Digitale Unhöflichkeit
Gibt es denn so etwas überhaupt? Eine digitale Unhöflichkeit?
Ich glaube ja. Mich ärgern immer besonders Namenskürzel unter E-Mails. Darauf angesprochen werden die X.X. mit ökonomischen Argumenten verteidigt. Oder mit Automatismen.
Ich glaube diese Kürzler hatten als Kinder eine Kinderpost. Da muss eine Lust am Stempeln geboren sein. Und so einem Kinderglaube ist wohl schwer beizukommen. Der Akt der Verwaltung scheint im deutschen Wesen eine erotische Komponente zu haben.
In der Nachbarschaft arbeitet die Stadtverwaltung. Jeden Tag stolzieren die Mitarbeiter in den Mittagspausen mit Ihren blassroten Laufmappen durch die Haupteinkaufsstraße. Mit dem Ding unterm Arm schlürfen Sie sogar ihren Latte Macchiato.
Besonders lustig, wenn mehrere dieser Mappen auf so einem Kaffeetischchen zusammentreffen. Ein mattbunter Papphaufen.
Laufmappen haben außen viele kleine Kästchen. In den Büros funktioniert es so, dass jedes Mal, wenn einer den innenliegenden Verwaltungsakt angeschaut hat, er außen sein Kürzel draufsetzt. Das bedeutet dann für die anderen: Gelesen. Gesehen. Abgehakt. Und so unterschreibt man dann halt auch seine E-Mails. Selbst gute Freunde machen das mittlerweile. Manchmal glaube ich, die Intention dahinter ist, den Inhalt selbst zu erhöhen. Ihn amtlicher zu machen. Oder es ist ein symbolisches Kürzeln, dass mir sagen soll: "Du, sorry – ich bin aber gerade so was von busy." Ja, meine Freunde sind busy.
Ich habe früher bei meinen ersten Liebesbriefen immer das "Ich" weggelassen. Also so Sätze geschrieben wie: "Glaube Du liebst mich nicht mehr." oder "War traurig, das wir uns nicht mehr gesehen haben." Ich kann mich trotzdem an keinen solchen Brief erinnern, unter den ich ein Kürzel gesetzt hätte. Das eine ist verliebte Bescheidenheit, das andere eine Unhöflichkeit. Na klar, es geht ja nicht immer um Liebesgeflüster in E-mails. Schon richtig. Aber bitte schön – muss man das extra noch betonen, in dem man mit X.X. unterzeichnet? Ist das ein Akt der De-emotionalisierung?
Also, ich glaube an die Liebe. Aber das ist ein anderes Thema. Im Moment glaube ich, dass es so etwas wie eine digitale Unhöflichkeit gibt. Und sie beginnt damit, das man Freunden E-Mail-Nachrichten schickt, als würde man Inhalte einer Laufmappe mitteilen.
herzlich
Alexander Wallasch
Ich glaube ja. Mich ärgern immer besonders Namenskürzel unter E-Mails. Darauf angesprochen werden die X.X. mit ökonomischen Argumenten verteidigt. Oder mit Automatismen.
Ich glaube diese Kürzler hatten als Kinder eine Kinderpost. Da muss eine Lust am Stempeln geboren sein. Und so einem Kinderglaube ist wohl schwer beizukommen. Der Akt der Verwaltung scheint im deutschen Wesen eine erotische Komponente zu haben.
In der Nachbarschaft arbeitet die Stadtverwaltung. Jeden Tag stolzieren die Mitarbeiter in den Mittagspausen mit Ihren blassroten Laufmappen durch die Haupteinkaufsstraße. Mit dem Ding unterm Arm schlürfen Sie sogar ihren Latte Macchiato.
Besonders lustig, wenn mehrere dieser Mappen auf so einem Kaffeetischchen zusammentreffen. Ein mattbunter Papphaufen.
Laufmappen haben außen viele kleine Kästchen. In den Büros funktioniert es so, dass jedes Mal, wenn einer den innenliegenden Verwaltungsakt angeschaut hat, er außen sein Kürzel draufsetzt. Das bedeutet dann für die anderen: Gelesen. Gesehen. Abgehakt. Und so unterschreibt man dann halt auch seine E-Mails. Selbst gute Freunde machen das mittlerweile. Manchmal glaube ich, die Intention dahinter ist, den Inhalt selbst zu erhöhen. Ihn amtlicher zu machen. Oder es ist ein symbolisches Kürzeln, dass mir sagen soll: "Du, sorry – ich bin aber gerade so was von busy." Ja, meine Freunde sind busy.
Ich habe früher bei meinen ersten Liebesbriefen immer das "Ich" weggelassen. Also so Sätze geschrieben wie: "Glaube Du liebst mich nicht mehr." oder "War traurig, das wir uns nicht mehr gesehen haben." Ich kann mich trotzdem an keinen solchen Brief erinnern, unter den ich ein Kürzel gesetzt hätte. Das eine ist verliebte Bescheidenheit, das andere eine Unhöflichkeit. Na klar, es geht ja nicht immer um Liebesgeflüster in E-mails. Schon richtig. Aber bitte schön – muss man das extra noch betonen, in dem man mit X.X. unterzeichnet? Ist das ein Akt der De-emotionalisierung?
Also, ich glaube an die Liebe. Aber das ist ein anderes Thema. Im Moment glaube ich, dass es so etwas wie eine digitale Unhöflichkeit gibt. Und sie beginnt damit, das man Freunden E-Mail-Nachrichten schickt, als würde man Inhalte einer Laufmappe mitteilen.
herzlich
Alexander Wallasch
Alexander Wallasch - 18. Okt, 10:16
ElsaLaska - 19. Okt, 01:42
*lach
Irgendwie liebe ich Dein Blog.
E.L.
E.L.
Alexander Wallasch - 19. Okt, 07:54
;)
Na wenigstens eine. Ich krieg hier sonst nur hämische Lacher dafür – wollte das Ding schon löschen. Hatte dann aber Hoffnung, das ich das Format noch erobern kann....
Aber wahrscheinlich meinst Du es ironisch ;))
Aber wahrscheinlich meinst Du es ironisch ;))
heinrich schmitz - 20. Okt, 17:35
klitzekleiner beitrag
o.k. mit dem Zusatz klitzkleiner Beitrag genehmigt . aber du warst schon besser . ich werde das gefühl nicht los, der direkte meinungskampf bei facebook hat resourcen gefördert, die alleinallein vor dem weißen blatt nicht abgerufen werden können, weil sie es nicht mehr müssen. der clinch ist doch deine stärke - ich hoffe ich muss nicht schreiben "gewesen".
mit allerfreundlichsten grüßen
heinrich
P.S. lass dich von EL nicht veräppeln
mit allerfreundlichsten grüßen
heinrich
P.S. lass dich von EL nicht veräppeln
Alexander Wallasch - 26. Okt, 15:43
Ach meinste EL hat mich verarscht? na ja ... die musste selber immer soviel einstecken auf FB – sei es ihr gegönnt, oder?
Aber davon abgesehen AW. Etwas schärfer hier bitte und Themen die unter die Haut gehen....
BvG
Schock