Altersrassismus, Schmutz- und Verleumdungskampagnen
Stefan Niggemeier antwortet auf Anfrage via E-Mail:
„Hallo Herr Wallasch, ich möchte Ihre Fragen nicht beantworten. Viele Grüße Stefan Niggemeier“
Worum ging’s? Der Blogger über den die TAZ einst schrieb, er sei „einer der unerschrockensten Journalisten der Republik“(1) teilte mit seinen 190 Tsd. Followern auf Twitter einen Artikel David Schravens, Geschäftsführer(2) des nach eigenem Bekunden „ersten gemeinnützigen Recherchezentrums“ Correctiv.(3)
Titel des Artikels: „Übergriffe und Wirkungen“.
Nun allerdings darf man sagen, wurde zunächst Stefan Niggemeier übergriffig, als er besagten Artikel via Twitter eine „Schmutz- und Verleumdungskampagne von Roland Tichy und anderen gegen correctiv.org“ nannte. Aber was schreibt David Schraven in seinem Artikel, dass Stefan Niggemeier zu so drastischen Formulierungen greift? Was hatte Roland Tichy geschrieben?(4)
Im Interview(5) mit Stefan Winterbauer (Chefred. Meedia) antwortet David Schraven auf die Frage, was er zur Tichy-Kritik an Correctiv sagt: „Tichy ist ein alter Mann.“ Das darf als Beleidigung verstanden werden. Denn für sein Alter kann der 62-Jährige ja nichts. Nebenbei bemerkt ist der neue SPD-Kanzlerkandidat altersmäßig gleichauf mit Tichy, aber das ist eine andere Baustelle.
Tichy übte Kritik an jenem Portal, das sich in Zukunft bei Facebook für umsonst als eine Art Faktencheck-Kampfdrohne mit Farbbeutelabwurf betätigen will. Wie war das aber, als ein David Schavren noch ohne Zuckerberg-Reinigungsauftrag mit heruntergezogener Kapuze unterwegs war?
Dankenswerterweise hatte das ausgerechnet der unerschrockene Herr Niggemeier recherchiert.(6) Denn noch im März 2014 führte(7) der Blogger einen David Scharven (der damals noch das Ressort „Recherche“ bei „WAZ“ leitete) als eine Art Kollegen-Anschwärzer vor. Nein, anders kann man es kaum umschreiben, wie Niggemeier sich da empört hatte. Schraven hatte sich nämlich per Twitter bei der ZEIT beschwert, dass dort ein Journalist Moritz Gathmann über die Ukraine schreiben dürfe, der wohl ausgerechnet auch bei „Russland heute“ publizieren würde.
Grund für Schravens Twitterei gegen Gathmann laut Niggemeier: „… er hat, was womöglich nicht ganz unwesentlich ist, eine andere Meinung zu den Vorgängen in der Ukraine als Gathmann. (...) Er fand einen Weg, sehr schnell etwas dagegen zu tun." Was Niggemeier empörte, war das Verhalten eines David Scharvens und noch mehr die Reaktion Wegners, der, das ist das Ergebnis der kurzen Zwischengeschichte hier, der sich bei Schraven via Twitter bedankte und erklärte: „Wir (…) haben die Zusammenarbeit beendet“.
Altersrassist David Schraven bekommt also unerwartete Schützenhilfe gegen Roland Tichy ausgerechnet von Stefan Niggemeier. Aber was schrieb denn nun Tichy, was beide gemeinsam so empörte? Oder echauffierte man sich hier aus ganz anderen Gründen? Fragen über Fragen, aber wie schon eingangs erzählt: „Ich möchte Ihre Fragen nicht beantworten. Viele Grüße Stefan Niggemeier.“
Beschauen wir also, was Niggemeier und Schraven wieder vereint und zu twitternden Wüterichen gemacht hat. Zunächst zitiert Tichy aus den Nachdenkenseiten.(8)
Dort findet man es „grotesk“, das ausgerechnet correctiv.org Facebook von fake-News befreien soll. „Und nun soll dieses „Recherchezentrum“, das bislang eher durch fragwürdige Kampfrhetorik denn durch saubere Recherchearbeit aufgefallen ist, also überprüfen, welche Meldungen auf Facebook echt und welche falsch sind?“, fragt man bissig.
Roland Tichy zitiert. Und er äußert Bedenken, dass ausgerechnet einer wie George Soros ebenfalls zu den Geldgebern gehört. Ebenso wie die Deutsche Bank. Hier fragt sein Artikel nach, ob es denn Zufall sei, das ausgerechnet diese Bank die Arbeit von correctiv.org unterstützt, die mit hunderttausenden von Euro eine Investigativ-Kampagne gegen die Sparkassen organisiert. Soll so ein Bankensystem zu Fall gebracht werden, fragt Roland Tichy. Ein System, über das der linke Oskar Lafontaine noch 2011 sagte: "Wir brauchen Sparkassen statt Zockerbuden" (9)
Es steht also die durchaus „heikle Frage“ der Finanzierung solcher Unternehmungen zur Debatte, wie sie Correctiv gegen die Sparkassen unternimmt. Und Roland Tichy fragt seine Leser: „Und nun kommt also Correctiv mit fragwürdiger Finanzstruktur und noch fragwürdigerem Vorgehen und will über Wahr und Falsch entscheiden? Wir alle verfügen über den größten Wissensspeicher der Welt, jeder von uns hat seine private Mammut-Bibliothek mit angeschlossenem Zeitungsarchiv: Die elektronische Suchmaschine. Dort finden sich Fakten, Fakten, Fakten. Wir müssen sie nur abrufen.“
Besonders perfide für Roland Tichy: Corrective legt zwar seine Spender und Unterstützer offen. Man darf nun schauen. Nur: kritisches Nachfragen ist verboten. Dann heißt es nämlich bei Schraven: „Nun wird diese Transparenz gegen uns gewendet, indem Zusammenhänge hergestellt werden, die es nicht gibt.“
Und der so kritisierte David Schraven sattelt noch einen drauf, er spricht nicht nur vom „alten“ Mann, sondern jetzt auch vom „ehemaligen“ Journalisten Roland Tichy. Und dieser „ehemalige“ hätte sich eine Zahlung der Deutschen Bank „herausgepickt.“ Das wäre aber „aus der Luft gegriffen“. Denn die Sparkassenrecherche sei doch viel früher gewesen. Und man habe ja erst „Anfang 2016 die Deutsche Bank als finanziellen Förderer für unsere Bildungsarbeit gewonnen.“
Das entbehrt nicht einer gewissen Pikanterie, denn es unterschlägt dieses bei Correctiv so überaus perfektionierte Belohnsystem. Wir erinnern uns: Correctiv arbeitet unbezahlt von und auf facebook. Schraven erklärt es im Interview mit meedia so:
„Wenn wir später wissen, wie die Arbeitsabläufe sind und wie viel Arbeit das ist, wie viel Leute wir brauchen. Dann finden wir auch einen Weg, wie wir die Leute bezahlen können. Ich gehe nicht davon aus, dass wir Geld von unseren Spendern für die Arbeit auf Facebook ausgeben. Ich gehe aber davon aus, dass so eine Arbeit bezahlt werden muss.“
Man erledigt also eine Arbeit und geht fest davon aus, dass es später bezahlt wird. Aber das ist eine archaische Weisheit – herübergeweht aus einer patriarchalen Welt: Wer Mutti Blumen mitbringt, darf anschließend Sex erwarten. Herrje, na dann mal gutes Gelingen.
1 http://www.taz.de/!5167893/
2 https://correctiv.org/correctiv/geschaeftsfuehrung/
3 https://correctiv.org/blog/2017/01/29/uebergriffe-und-wirkungen/
4 http://www.tichyseinblick.de/tichys-einblick/eine-art-bundespruefstelle-fuer-fake-news/
5 http://meedia.de/2017/01/23/correctiv-chef-david-schraven-wir-sind-kein-dienstleister-wir-arbeiten-nicht-fuer-sondern-auf-facebook/
6 http://www.stefan-niggemeier.de/blog/17470/im-wortlaut-der-code-of-ethics-von-zeit-online/
7 http://www.stefan-niggemeier.de/blog/17427/kurzer-prozess-zeit-online-und-der-geschasste-150-euro-reporter/
8 http://www.nachdenkseiten.de/?p=36631
9 http://www.sueddeutsche.de/politik/oskar-lafontaine-im-gespraech-wir-brauchen-sparkassen-statt-zockerbuden-1.1170962
„Hallo Herr Wallasch, ich möchte Ihre Fragen nicht beantworten. Viele Grüße Stefan Niggemeier“
Worum ging’s? Der Blogger über den die TAZ einst schrieb, er sei „einer der unerschrockensten Journalisten der Republik“(1) teilte mit seinen 190 Tsd. Followern auf Twitter einen Artikel David Schravens, Geschäftsführer(2) des nach eigenem Bekunden „ersten gemeinnützigen Recherchezentrums“ Correctiv.(3)
Titel des Artikels: „Übergriffe und Wirkungen“.
Nun allerdings darf man sagen, wurde zunächst Stefan Niggemeier übergriffig, als er besagten Artikel via Twitter eine „Schmutz- und Verleumdungskampagne von Roland Tichy und anderen gegen correctiv.org“ nannte. Aber was schreibt David Schraven in seinem Artikel, dass Stefan Niggemeier zu so drastischen Formulierungen greift? Was hatte Roland Tichy geschrieben?(4)
Im Interview(5) mit Stefan Winterbauer (Chefred. Meedia) antwortet David Schraven auf die Frage, was er zur Tichy-Kritik an Correctiv sagt: „Tichy ist ein alter Mann.“ Das darf als Beleidigung verstanden werden. Denn für sein Alter kann der 62-Jährige ja nichts. Nebenbei bemerkt ist der neue SPD-Kanzlerkandidat altersmäßig gleichauf mit Tichy, aber das ist eine andere Baustelle.
Tichy übte Kritik an jenem Portal, das sich in Zukunft bei Facebook für umsonst als eine Art Faktencheck-Kampfdrohne mit Farbbeutelabwurf betätigen will. Wie war das aber, als ein David Schavren noch ohne Zuckerberg-Reinigungsauftrag mit heruntergezogener Kapuze unterwegs war?
Dankenswerterweise hatte das ausgerechnet der unerschrockene Herr Niggemeier recherchiert.(6) Denn noch im März 2014 führte(7) der Blogger einen David Scharven (der damals noch das Ressort „Recherche“ bei „WAZ“ leitete) als eine Art Kollegen-Anschwärzer vor. Nein, anders kann man es kaum umschreiben, wie Niggemeier sich da empört hatte. Schraven hatte sich nämlich per Twitter bei der ZEIT beschwert, dass dort ein Journalist Moritz Gathmann über die Ukraine schreiben dürfe, der wohl ausgerechnet auch bei „Russland heute“ publizieren würde.
Grund für Schravens Twitterei gegen Gathmann laut Niggemeier: „… er hat, was womöglich nicht ganz unwesentlich ist, eine andere Meinung zu den Vorgängen in der Ukraine als Gathmann. (...) Er fand einen Weg, sehr schnell etwas dagegen zu tun." Was Niggemeier empörte, war das Verhalten eines David Scharvens und noch mehr die Reaktion Wegners, der, das ist das Ergebnis der kurzen Zwischengeschichte hier, der sich bei Schraven via Twitter bedankte und erklärte: „Wir (…) haben die Zusammenarbeit beendet“.
Altersrassist David Schraven bekommt also unerwartete Schützenhilfe gegen Roland Tichy ausgerechnet von Stefan Niggemeier. Aber was schrieb denn nun Tichy, was beide gemeinsam so empörte? Oder echauffierte man sich hier aus ganz anderen Gründen? Fragen über Fragen, aber wie schon eingangs erzählt: „Ich möchte Ihre Fragen nicht beantworten. Viele Grüße Stefan Niggemeier.“
Beschauen wir also, was Niggemeier und Schraven wieder vereint und zu twitternden Wüterichen gemacht hat. Zunächst zitiert Tichy aus den Nachdenkenseiten.(8)
Dort findet man es „grotesk“, das ausgerechnet correctiv.org Facebook von fake-News befreien soll. „Und nun soll dieses „Recherchezentrum“, das bislang eher durch fragwürdige Kampfrhetorik denn durch saubere Recherchearbeit aufgefallen ist, also überprüfen, welche Meldungen auf Facebook echt und welche falsch sind?“, fragt man bissig.
Roland Tichy zitiert. Und er äußert Bedenken, dass ausgerechnet einer wie George Soros ebenfalls zu den Geldgebern gehört. Ebenso wie die Deutsche Bank. Hier fragt sein Artikel nach, ob es denn Zufall sei, das ausgerechnet diese Bank die Arbeit von correctiv.org unterstützt, die mit hunderttausenden von Euro eine Investigativ-Kampagne gegen die Sparkassen organisiert. Soll so ein Bankensystem zu Fall gebracht werden, fragt Roland Tichy. Ein System, über das der linke Oskar Lafontaine noch 2011 sagte: "Wir brauchen Sparkassen statt Zockerbuden" (9)
Es steht also die durchaus „heikle Frage“ der Finanzierung solcher Unternehmungen zur Debatte, wie sie Correctiv gegen die Sparkassen unternimmt. Und Roland Tichy fragt seine Leser: „Und nun kommt also Correctiv mit fragwürdiger Finanzstruktur und noch fragwürdigerem Vorgehen und will über Wahr und Falsch entscheiden? Wir alle verfügen über den größten Wissensspeicher der Welt, jeder von uns hat seine private Mammut-Bibliothek mit angeschlossenem Zeitungsarchiv: Die elektronische Suchmaschine. Dort finden sich Fakten, Fakten, Fakten. Wir müssen sie nur abrufen.“
Besonders perfide für Roland Tichy: Corrective legt zwar seine Spender und Unterstützer offen. Man darf nun schauen. Nur: kritisches Nachfragen ist verboten. Dann heißt es nämlich bei Schraven: „Nun wird diese Transparenz gegen uns gewendet, indem Zusammenhänge hergestellt werden, die es nicht gibt.“
Und der so kritisierte David Schraven sattelt noch einen drauf, er spricht nicht nur vom „alten“ Mann, sondern jetzt auch vom „ehemaligen“ Journalisten Roland Tichy. Und dieser „ehemalige“ hätte sich eine Zahlung der Deutschen Bank „herausgepickt.“ Das wäre aber „aus der Luft gegriffen“. Denn die Sparkassenrecherche sei doch viel früher gewesen. Und man habe ja erst „Anfang 2016 die Deutsche Bank als finanziellen Förderer für unsere Bildungsarbeit gewonnen.“
Das entbehrt nicht einer gewissen Pikanterie, denn es unterschlägt dieses bei Correctiv so überaus perfektionierte Belohnsystem. Wir erinnern uns: Correctiv arbeitet unbezahlt von und auf facebook. Schraven erklärt es im Interview mit meedia so:
„Wenn wir später wissen, wie die Arbeitsabläufe sind und wie viel Arbeit das ist, wie viel Leute wir brauchen. Dann finden wir auch einen Weg, wie wir die Leute bezahlen können. Ich gehe nicht davon aus, dass wir Geld von unseren Spendern für die Arbeit auf Facebook ausgeben. Ich gehe aber davon aus, dass so eine Arbeit bezahlt werden muss.“
Man erledigt also eine Arbeit und geht fest davon aus, dass es später bezahlt wird. Aber das ist eine archaische Weisheit – herübergeweht aus einer patriarchalen Welt: Wer Mutti Blumen mitbringt, darf anschließend Sex erwarten. Herrje, na dann mal gutes Gelingen.
1 http://www.taz.de/!5167893/
2 https://correctiv.org/correctiv/geschaeftsfuehrung/
3 https://correctiv.org/blog/2017/01/29/uebergriffe-und-wirkungen/
4 http://www.tichyseinblick.de/tichys-einblick/eine-art-bundespruefstelle-fuer-fake-news/
5 http://meedia.de/2017/01/23/correctiv-chef-david-schraven-wir-sind-kein-dienstleister-wir-arbeiten-nicht-fuer-sondern-auf-facebook/
6 http://www.stefan-niggemeier.de/blog/17470/im-wortlaut-der-code-of-ethics-von-zeit-online/
7 http://www.stefan-niggemeier.de/blog/17427/kurzer-prozess-zeit-online-und-der-geschasste-150-euro-reporter/
8 http://www.nachdenkseiten.de/?p=36631
9 http://www.sueddeutsche.de/politik/oskar-lafontaine-im-gespraech-wir-brauchen-sparkassen-statt-zockerbuden-1.1170962
Alexander Wallasch - 1. Feb, 12:13