des Shitstorms bei bisher 23. Tsd. Facebookern den gereckten Daumen abgeerntet hat.

Eines Shitstorms übrigens, der zum ersten Mal überhaupt umstandslos die natürlichen Schranken der Schmuddelräume Facebook und Twitter hinein ins deutsche Feuilleton überwunden hat. Eine mehr als bedenkliche Entwicklung, eine neue Unkultur, aber ein anderes Thema. Denn eigentlich geht es bei dieser im Hysterie-Modus eskalierenden Homophobie-Diskussion sowieso um etwas ganz anderes, nämlich um eine unerträglich defizitäre Familienpolitik. Nur gemerkt hat es bisher noch keiner.

Die von einer Mehrheit praktizierte Lebensform

Defizitär deshalb, weil eine Vielzahl institutioneller Versäumnisse Familien jenen Rahmen verweigert, der es ihnen ermöglicht, ihre Kinder angemessen und in Würde großzuziehen und ihnen ein individuelles Rüstzeug für das Leben mit auf den Weg zu geben.

Wenn es aber nun, angefangen bei dieser elenden Diskussion um Eltern- und Erziehungsgeld bis hinüber zu diesen immer merkwürdiger artikulierten, ideologisch aufgeladenen Erziehungskonzepten, zu einer grundsätzlichen Relativierung und Infragestellung des herkömmlichen Familienmodells Vater, Mutter, Kinder kommt – das ja vorerst noch die von einer Mehrheit praktizierte Lebensform ist! – dann werden Gräben vertieft, die das hohe Toleranzpotenzial dieser Menschen beleidigt und mit Füßen tritt. Eine große geifernde Zusammenballung. Eine kritische Masse aus Dünnsinn und links-grünem Herrenreitergestus.

Gleichstellungsdiskussionen mit dem Bürger werden dann so geführt, als ginge es lediglich darum, eine bestimmte Menge und Anzahl unterstellter defizitärer Ressentiments aus den familiären Köpfen zu verbannen bzw. dafür zu sorgen, dass Kinder gar nicht auf die Idee gebracht werden, diese unterstellten elterlichen Ressentiments zu adaptieren. Kein Problem, aber ausgerechnet das setzt entweder eine engagierte elterliche Mitarbeit, sprich Planerfüllung, voraus oder es wird als das verstanden, was es ist: ein direkter Angriff auf die Autonomie der Familie, auf das Erziehungsrecht der Eltern. Auf das Kindeswohl. Umso mehr, da Eltern und Familien sich mit ihren immer vielfältiger werdenden Versorgungsproblemen sowieso schon alleine gelassen fühlen.

Die Diskussion um das Eltern- und Erziehungsgeld beispielsweise wurde auf eine so polemische und unanständige Weise geführt, dass man sie durchaus als Initial für die schmutzigen Kampftechniken aller weiteren Debatten behaupten kann. Denn auch die aktuelle Debatte um Homophobie, die Matussek mit seinem Artikel so schön nackig gemacht hat, das wird doch immer klarer, ist Fortführung dieser Auseinandersetzung mit anderen Mitteln. Es geht um die Beschneidung von Freiheitsrechten und Familienautonomie.

Familie bleibt auch im 21. Jahrhundert die erste Zelle im Staat

Ich wage mal die Behauptung, dass, wenn die Große Koalition sich auf eine familienfreundliche Politik besinnen würde, dann diese ganzen Peripherie-Gefechte schnell aus der Welt wären. Denn Toleranz ist und bleibt Wesensmerkmal der Familie. Familie ist in sich altruistisch. Immer schon gewesen. Das familiäre Zusammenleben basiert sogar zwingend auf diesen Voraussetzungen. Niemand würde heute noch ernsthaft behaupten wollen, dass ein Familienmodell, das noch auf der Autorität eines einzelnen Familienmitglieds basieren würde, Bestand hätte.

Familie ist heute eine exzellente Konfliktlösungsvereinigung. Familie bleibt auch im 21. Jahrhundert die erste Zelle im Staat, die gesellschaftliche Veränderungen in der Praxis überprüft. Familie ist generationenübergreifende Verständigung, Familie ist der Ort, der noch ausreichend Kraft besitzt, über sich hinaus zu wachsen und zu wirken. Lebensumstände positiv zu verändern. So hat eine starke Familie jedes erdenkliche Potenzial für Toleranz, sogar für Akzeptanz. Aber sie ist unbestechlich und hoffentlich auch unbelehrbar.

So lässt sich auch die Frage klären, ob es zur Meinungsfreiheit gehört, sagen zu dürfen, dass man ein traditionelles Familienbild der Schwulenehe vorzieht, ohne dass es als „Kränkung der Schwulen“ empfunden wird, so wie es in der Sendung von Maischberger insinuiert wurde.

Wer es allerdings versäumt, eine vernünftige, also eine auf Vernunft angelegte, Familienpolitik zu machen, wer Familien verunsichert, wer wirtschaftliche Bedingungen schafft, die Familien von vorneherein die Option nehmen, einen Elternteil zu Hause arbeiten zu lassen, wer Kinder mit familienfeindlicher Politik gegen die eigenen Eltern aufbringt, der verschenkt etwas, das unwiederbringlich ist, und überantwortet es Institutionen, die über eine Ideologie hinaus hoffnungslos überfordert sind.

Familie ist der Ort

Gesellschaftlicher Wandel kann nicht an den Familien vorbei geführt werden. Wer aber Diskussionen um Adoptionsrecht und Gleichstellung, um Quote und Ganztagsschule von vorneherein in Opposition zur Familie gestaltet, gestaltet Gesellschaft am Menschen vorbei.

Es ist sicher so: Ein paar ernsthafte schwule Solidaritätsinitiativen für Vater, Mutter, Kind, für Familie – solchen Familien entstammen doch auch die allermeisten Homosexuellen – würde eine Welle familiärer Sympathie und Akzeptanz in Bewegung setzen. Die Sache ist sogar erfreulich simpel: Toleranz und Akzeptanz sind Haltungen, die von Herzen kommen müssen. Es braucht heute keinen Einzelkämpfergestus, der nur auf die Durchsetzung seines eigenen Rechtes pocht. Es braucht dieses magische Denken, das immer noch viele Familien in ihrem Inneren so fest zusammenhält. Familie ist der Ort mit der stärksten Kraft für gesellschaftliche Verbesserungen. Einfach, weil er im Idealfalle den Mut und das Stehvermögen hat, Veränderungen auszuhalten, sogar mitzugestalten.

Montag, 3. Februar 2014

Matussek Abschied vom Spiegel

DER TIEFSEETAUCHER

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©Matthias Matussek

INTRO

Eigentlich weiß man wenig darüber, wie sehr diese Edelfedern – so nennt man besonders anspruchsvolle und kultivierte Schreiber – mit sich ringen müssen, bis so ein edler Text steht. Ist es jedes Mal eine große Qual, ein verlustreiches über das Alles-Geben noch hinausgehendes Schaffen?

Der ehemalige „Spiegel“-Kulturchef Matthias Matussek ist so eine Edelfeder. Und es gibt weitere. So wie den ehemaligen „Zeit“-Kulturchef Florian Illies. Was beide verbindet: Sie haben neben ihrer journalistischen Tätigkeit noch relevante Bestseller geschrieben.

Matussek besuchte Florian Illies Ende 2012 in Berlin und schrieb anschließend für den „Spiegel“ eine kleine Hymne über dessen Mega-Bestseller „1913“. Das Treffen zweier Tintengiganten, die altersmäßig fast Vater und Sohn sein könnten, ist noch einmal interessanter, weil sie trotz ihrer parallelen beruflichen Biografien unterschiedlicher kaum sein könnten. Und weil dieser Besuch in Berlin bei Illies auch viel über den Hamburger Journalisten erzählt.

Matussek beschrieb uns damals einen echten Goldjungen mit bruchloser, lupenreiner Vita. Und man konnte nur ahnen, was ihm, dem Getriebenen, dem Zweifelnden, dem immer Mit-sich-Ringenden, dabei so durch den Kopf gegangen sein muss, als er bei Illies, der mittlerweile Teilhaber des Auktionshauses Grisebach geworden war, für ein paar Stunden in die Welt des anderen eintauchte.

Das größere Talent hat zweifellos Matussek. Der Diszipliniertere hingegen ist Illies. So schreibt Matussek auch anerkennend: „Früher war Illies ein kluger Feuilletonist, vornehmlich für die ,FAZ‘ und die ,Zeit‘. Die drei Jahre, in denen er an ,1913‘ gesessen hat, waren für ihn eine immens wichtige Disziplinierung, eine Selbsterziehung zur Genauigkeit.“

Der Tiefseetaucher

Da muss dann also bei Matussek zunächst mal die Erkenntnis gewesen sein, dass Disziplin so ein Super-Talent auch relativieren kann. Drei Jahre an einem Buch zu arbeiten, das wäre für Matussek undenkbar. Denn dafür muss man unweigerlich dem brodelnden Leben, dem Außen gegenüber Scheuklappen aufsetzen. In Klausur gehen. Matusseks Klausur, da offenbart er sich so wunderbar in seiner Biografie „Als wir jung und schön waren“, ist der Exzess. Dieses sich völlig aufgeben, in der Welt verlieren, um dann aus dem selbstgewählten Tal wieder neugeboren emporzusteigen. Eine echte Ochsentour. Eine Quälerei.

Stellt man sich vor, er ränge auch mit jedem einzelnen seiner Texte so – der Mann muss viehische Kraftreserven haben. So etwas zerrt sicher an den Nerven, an der Konstitution. Oder stählt und imprägniert es? Kann man so ein tiefes Fallen ins Fremde tatsächlich trainieren?

Viele Texte dieses Matthias Matussek lesen sich wie Expeditionen ins Unbekannte. Ein großes kindliches Staunen. Ohne Angst. Aber immer entweder die totale Begeisterung oder Vernichtung, Schmerz, düsteres Pathos. Und dann wieder hellster, bis ins Kitschige bimmelnder Glockenklang. Matussek ist die Schreibmaschine.

Und wenn er der Tiefseetaucher ist, ist Illies der Ärmelkanalschwimmer. Konditioniert, aber dabei einen doppelten Schutzanzug tragend, es könnte ja eine Feuerqualle unterwegs sein irgendwo in den weiten dieser bösen Nordsee. Am deutlichsten wird das, wenn man Illies’ „Ortsgespräch“ gelesen hat. Die „Taz“ schreibt von einer „stramm rückwärtsgewandten, einfältigen Veröffentlichung“.

Aber dann kam „1913“. Ein Triumph des Willens, der Disziplin, des hundertmal geschliffenen Wortes, der fleißigsten Archivarbeit. Ein Bestseller, erfolgreicher, als alle Bestseller Matusseks zusammengenommen. Ein Weltbestseller sogar.

Wenn Matussek das Fässchen edler Portwein ist, getrunken aus dem steinernen Henkelbecher aus Auerbachs Keller, wird Illies zum hochkarätigen Danziger Goldwasser, mit abgespreiztem Finger schlückchenweise genippt aus einem dünnwandigem Meißner Porzellantässchen. Matussek die stolze Eiche, die das Borstenvieh magisch anzieht, Illies der allseits bewunderte Elfenbeinturm-David. Dort der singende barocke Katholik, hier der sinnierende fast schon weltabgewandte Lutheraner.

Matussek hinterließ dem „Spiegel“ am 27.01. einen letzten Abschiedsblues aus Havanna. Kulturkollege Lars-Olav Beier schreibt dazu: „Kraftvoll und wild wie immer bei Matussek ist dieser Text, jederzeit muss der Leser damit rechnen, dass ein Geistesblitz einschlägt. Matussek beschreibt Kuba als einen ,Scherbenhaufen‘, aber er bringt ihn aufs Schönste zum Glänzen.“

ZUM INTERVIEW:

Sprechen wir also mit Matthias Matussek über seinen Abschied beim „Spiegel“, ob er dort einen Scherbenhaufen hinterlassen hat und wie schwer der Gang war hinüber zu Springer, zur „Welt“.

„Reportagen kannten sie in der Kultur nicht“

Aber vorab soll er uns noch sagen, mit Hand aufs Herz:

Wallasch: Gab es Phasen in Ihrem Leben, wo Sie nichts sehnlicher sein wollten als ein Florian Illies?
Matussek: Sicher! Lieber aber wollte ich Mick Jagger sein. Harold Brodkey, mein leider verstorbener Schriftstellerfreund aus Manhattan, übrigens auch.

Wallasch: 26 Jahre beim „Spiegel“ – die durchschnittliche Ehedauer beträgt heute 14,5 Jahre. Aber bei denen, die es 26 Jahre miteinander aushalten, ist die Trennungsrate verschwindend gering. Herrje, wie konnte das passieren?
Matussek: Es war dann doch ein langsamer Auszehrungsprozess. Am Ende hat man sich nichts mehr zu sagen, man geht brummelnd aneinander vorbei, vermeidet Augenkontakt und träumt von Freiheit. Ich dachte ja eigentlich, ich hätte lebenslänglich. Aber das ist mir wegen guter Führung erlassen worden.

Wallasch: Erzählen Sie, wie Sie ankamen beim „Spiegel“. Erinnern Sie sich an den ersten Tag?
Matussek: Oh ja! Mann, war ich stolz! Ich kam ja vom rufmäßig lädierten (Hitler-Tagebücher) und leicht rabaukenhaften „Stern“, und die „Spiegel“-Leute trugen Anzug, oder wenigstens Sakko mit Krawatte. Und ich hatte meinen Köter dabei, weil meine damalige Freundin in einer Boutique jobbte, und dieser Köter pinkelte dem Kunstkritiker, einem sehr feinen Dr. Dr. Akademiker unter den Tisch. Gab gleich den ersten Knatsch. Ich habe sie aber ausgesöhnt mit einer Fünf-Seiten Geschichte über Syberberg und Edith Clever, das kannten die bis dahin in der Kultur nicht – dass man Reportagen schreibt.

Wallasch: Wie war der letzte Tag? Es gibt diesen herrlichen Film „About Schmidt“, Jack Nicholson räumt in der Eingangsszene sein Büro in Omaha. Gab es diesen bedrückenden „About Matussek“-Moment auch in Hamburg?
Matussek: Der letzte Moment war heute Mittag. Büro ausgeräumt, dem Pförtner die Hand gedrückt. Die Pförtner sind so wichtig, ich hab in meiner Rede auf meinem Abschiedsfest besonders einen hervorgehoben, der immer freundlich war, solo wichtig, wenigstens beim Eintritt in das Irrenhaus ein freundliches „Guten Morgen, Herr Matussek“, ich: „Guten Morgen, Herr Lewien“. Die Abschiedsrede hat mein Freund Jan Fleischhauer gehalten, und alle waren gerührt. Bis auf diejenigen, die er beleidigt hat. Nein im Ernst: Da waren doch einige Kollegen, Ressortchefs, die mir ans Herz gewachsen waren. Und fünf Chefredakteure waren da, ehemalige und gegenwärtige. Aber mit Stefan Aust bleibe ich ja zusammen, er wechselt ja auch zu Springer.

Wallasch: Hat er Ihnen mal verraten, warum er einen Narren an Ihnen gefressen hat?
Matussek: Tough love, er hat mich geschätzt, hat es sogar geduldet, wenn ich mal im Eifer laut geworden bin, weil ich immer geliefert habe, aber er hat auch mal gebrüllt, er schieße mich an den Orinocco, wenn das nix wird mit der Titelgeschichte über, ich glaube es war „Berlin als Hauptstadt“. Eine tolle Geschichte im Übrigen, die er in einem Wutanfall in die Tonne getreten hat. Da war er schlecht drauf. Aber ich kann jetzt auch verraten – damals ein paar Wochen nach 9/11 wollte er, dass ich von Rio nach NY fliege, um das Porträt einer deprimierten Stadt zu schreiben. Da hab ich ihn gelinkt. Ich war gerade mit Familie und Freunden auf dem Weg zu ein paar Tagen Inselurlaub und hatte keinen Bock. Da hab ich das Handy in den Wind gehalten und bisschen draufgeklopft und gebrüllt: „Sorry, die Verbindung bricht ab …“, und habe Urlaub gemacht.

Wallasch: Was landete nicht im Karton für zu Hause, sondern gleich im Müll?
Matussek: Eine Wackelschnee-Kugel von Neuschwanstein und eine Freiheitsstatue mit abgebrochenem Arm – sehr symbolisch, finden Sie nicht?

Wallasch: Also endgültiger Abschied von dieser Matussek’schen Deutschland-Begeisterung nach Washingtons Gnaden?
Matussek: Hören Sie auf mit Ihrem Antiamerikanismus, Herr Wallasch. Ich liebe Amerika, meine New Yorker Zeit war traumhaft, mein Sohn ist da zur Welt gekommen, er hat einen amerikanischen Pass und ist tierisch stolz darauf.

Wallasch: Sie haben in dem Vierteljahrhundert mit Hunderten von Menschen gesprochen, die Kultur weltweit prägten, wem sind Sie bis heute besonders verbunden, wer hat Sie am meisten beeindruckt?
Matussek: Bis heute verbunden bin ich ganz sicher mit Hans Magnus Enzensberger, mit Hellmuth Karasek, Elisabeth Plessen, Irene Dische … ach es sind so viele, mit denen man sich inzwischen angefreundet hat, und die bleiben einem ja.

Wallasch: Was war für Sie persönlich Ihre düsterste Stunde beim Spiegel?
Matussek: Der Moment, als einer der Jungs, die ich engagiert habe, zur Chefredaktion gelaufen ist und meine Absetzung gefordert hat, weil ich böse zu ihm war. Mir stand der CvD auf den Füßen und der hat in Paris noch an seinem Text gefummelt, und ich hab gesagt, er soll das Manuskript rübermailen, sonst hacke ich ihm die Finger ab. Der gleiche Typ hat dann später eine unglaublich angeberische Prekariatsreportage mit so Boxern und Halbwelt im Osten geschrieben, er immer mächtig mit Muckis und Hartdeutsch, aber damals hat er geflennt, und die Chefredaktion hat sich gebeugt. Auf meinem Abschiedsfest hat der damalige Chef dann gesagt, dass es ein Fehler war … das war es auch. Allerdings war ich schon angezählt. Aber ich habe einen sehr guten kämpferischen Kulturteil gemacht. Nein, das war ein ganz beschissener Verrat von einem, wie sich rausstellte, sehr beschränkten Großmaul.

Wallasch: Aber eigentlich hätten Sie es dem von Uslar schon ansehen müssen, oder? So eine grobe Physiognomie gebietet doch von vornherein besondere Obacht, oder? Besitzen Sie keinen gesunden Menschenverstand?
Matussek: In dem Fall nicht. Ich habe ihn oft bevorzugt, habe ihm Plätze eingeräumt auch gegen die anderen, habe ihm Freitage für seinen Sohn eingeräumt. Aber er hat dieses gewaltige Ego-Problem, wie ich später über einen Freund erfuhr. Es wurde lächerlicherweise offenbar um meine Videoblogs. Die fand er blöde, weil ich da eine witzige Plattform geschaffen hatte, auf der er keine Rolle spielte. Ein Kindskopf halt. Aber einer, der dir ohne zu fackeln das Messer in den Rücken rammt. Da hat diese Tante, die sich von mir im Fahrstuhl belästigt fühlte und später über ihren Posten in der Mitarbeiter-KG den Mob gegen Aust anführte – journalistisch übrigens eine Vollniete – gar nicht eine so große Rolle gespielt.

„Vor der Sechzig habe ich mich mordsmäßig erschrocken“

Wallasch: Sie müssen sich nun entscheiden: Welcher war Ihr bester, welcher Ihr schlechtester Text?
Matussek: Einer der besten war sicher die Titelgeschichte über Lady Di, die ich in zwei Tagen geschrieben hatte, ohne irgendwas vorher übers Königshaus zur Kenntnis zu nehmen. Schlechte Texte wurden im „Spiegel“ nicht gedruckt, jedenfalls nicht von mir. (lacht)

Wallasch: Welche Schlagzeile würden Sie sich selbst über Ihren Abschied beim „Spiegel“ schreiben?
Matussek: Der Alte Mann und das Mehr – ich will einfach (sehr wohl!) mitmischen, und bei der „Welt“ finde ich glücklicherweise eine sehr liberale Redaktion vor. Ich hab sie ja heute mit meinem ersten Text auf die Probe gestellt – etwas seeeehr Katholisches, um nicht zu sagen: Erzkatholisches. Das war beim „Spiegel“ nicht mehr geduldet, war nicht politisch korrekt genug. Daran wird der „Spiegel“ zugrunde gehen – an der entsetzlichen mehltaumäßigen, sozialdemokratisch-grünen politischen Korrektheit. Das ist so unaufregend, wenn man sich dauernd versichert, zu den Guten zu gehören.

Wallasch: Dürfen wir also in Zukunft nur noch purpurne Tintenflüsse von Ihnen erwarten? Das wäre schade.
Matussek: Nee, ich habe ja in den letzten Monaten bewiesen, dass ich Reporter und Journalist bin, und immer war. Meine Reportage über die Promitränke Borchardt in Berlin, mein Titel über Hesse – einer der bestverkauften des Jahres übrigens – oder meine Geschichten über Dickens und die Londoner Riots oder die Abschluss-Reportage über Kuba – das hatte alles nix mit Kirche zu tun.

Wallasch: Reicht’s für eine Frührente noch nicht? Oder einfach noch zu viel Tinte im Füller? Sie haben mehr Kulturthemen beackert als die meisten deutschen Feuilletonisten. Was soll man da überhaupt noch Neues von Ihnen bei „Welt“ erwarten?
Matussek: Ach, ich glaube, ich käme von jetzt an auch so über die Runden, aber Schreiben macht Spaß, Stören macht Spaß, Kämpfen für das, woran man glaubt, macht Spaß. Besonders, wenn es gerade nicht hip ist. Hip ist so dämlich. Das ist wie mit lautem Gebrüll durch sperrangelweit geöffnete Türen zu laufen und so zu tun, als kämpfe man auf der Barrikade. Die schlimmste Tröte in diesem Beritt ist wohl Georg Diez, ein Neukollege, der von mir mal NICHT eingestellt würde, weil ich ihn zu halbseiden fand.

Wallasch: Haben Sie ihm das vor Ihrer Kündigung schon mal auf der Toilette zugeflüstert, oder treten Sie nach?
Matussek: Ich hab ihm öfter gesagt, dass er eine Niete ist. Man nennt ihn ja den Thesen-Diez, er liest von Büchern eben meistens nur die Klappentexte und hat sofort eine angespitzte These.

Wallasch: Was könnten die Themen der Gegenwart sein, die Ihnen noch einen Bestseller entlocken? Oder liegt schon ein Manuskript in der Schublade? Worum geht’s?
Matussek: Na ja, plötzlich bin ich sechzig, oder kurz davor, ich hab mich mordsmäßig darüber erschrocken. Dachte, das könnte mir nie passieren. War übrigens bisweilen kurz davor, dass es nie passiert.

Wallasch: Werden Sie Ihr „Spiegel“-Abo behalten, damit Sie was zu lesen haben, wenn’s ruhiger wird?
Matussek: Ich habe schon in den letzten Monaten, eigentlich Jahren, den „Spiegel“ nur flüchtig oder sporadisch gelesen. So werde ich es weiterhin halten. Ich guck mir Sachen auf „Spiegel Online“ an, vor allem die Fleischhauer-Kolumnen, das Brillanteste, was die konservative Publizistik in Deutschland zu bieten hat.

Wallasch: Gefallen Ihnen eigentlich auch mal Sachen von Journalisten, die Sie nicht mögen? Oder ist „mögen“ Bedingung für den Matussek’schen Qualitätscheck?
Matussek: Komischerweise mag ich die Kollegen, deren Texte tatsächlich gut sind. Alexander Smoltzcyk z.B. oder Alexander Osang, ganz große Reporter und Freunde.

Wallasch: Was haben Ihnen die Kollegen zum Abschied geschenkt?
Matussek: Die Kollegen von der Dokumentation haben mir eine „Korinthenkacker“-Maschine geschenkt, so einen umgebauten Kaugummi-Apparat mit Korinthen drin, weil ich sie oft als Korinthenkacker beschimpft habe. Das waren schweißtreibende Sessions, für alle Beteiligten. Aber ohne sie wäre ich aufgeschmissen gewesen.

Wallasch: Was hat Ihnen der Kulturchef des „Spiegel“ mit auf den Weg gegeben, was der Chefredakteur?
Matussek: Ach der Kulturchef Lothar Gorris … wir hatten unsere Brüll-Duelle, aber er war ganz okay. Er konnte halt nichts mit mir anfangen, ich war ihm nicht hip genug. Aber er hat meine Texte – bisweilen knurrend – gedruckt. Tja, und der neue Chefredakteur Wolfgang Büchner, dem ich von Herzen alles Gute wünsche – leicht wird er es nicht haben – hat mir ebenfalls viel Glück gewünscht. Ich glaube, er hätte mich gerne gehalten. Das Problem war der Stellvertreter. Ironischerweise ist der jetzt gerade entmachtet worden. So ist das Business.

„Der Kulturchef fährt Maserati“

Wallasch: Stimmt das Gerücht, dass Ihr Kollege Georg Diez darauf bestanden hat, Ihren angestammten Parkplatz zu übernehmen, weil der direkt neben dem des Kulturchefs liegt?
Matussek: Jawoll. Er fährt so einen knallroten Angeber-Golf mit Heckflossen und Aufklebern von „Occupy“ und von den „Arctic Monkeys“. Der Kulturchef fährt Maserati. Ich glaube, Diez spart schon auf einen. Ich hatte ihn mal in einer nächtlichen Facebook-Notiz, nachdem er Krachts „Imperium“ auf nazinahes Gedankengut geröntgt hatte, als eifernden Denunzianten bezeichnet. Was er ja auch vom Kern her ist. Großes Aufheulen beim Kulturchef. Aber Diez ist nun mal ein Schienbeintreter, der sich mutig findet, wenn er die wunderbare Büchner-Preisträgerin Sibylle Lewitscharoff als kreischende schwäbische Hausfrau beschimpft und den wunderbaren Woody Allen ein für alle Male abräumt, weil er nie ausgebeutete dominikanische Putzfrauen zeigt – auf so etwas muss man erst mal kommen.

Wallasch: Na ja, bei Woody Allen hätten ihm tatsächlich naheliegendere Massenvernichtungswaffen einfallen können, oder?
Matussek: Nein, Woody Allen wird immer besser, „Midnight in Paris“, wunderbar, und jetzt das Ding mit Cate Blanchett erst recht („Blue Jasmine“).

Wallasch: Hat die nette alte Dame im Sekretariat geweint?
Matussek: Die nette alte Dame war mal eine nette junge Dame, vor zwanzig Jahren, damals habe ich sie in meinem Buch „Palasthotel“ verewigt. Sie schreibt selber Romane. Leider ist sie vor einigen Monaten ausgeschieden, und ich habe geweint.

Wallasch: Wie ist das, wenn Sie weinen? Ansehnlich? Manche weinen ja schön. Andere weniger.
Matussek: Na ja, echt geweint habe ich bei „Once upon a time in the west“, als Jason Robards tot aus’m Sattel fällt.

Wallasch: Vielen Dank für das Gespräch.

Montag, 16. Dezember 2013

URSULA VON DER LEYEN - Leichen pflastern ihren Weg


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Ich weiß nicht, wie es Ihnen geht, ich habe mich jedenfalls über diese Große Koalition samt Koalitionsvereinbarung und SPD-Pseudo-Demokratie-Parteimitgliederbefragung dermaßen geärgert, dass ich vollkommen davon überzeugt war, diesen Mist könne man nicht mehr toppen.

Falsch gedacht. Und ja doch, es kann immer noch schlimmer kommen und als man glaubt. Denn ich hatte Ursula von der Leyen nicht mehr auf dem Plan. Die niedersächsische Unions-Polittrutsche war mir einfach hinten durchgerutscht. Ich hatte sie schlicht vergessen.

Mutter der Kompanie

Umso unangenehmer jetzt der Überraschungseffekt, als die Betonfrisierte nun völlig unbefleckt aus dem Schlammbad dieser BRD-Volkskammervereinigung emporstieg, wie Phoenixa aus der Asche, wie die freikirchliche Version einer verhärmten Marilyn Monroe aus einer ungezuckerten Diabetiker-Torte. Adrett lächelnd bis zur Selbstaufgabe. So sehr staubige Bonner Republik, dass Berlin gefühlt wieder so weit entfernt liegt, wie vor dem Mauerfall.

Diese von der Leyen soll nun Merkels „Kronprinzessin“ sein, wie der „Spiegel“ zu berichten weiß. Autor Roland Nelles weiß sogar, dass die Union, dass Merkel mit dieser geschickten Personalie eine Reihe von Problemen lösen kann. Von der Leyen sei sogar „eine der beliebtesten Politikerinnen in Deutschland“. Wie bitte? Schaut man sich die dazugehörigen Rankings an, steht das da tatsächlich. Allerdings wenige Plätze hinter ihr ist dort auch Claudia Roth platziert. Seien wir ehrlich, was bitte schön kann so ein Ranking mehr als Fälschung entlarven, als die Behauptung, Claudia Roth wäre eine beliebte Politikerin?

Diese von der Leyen soll nun Thomas de Maizière als Verteidigungsministerin (oder schreibt man hier korrekt „-ministerIn?“) ablösen. Dort, so prognostiziert Nelles, dürfte sie sich schon bald „als ‚Mutter der Kompanie‘ profilieren und bei den Soldaten Punkte machen“. Das allerdings fand ich dann wieder passend.

Denn da bekommt diese so planlos von de Maizière zugedrohnte Bundeswehr exakt die Jeanne d’Arc, die sie verdient hat: Eine ausgebildete Medizinerin mit Leichen-Erfahrung, wie Milliardär und Dauerverlobter der Ferres, Carsten Maschmeyer in der Sonntagsausgabe der „FAZ“ stolz verriet: „Wir standen als Medizinstudenten im Anatomiekurs an der gleichen Leiche. Wir mochten uns, lange bevor absehbar wurde, was aus uns wird.“ Maschmeyer brachte sein Studium nicht zu Ende, er hatte Wichtigeres mit dem Niedersachsen – herrje, was hat Deutschland bloß diesem Land angetan, dass es so von ihm bestraft wird? – Gerhard Schröder zu verhandeln.

Die personifizierte Spießigkeit


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Von der Leyen promovierte mit der Doktorarbeit: „C-reaktives Protein als diagnostischer Parameter zur Erfassung eines Amnioninfektionssyndroms bei vorzeitigem Blasensprung und therapeutischem Entspannungsbad in der Geburtsvorbereitung“. Und es darf hier als sicher gelten, dass diese Arbeit der siebenfachen Mutter als unantastbar plagiatsfrei gilt. Ein Kind mehr, und sie hätte sich in düstereren deutschen Zeiten das Mutterkreuz der ersten Stufe in Gold verdient. Und sie hätte es zu jedem Anlass getragen, da bin ich völlig sicher.

Ehrlich, ich weiß wirklich nicht, ob es überhaupt noch eine öffentlich auftretende weibliche Deutsche gibt, die mir unangenehmer ist als diese Frau. Die personifizierte Spießigkeit. Jedwede emotionale Regung planvoll konstruiert. Aufgesetzt, mit diesem Queen-Elisabeth-Gestus, dass man sofort wild gestikulierend abwinken möchte. Fremdscham sogar schon bei der bloßen Erwähnung ihres Namens.

Entschieden für Christus

Aber es kommt noch schlimmer: In Gegenwart dieses Hannoveraner Vollblutes färbt irgendwas auf Mutti über, das einfach zu viel ist. In Gegenwart von Ursula von der Leyen mag man Mutti nicht mehr. Das ist besonders unverzeihlich. Und eben das genaue Gegenteil eines geschickten Schachzuges, wie es der „Spiegel“ felsenfest behauptet. Im Doppelpack machen die beiden Damen nämlich einen übel verschwörerischen Eindruck. Die beliebte Pastorentochter verschießt jeden Bonus, wenn sie sich mit der evangelischen Schirmherrin des evangelikalen Jugendkonkresses Christival zu so einem katastrophalen Triumphmarsch femininerprotestantischer Ethik zusammenschließt.

Stichwort Christival, das ist jene Vereinigung, die sich unter anderem noch vor wenigen Jahren berufen fühlte, Homosexualität heilen zu wollen und die von der Ministerin mit einer viertel Million Euro bezuschusst wurden. Ja doch, von der Leyen ist auch als evangelikale Missionarin unterwegs. So meint eine Stellungnahme des Deutschen Jugendverbandes „Entschieden für Christus“: „Der Jugendkongress ,Christival‘ steht für innovative Jugendarbeit in unserem Land und trägt dazu bei, dass junge Menschen ermutigt werden, als Christen zu leben und gesellschaftliche Verantwortung zu übernehmen.“

Und dann passiert, was nie passieren sollte, man ist in diesen ödesten aller Politikkosmen eingedrungen und gefangen. Paralysiert. Man recherchiert und findet sich in dieser sturen niedersächsischen von der Leyen’schen Parallelgalaxie wieder. Mentale Verwandtschaft mit dem Gelsenkirchener Barock. Mit der verblichenen Aura Bonner Tütenlampen und Nierentischchen. Grabeskälte in leuchtendem Sakralweiß. Adenauer 1963 aufgepimpt auf Merkel 2013.

Kanzlerin und Oberbefehlshaberin

Und obendrein ein zumindest aus werblicher Sicht unverzeihlicher Merkel’scher Personalien-Supergau. Alles wäre besser gewesen. Klarer. Und dabei hätte es sogar eine Chance für einen kühnen Moment gegeben. Denn wenn es Superministerien gibt, warum nicht als Neuerung mal eine Superkanzlerin? Als Unions-Gegengewicht zur eklatanten Konturschwächung durch die Koalitionskumpanei mit der SPD.

Warum also nicht mit maximalem Mut zur Veränderung die symbolträchtige Vereinigung von Kanzleramt und Verteidigungsministerium? Angela Merkel macht den mauen zweiten Aufguss einer lähmenden Großen Koalition zum Gipfel ihres Erfolges: Die Wiedervereinigung von Kanzlerin und Oberbefehlshaberin. Sie meinen, das gab’s alles schon mal? Was soll’s, wen interessieren die ollen Kamellen? Zu wenig Vorsehung?

Papperlapapp, dem Volk würde es gefallen. Und im Ranking würde Merkel dann auch wieder flott an diesem Mensch gewordenen Shar-Pei vorbeiziehen. An diesem Vorsehungspastor Gauck, der allerdings einen unschlagbaren Erfolg vorweisen kann, den ihm keiner mehr nehmen kann: Er hat diesen ominösen evangelikalen Niedersachsen vom Bundespräsidenten-Thron gedisst.

Mittwoch, 28. August 2013

GENIE UND GLÜCK - im neuen SPIEGEL

matttttt

Toll, was Matthias Matussek da wieder abgeliefert hat. Direkt aus diesen läppischen Krömer-Untiefen heraus in so ein Thema, so einen Text, einzusteigen und da durchzumarschieren mit einer Erzählfreude und Schlauheit, das man nur mit offnem Maul staunen kann - welche Edelfeder in Deutschland kann das noch?

Vielleicht gerade noch Nils Minkmar, aber der ist hier nicht so im Thema wie Matussek. Und wie sanft Matthias davon erzählt, wie Goethe die Tränen kamen, als er an einer Jagdhüttenwand seine eigenen Bleistiftspuren von "Über allen Gipfeln ..." wiederentdeckt - das ist doch einfach großartig.

Der Safranski (über dessen Goethebuch schreibt Matussek) müsste Matthias doch eigentlich die Füße waschen vor Dankbarkeit.

Und dann möchte man mal so einem Krömer über dem Artikel sehen. Unangreifbar. Eigentlich kann doch einer wie Matussek nebenbei machen was er will. Sogar jemanden wie Krömer vor laufenden Kameras niederstrecken von mir aus ...

Und ich habe nun schon wieder überhaupt keinen Bock mehr, überhaupt noch Irgendwas zu schreiben. Keine Zeile. Wie mag die Spiegel-Redaktion reagieren, wenn ihnen so etwas reinflattert?

Und diese urkomische Facebook-Absolution am Ende. ja, ich wäre für eine Sekunde fast wieder eingetreten, nur um wie Goethe an meinem "Ich" zu basteln via Social Media.

Große Verneigung Matthias!

Freitag, 23. August 2013

die-spd-setzt-auf-eine-tuer-zu-tuer-kampagne

http://www.spiegel.de/politik/deutschland/die-spd-setzt-auf-eine-tuer-zu-tuer-kampagne-a-917729.html


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Donnerstag, 30. Mai 2013

DER GLEICHE SCHMUTZ, DER ALKOHOL, DIE GLEICHE OBSZÖNITÄT

VON RA HEINRICH SCHMITZ

Wo Ron Hard hinrotzt, da wächst kein Gras mehr - Nichts für zart besaitete Lyrikfreunde


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HardStoff! - ist ein 3-Monats Periodikum mit Poemen, Notizen und Stories aus Ron Hard's Welt in Heftform, Format A5. Die Texte sind in nostalgischer Schreibmaschinenschrift gesetzt.
Herausgeber: Acheron Verlag, Leipzig
ISBN:978-3-9810222-7-8
Die Erstausgabe ist soeben erschienen.

Buch Tipp

Das äußerlich an eine gut gemachte Schülerzeitung erinnernde Buch mit 58 Seiten – hält, was der Name verspricht.

Ron Hards Poeme, wie er seine Gedichte nennt, sind nichts für zart besaitete Lyrikfreunde, die gerne Gedichte über Frühlingsdüfte und Vögelein lesen, eher was für Freunde von Vögeleien.

Aber auch die sind mehr unfromme Wünsche, und da Ron Hard gnadenlos ehrlich mit sich und ein eventuelles Publikum ihm scheinbar scheissegal ist, wird’s dann doch oft wieder nur die einsame Onanie. Und das Ergebnis landet auf und in der Tastatur.

Neu im Buchhandel

Wer bei Hards Poemen nicht unwillkürlich an Charles Bukowski denkt, hat Bukowki nicht gelesen. Der gleiche Schmutz, der Alkohol, die gleiche Obszönität, die aus einer schonungslosen Ehrlichkeit mit sich selbst entsteht. Hier tut einer nicht nur so als hätte er den Blues, hier hat einer den Blues. Und die offenkundigen Depressionen schaffen eine kraftvolle Kunst mit eigenständigem Wert.

Klar weiß auch Ron Hard, dass Alkohol keine Lösung ist, aber wenn sowieso alles sinnlos ist, dann nützt diese Erkenntnis auch nicht viel. Es ist ein zwiespältiges Gefühl, dass einen ergreift, wenn man die tiefen Einblick in die finstere Seele des Autors erhält und dabei denkt, dass er wohl sich wohl auch eine Pistole in den Mund stecken und abdrücken würde, wenn er nicht schreiben würde. Andererseits tut er das ja und jedes Wort beschreibt seine Wahrheit.


"Vor der Hölle habe ich verdammt nochmal keine Angst. Ich lebe mitten drin." schrieb Ron Hard und da ist was dran. Machen wir uns nichts vor, wir machen uns ständig etwas vor. Ron Hard nicht.
Es mag sein, dass dabei die schönen Seiten der Existenz von ihm gelegentlich oder auch ständig übersehen werden, aber so ist das nun mal, wenn man den Blues hat, wenn sich die Sinn- und Hoffnungslosigkeit in jeder Zelle ausbreitet. Wer sich auf die Poeme einlässt, der hört die rauhe Stimme von Tom Waits, ohne er eine zerkratze LP auflegen müsste.

Hier ist nichts rein und digital gesäubert, hier ist es schmutzig, dreckig und dunkel. Nichts ist verlogen oder geglättet, auf Effekt oder Verkauf konzipiert. Hier lebt ein Gegenstück zur sinnentleerten Konsumgesellschaft, angeekelt von dieser und hoffnungslos besessen davon, das alles zu Papier zu bringen.
Das Buch ist kongenial illustriert mit Grafiken von André Krommer. Und auch die erinnern an einen anderen genialen Säufer, Horst Janssen.

In diesem Buch, dass eine Welt beschreibt, in der nichts stimmt, stimmt einfach alles.

Über den Autor

Ron Hard, geboren 1949 am Niederrhein, lebt seit 1963 in der Pfalz und seit 2010 in Bad Dürkheim, seiner „emotionalen Heimat“ seit Jahrzehnten. Offensichtlich auch sein Faible für Ludwigshafen (Die Stadt, die Rizzi vergessen hat zu malen …), wo Leo Sachs, der Protagonist aus vielen seiner Stories und Poemen, lebt.

Nach seiner Biografie gefragt, gibt Ron Hard einen Überriss, direkt und schnörkellos, ohne schmückenden Firlefanz, eben Ron Hard. Wer sie liest ahnt, dass er sich seine Poeme und Stories nicht aus den Fingern saugt:

Volksschule, Lehre als Dreher, dann wieder Schule, Leadsänger bei einer Rockband, Bundeswehr, Taxifahrer, Lagerarbeiter, Handelsvertreter für Bauelemente, Autoverkäufer, Kneipenwirt, Barkeeper, Türsteher, Fotograf, Baustoffhändler, Verkaufsleiter, Versicherungsvertreter, Ehemann, Vater, Opa, Ehebrecher, Immobilienverkäufer, Heizungsmonteur, Tontaubenschütze, Hobbypilot, Golfer, Vizepräsident eines Golfclubs, Seminarleiter, Verkaufstrainer, Unternehmer, Unternehmensberater,
Bankrotteur, Hartz IV-Empfänger, Dozent, Schriftsteller.

Er begann mit etwa dreizehn zu schreiben, meist für die Schublade.

„Nach meiner endgültigen Pleite 2008/2009 setzte ich mich dann endgültig auf den Arsch und schrieb mir die Seele frei. Aufhören werde ich erst wieder, wenn ich im Nirwana bin.“



Erstveröffentlichung hier:
http://www.freundederkuenste.de/aktuelles/reden-ist-silber/meinung/wo-ron-hard-hinrotzt-da-waechst-kein-gras-mehr-nichts-fuer-zart-besaitete-lyrikfreunde.html



VON RA HEINRICH SCHMITZ

Donnerstag, 25. April 2013

Erhoben, erniedrigt, missbraucht


http://polpix.sueddeutsche.com/bild/1.1304445.1355395867/860x860/christian-wulff.jpg

Der gefallene Christian Wulff wird zum Feigenblatt einer verlogenen Kaste der Unberührbaren. Versammelt im Olymp, kurz unter Gott: unser Parlament, unsere Regierung. Und aus diesem abgehoben, fetten, satten Himmelreich der Betrügereien, der per Gesetz immer wieder neu legitimierten Abzocke, senden sie uns den Unbedarftesten von allen als Bauernopfer. Ja, liebes Volk, nehmt diesen hier, den Bösen, den Liderlichen, den Bestechlichen, den Wulff.
Aber welcher Schaden ist an uns entstanden, der nun gegen eine Summe von 20.Tsd. Euro hätte beglichen werden können, wo allein die Gerichts- und sogenannten Ermittlungskosten ein Vielfaches dem Volk in Rechnung stellen?


Man nennt es „Korruptionsermittlung“. Wullf soll also korrupt gewesen sein. Was aber, wenn eben diese Eigenschaft schon Bedingung für die politische Karriere, für den Aufstieg hinauf ans himmlische Buffet gewesen wäre? Teller weg, Finger weg, Frau weg, Ehre weg. Nur letzteres wahrscheinlich kein großer Verlust. Denn wo nichts ist, wo nichts war, kann auch nicht verloren gehen. Ehrenbegradigung.

Hotel, München, Filmproduzentenfreund, Werbung, Siemens – letztlich alles wurscht. Nachdem der Zug über Wulff hinweggerollt war, war auch das Verfahren, der gesamte Prozess nutzlos geworden. Der Hannover-Mohr hatte seine Schuldigkeit getan, er kann gehen. Der Vorwurf, die Anschuldigung, ihren Hauptwirkmoment in dem Moment verloren, als der Mann aus dem Schloss auf die Straße gestoßen wurde. Das kennt man. Das ist im Volksgedächtnis hängengeblieben: Abdankung und Vertreibung nach Holland. Kaiser Wilhelm und Konsorten. Nun Bundespräsidentenkaiserchen Wulff.

Seine Anwälte weigern sich aktuell die hingereichte offene, 20 Tsd. Euro verlangende öffentliche Hand anzunehmen. Das könnte als öffentliches Schuldeingeständnis verstanden werden. Ja um Himmelswillen, wer ist im öffentlichen Verständnis schuldiger als Wulff? Das Bauernopfer wurde ja erst von der BILD und dann von ihren Lesern dankbar angenommen. Gut, die Sache mit der Behauptung, Neu-Gattin Wulff sei eine Prostituierte war dann selbst den grobgestricktesten Mitbürgern eine Drehung zu viel in der Münchhausen-Spirale. Aber auch die Lancierung dieser Unwahrheit zeigt doch eindrucksvoll als Indiz, wie verkommen und verstrickt jene bereits sind, die Wulff auf dem wackeligen Karren zum Schafott geschoben haben.


http://www.ndr.de/regional/niedersachsen/wulff895_v-contentgross.jpg

Wenn der Staat und seine Richter es wagen, das „noli me tangere“ mit allen rechtsstaatlichen Mitteln vorzuführen, vorzuverurteilen und aus dem Amt zu jagen, dann muss ja alles im Ordnung sein in diesem Staat. Wulff ist das Feigenblatt der wirklich Korrupten. Eine mediale Nebelkerze die unseren Blick auf das Wesentliche verschleiern sollte. Das Gegenteil ist der Fall.

Sagen wir es mal maximal vulgär im Straßen-Rapper-Style: Politik ist Votze. Berlin ist Vooootze! Und nun? Wer würde protestieren, wer sich umdrehen und mit dem Finger auf den Stinket im Kapuzenpullover zeigen? Niemand, denn die Annahme „Politik sei Votze“, beleidigt zunächst einmal nur das weibliche Geschlecht und erst viel viel später die Damen und Herren in ihren Dunkellimousinen, die dem Kapital den Weg ebnen mitten hinein ins Portmonnaie derer, die noch die Schaufel schwingen, um ihren Familien die Margerine aufs Heidebrot zu schmatzen. Offenbarungseid. Zeigt diese Gesamthaltung rund um dieses schäbige Bauernopfer Wulff doch vor allem eines: Uns hier oben ist alles scheißegal. Wir spucken auf Euch, wir spucken auf Deutschland, wir spucken auf alles, was Euch wertvoll sein könnte oder noch wertvoll ist.

„Fuck you Deutschland! Fuck off Europa!“ ist zuallererst im Parlament zu Hause, das ist die größte Tragödie. Noch der unangenehmste Migrantenschläger oder White-Trash-Brutalo hat mehr Herz als diese Räuberbande. Schon aus der Erkenntnis heraus, dass er in seinem Dunstkreis nur minimal Schaden anrichten kann.

Was der Fall Wulff erzählt hat und nach wie vor erzählen kann, kommt einer bedingungslosen Kapitulation gleich. Wenn ihr uns die höchste Marionette des Kapitals zum Fraß vorwerft, was Bitte schön sind wir Euch dann noch wert? Wir sollen das fressen? Also scheißt Ihr auf uns. Ihr scheißt auf Deutschland. Höchste Zeit also, das wir mal lernen, auf Menschen wie Euch zu scheißen.

http://www.youtube.com/watch?v=k25wI_TiYuU

Donnerstag, 28. März 2013

Der Öffentlichkeitsgrundsatz und der NSU-Prozess - von RA Heinrich Schmitz

- von RA Heinrich Schmitz


Kein Vertreter der türkischen Presse ist beim sogenannten NSU-Verfahren akkreditiert ? Skandal ? Rassismus und Fremdenfeindlichkeit ? Nun ja. Die türkische Presse hat furchtbar gepennt. Um diese Feststellung kommt man erst mal nicht herum.


Natürlich sind Hauptverhandlungen in Strafsachen öffentlich.


§ 169 GVG(Gesetz)Öffentlichkeit

1.Die Verhandlung vor dem erkennenden Gericht einschließlich der Verkündung der Urteile und Beschlüsse ist öffentlich.

2.Ton- und Fernseh-Rundfunkaufnahmen sowie Ton- und Filmaufnahmen zum Zwecke der öffentlichen Vorführung oder Veröffentlichung ihres Inhalts sind unzulässig.

Der Grundsatz der Öffentlichkeit ist ein elementarer Grundsatz unseres Strafrechtssystems, seine Verletzung ein absoluter Revisionsgrund:
§ 338 StPO(Gesetz)Aufzählung der absoluten Revisionsgründe

Ein Urteil ist stets als auf einer Verletzung des Gesetzes beruhend anzusehen, ....

6. wenn das Urteil auf Grund einer mündlichen Verhandlung ergangen ist, bei der die Vorschriften über die Öffentlichkeit des Verfahrens verletzt sind; ....

Soweit so gut.

Das bedeutet nun aber nicht, dass jedermann jederzeit an jedem Verfahren als Zuschauer teilnehmen müsste. Und es bedeutet auch nicht, dass jedes Presseorgan auf der Welt in jedem deutschen Gerichtssaal einen reservierten Platz bekommen müsste. Angesichts der Vielzahl von in- und ausländischen Pressevertretern müssten ansonsten statt Gerichtssälen Gerichtsstadien errichtet werden. Und irgendwann wären auch die überfüllt.

Bei den meisten Gerichtsverfahren hält sich das Interesse der Öffentlichkeit und der Presse auch in bescheidenen Grenzen. Nur wenn es um prominente Angeklagte oder um besonders abscheuliche Taten oder beides geht, besteht die Gefahr, dass die Hütte voll wird.

Ob aber so ein Verfahren vorliegt, weiß ein Gericht allerdings bereits spätestens bei Eingang der Anklageschrift. Im Fall Zschäpe war das schon angesichts der Vielzahl der ermordeten Opfer und der offensichtlichen Fehlleistungen im Ermittlungsverfahren klar. Dann muss das Gericht sich ernsthafte Gedanken machen, wie dem öffentlichen Interesse angemessener Raum eingeräumt werden kann. Und Raum ist hier auch ganz wörtlich zu nehmen.

Ein Verfahren mit internationalem Interesse und einer Vielzahl von Nebenklägern und deren Anwälten muss in einer Räumlichkeit stattfinden, die groß genug ist um den berechtigten Interessen aller Beteilgten und auch der Öffentlichkeit zu genügen.

Aber selbst der größte verfügbare Riesenraum würde bei einem Verfahren wie dem Verfahren gegen die Angeklagte Beate Zschäpe wohl niemals genügen um allen Interessenten Platz zu bieten. Dass der Gerichtssaal in München mit Plätzen für lediglich 50 Pressevertreter dafür viel zu klein sein dürfte, wird der Verteidigung möglicherweise noch Munition für ein Revisionsverfahren liefern, falls es überhaupt zu einer Verurteilung kommt.

Unterstellt man einmal, die Wahl dieses Saals sei eine nicht revisible Entscheidung des Gerichtes, dann kommt es darauf an, ob das Gericht den Verteilung des Platzmangels nach objektiven Kriterien vorgenommen hat. Das wäre nämlich erforderlich. Was nicht geht, ist eine Differenzierung zum Beispiel nach vermeintlicher Qualität der Medien. Das wäre ein subjektives Kriterium, kein objektives. Presse ist Presse.

- von RA Heinrich Schmitz

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