Günter Grass - Weisheit oder Blödheit?
http://www.charivari.de/ddp/Basis/400/i430023811976038_bld_online_400.jpg
"Der gute alte Mann mit dem wuscheligen Bärtchen hätte wohl besser das Pfeifen-Maul gehalten"- wünschen sich nun auch viele seiner Freunde. Aber wer, wenn nicht einer,der alles erreicht hat, braucht noch Gründe mal herrisch auf den selbstgefälligen Gutmenschen-Busch zu klopfen?
Grass der Oberwutbürger. Irgendwie befreiend menschlich. Da tobt der Diez analog zum Broder. Was kann es Erquickenderes geben?
Was hat Grass auch zu verlieren? Senilität oder Genialität - das ist doch zweitrangig. Er hat das Forum und stellt sich den tagespolitischen Themen. Gut so! Das Anti-Tagesschau-Programm.
Also gib Kette Grass! Und freu Dich wie die alle toben.
Zur Sache:
Also ich kann an dem mittelmäßigen aber überaus mutigen Grass-Gedichtchen so gar nichts Antisemitisches entdecken. Nichts Rassistisches und nichts Menschenverachtendes. Was soll also das töricht-refelxartige Mainstream-Geschrei der ewigen Besserwissermaulaffen im deutschen Wichtigtuer-Feuillton? Wieder mal eine echte Blödheit.
Nachtrag: Nein, Grass ermutigt keine Rechtsradikalen (Die Rechtsradikalen essen auch Würstchen, deshalb wird aber niemand Vegetarier). Der deutsche Kultur- und Politpöbel reagiert reflexartig. Induziertes Irrsein. Was den einen oder anderen trösten könnte, es ist ja als Reflex ähnlich dem von religiösen Fanatikern, die in einer ansonsten vernünftigen Diskussion ihren angegriffenen Glauben verteidigen. Die Schreier gegen Grass sind Gläubige. Induziert irre Gläubige.
Übrigens, einer der nicht schreit ist Schirrmacher. Nur seine Analyse ist nachdenkenswert: http://m.faz.net/aktuell/feuilleton/eine-erlaeuterung-was-grass-uns-sagen-will-11708120.html
Aber, um ein Veto zu setzen: schon allein wegen dieses deutschphobischen Dreckspatzes vom SPIEGEL sollte man Grass reflexartig zur Seite springen:
http://www.spiegel.de/spiegel/0,1518,825949,00.html
Und einen wohltuenden Beitrag von Augstein - mensch, der Bursche ist schnell! - gibt es auch schon:
http://www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,826163,00.html
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Und hier mal zum Runterkommen der Originaltext:
Was gesagt werden muss
Warum schweige ich, verschweige zu lange,
was offensichtlich ist und in Planspielen
geübt wurde, an deren Ende als Überlebende
wir allenfalls Fußnoten sind.
*
Es ist das behauptete Recht auf den Erstschlag,
der das von einem Maulhelden unterjochte
und zum organisierten Jubel gelenkte
iranische Volk auslöschen könnte,
weil in dessen Machtbereich der Bau
einer Atombombe vermutet wird.
*
Doch warum untersage ich mir,
jenes andere Land beim Namen zu nennen,
in dem seit Jahren – wenn auch geheim gehalten -
ein wachsend nukleares Potenzial verfügbar
aber außer Kontrolle, weil keiner Prüfung
zugänglich ist?
*
Das allgemeine Verschweigen dieses Tatbestandes,
dem sich mein Schweigen untergeordnet hat,
empfinde ich als belastende Lüge
und Zwang, der Strafe in Aussicht stellt,
sobald er missachtet wird;
das Verdikt ‘Antisemitismus’ ist geläufig.
*
Jetzt aber, weil aus meinem Land,
das von ureigenen Verbrechen,
die ohne Vergleich sind,
Mal um Mal eingeholt und zur Rede gestellt wird,
wiederum und rein geschäftsmäßig, wenn auch
mit flinker Lippe als Wiedergutmachung deklariert,
ein weiteres U-Boot nach Israel
geliefert werden soll, dessen Spezialität
darin besteht, allesvernichtende Sprengköpfe
dorthin lenken zu können, wo die Existenz
einer einzigen Atombombe unbewiesen ist,
doch als Befürchtung von Beweiskraft sein will,
sage ich, was gesagt werden muss.
*
Warum aber schwieg ich bislang?
Weil ich meinte, meine Herkunft,
die von nie zu tilgendem Makel behaftet ist,
verbiete, diese Tatsache als ausgesprochene Wahrheit
dem Land Israel, dem ich verbunden bin
und bleiben will, zuzumuten.
*
Warum sage ich jetzt erst,
gealtert und mit letzter Tinte:
Die Atommacht Israel gefährdet
den ohnehin brüchigen Weltfrieden?
Weil gesagt werden muss,
was schon morgen zu spät sein könnte;
auch weil wir – als Deutsche belastet genug -
Zulieferer eines Verbrechens werden könnten,
das voraussehbar ist, weshalb unsere Mitschuld
durch keine der üblichen Ausreden
zu tilgen wäre.
*
Und zugegeben: ich schweige nicht mehr,
weil ich der Heuchelei des Westens
überdrüssig bin; zudem ist zu hoffen,
es mögen sich viele vom Schweigen befreien,
den Verursacher der erkennbaren Gefahr
zum Verzicht auf Gewalt auffordern und
gleichfalls darauf bestehen,
dass eine unbehinderte und permanente Kontrolle
des israelischen atomaren Potenzials
und der iranischen Atomanlagen
durch eine internationale Instanz
von den Regierungen beider Länder zugelassen wird.
*
Nur so ist allen, den Israelis und Palästinensern,
mehr noch, allen Menschen, die in dieser
vom Wahn okkupierten Region
dicht bei dicht verfeindet leben,
und letztlich auch uns zu helfen.
Günter Grass
Alexander Wallasch - 6. Apr, 10:45
heinrich schmitz - 6. Apr, 13:33
Merk-würdig
Schön, dass mein Kommentar als merk-würdig erkannt wird.
Manchmal bin ich auch zynisch, aber was ist denn zynisch daran, einmal die Fakten zu betrachten.
Israel ist zwar aufgrund internationalen und auch deutschen Hochrüstung in der Lage, sich gegen militärische Angriffe zu verteidigen, aber eine Vernichtung des iranischen Volkes, wäre Israel eben nicht möglich - und auch von Israel gar nicht gewollt. Eine Vernichtung des israelischen Volkes wäre hingegen mit einem atomaren Angriff auf Israel möglich - ob der gewollt ist, weiss ich nicht und behaupte auch nicht es zu wissen.
Dass ein Literaturnobelpreisträger eine Autorität auf irgend einem anderen Gebiet als auf dem der Literatur wäre, ist mir neu. Und wenn ich mir dieses "Gedicht" ansehe, habe ich sogar Zweifel daran, dass diese Autorität noch vorhanden ist.
Das Feuilleton-Geheule ist wieder ein ganz anderes Thema - ein deutscher Reflex und hat weder mit dem Inhalt noch der Form zu tun - und ist nicht mein Thema. Von mir aus hätte zu dem Grasstext gar nichts gesagt werden müssen. Wäre er nicht von Grass, hätte ihn die Süddeutsche doch gar nicht gebracht, sondern den Autor freundlich abgewimmelt :-))
Die Frage nach Grass' Absicht ist offen gestellt. Ein erkennbarer Grund dafür, das Ding jetzt zu bringen, ist für mich nicht ersichtlich. Für einen Friedensnobelpreis wird's nicht langen. Dass er damit politsch etwas ändert , nicht zu erwarten.
Vielleicht bin ich, was Grass angeht ja nicht auf dem neuesten Stand, aber ich habe schon lange nichts mehr von ihm gehört oder gelesen. Wenn's einen neuen Grass gäbe, hätte ich den auch so gelesen.
Manchmal bin ich auch zynisch, aber was ist denn zynisch daran, einmal die Fakten zu betrachten.
Israel ist zwar aufgrund internationalen und auch deutschen Hochrüstung in der Lage, sich gegen militärische Angriffe zu verteidigen, aber eine Vernichtung des iranischen Volkes, wäre Israel eben nicht möglich - und auch von Israel gar nicht gewollt. Eine Vernichtung des israelischen Volkes wäre hingegen mit einem atomaren Angriff auf Israel möglich - ob der gewollt ist, weiss ich nicht und behaupte auch nicht es zu wissen.
Dass ein Literaturnobelpreisträger eine Autorität auf irgend einem anderen Gebiet als auf dem der Literatur wäre, ist mir neu. Und wenn ich mir dieses "Gedicht" ansehe, habe ich sogar Zweifel daran, dass diese Autorität noch vorhanden ist.
Das Feuilleton-Geheule ist wieder ein ganz anderes Thema - ein deutscher Reflex und hat weder mit dem Inhalt noch der Form zu tun - und ist nicht mein Thema. Von mir aus hätte zu dem Grasstext gar nichts gesagt werden müssen. Wäre er nicht von Grass, hätte ihn die Süddeutsche doch gar nicht gebracht, sondern den Autor freundlich abgewimmelt :-))
Die Frage nach Grass' Absicht ist offen gestellt. Ein erkennbarer Grund dafür, das Ding jetzt zu bringen, ist für mich nicht ersichtlich. Für einen Friedensnobelpreis wird's nicht langen. Dass er damit politsch etwas ändert , nicht zu erwarten.
Vielleicht bin ich, was Grass angeht ja nicht auf dem neuesten Stand, aber ich habe schon lange nichts mehr von ihm gehört oder gelesen. Wenn's einen neuen Grass gäbe, hätte ich den auch so gelesen.
Alexander Wallasch - 6. Apr, 14:14
Länger ist nicht immer besser ;)))
Du wiederholtst leider Deine üble These von der nur teilweise möglichen Zerstörung dank Fläche. Das ist zynisch. Ohne Frage. Denn es sagt ja lediglich: Israels Bevölkerung wäre ganz weg, die des Iran könne sich nach einem Atom-Bombardement wieder erholen. Hinzukommt, das es im Irak, in Libyen usw. keine Atromschläge gab und dennoch huinderttausende verreckt sind, so wird es bei einem Präventiv-Schlag im Iran auch kommen.
Und was ist das für ein deutsches Geheul um Autorität? Grass darf also nur in Sachen Literatur eine sei? Also ehrlich Heinrich, damit verbietest Du uns beiden das Maul. Das ist bullshit.
Und was ist das für ein deutsches Geheul um Autorität? Grass darf also nur in Sachen Literatur eine sei? Also ehrlich Heinrich, damit verbietest Du uns beiden das Maul. Das ist bullshit.
heinrich schmitz - 6. Apr, 14:53
Autorität
Genau Alexander, das ist bullshit. Ich verbiete doch gerade keinen das Maul. Er kann doch, genau wie Du oder ich schreiben, was er möchte. Es hat seine Bedeutung oder Nichtbedeutung aber nur aus sich heraus und nicht, weil er einen Nobelpreis hat. Den bekommt man ja nicht als Dauergütesiegel für richtiges Denken, sondern für was auch immer. Wer behauptet Israel wolle ein anderes Volk vernichten oder nehme das bei einem Angriff in Kauf, soll mal Fakten bringen. Das habe ich selbst von israelischen Hardlinern bisher nicht gehört.Grass mag seinen Text für ausgewogen halten, das wäre er aber nur, wenn seine Prämissen stimmten. Wenn's Literatur sein soll, muss das nicht sein, aber dann sollte man auch erkennen können, dass es Literatur ist.
Alexander Wallasch - 6. Apr, 15:06
Diez halt`s Maul
nö nö - aber versuchen wir es mal anders:
Die deutschphobische Großfresse Diez stürzt sich sofort drauf. Das alleine ist Grund genug dem deutschen Nobelpreisträger (der übrigens schon immer auch politisch war, und nie nur Literat) zur Seite zu springen:
http://www.spiegel.de/spiegel/0,1518,825949,00.html
Die deutschphobische Großfresse Diez stürzt sich sofort drauf. Das alleine ist Grund genug dem deutschen Nobelpreisträger (der übrigens schon immer auch politisch war, und nie nur Literat) zur Seite zu springen:
http://www.spiegel.de/spiegel/0,1518,825949,00.html
heinrich schmitz - 6. Apr, 15:28
Diez :-))
Nur weil ein Text von Diez ist, der sich mit seiner Kritik an "Deutscher Sohn" kräftig vergalloppiert hat und dem man das "deutschphobisch" nicht zu Unrecht anheften kann, muss nicht alles falsch sein , was er schreibt, so wenig alles richtig sein muss was eine vermeindliche Autorität so von sich gibt. Sein letzter Satz "Hat ihn jemand daran gehindert?" ist richtig. Niemand hat Grass gehindert und er ist alter Hase genug, um die erwartbare Empörung nicht nur einkalkuliert, sondern bewusst gewollt zu haben.
Zu Autoritäten habe ich vielleicht ein zu gespaltenes Verhältnis, aber ein blindes Vertrauen zu einer Autorität würde ich Dir auch nicht zutrauen wollen. Ich habe da meinen "Papst" noch nicht gefunden.
Zu Autoritäten habe ich vielleicht ein zu gespaltenes Verhältnis, aber ein blindes Vertrauen zu einer Autorität würde ich Dir auch nicht zutrauen wollen. Ich habe da meinen "Papst" noch nicht gefunden.
Alexander Wallasch - 6. Apr, 15:30
oh,ein rechtanwältischer Tiefschlag!
Du spielst die beleidigte Leberwurst und holst zum Tiefschlag aus? Nun gut. Dennoch erklär ich es Dir, es geht nicht um mich, Niermann oder Deutscher Sohn, sondern um die Nazi-Vorwurf-Debatte gegen Kracht von vor ein paar Wochen, das dem selben Schema folgte. Denn gerade Diez sieht sich als Autorität in dem Thema und ist doch nur ein deutschphobisches Arschloch, also was willst Du Heinrich?
Und nein, gerade der letzte Satz ist so besonders scheiße, das es weh tut.
Und nein, gerade der letzte Satz ist so besonders scheiße, das es weh tut.
heinrich schmitz - 6. Apr, 15:43
Leberwurst
Genau, auch die unterirdische Kritik gegen Kracht ging in die gleiche Richtung und deshalb stimme ich dir ja bei der Bewertung Diez zu und bin keineswegs beleidigt. Wo kämen wir denn hin, wenn man bei jeder abweichenden Ansicht beleidigt wäre. Das kann man doch heute in jeder 2. talkshow sehen, wohin es führt, wenn jeder meint, sein Standpunkt wäre der einzig wahre und einzig denkbare. Grass kann sagen was er will und niemand kann oder will ihn daran hindern. Das gilt aber auch für Wallasch, Schmitz und Lieschen Müller. Wer meint er hätte die alleinige Weisheit gepachtet läuft Gefahr, furchtbar daneben zu liegen.
Alexander Wallasch - 6. Apr, 15:51
Einverstanden!
Aber was wären wir ohne dieses herrliche Risiko so furchtbar daneben zu liegen?
Also Konsens!
Also Konsens!
Bernhard v. Guretzky - 6. Apr, 15:47
Spiegel und Bild müssen unser Haupt mit Asche bestreuen. Wg. Holocaust.
Das ist ein altbekanntes Ritual, wer das nicht anerkennt ist Antisemit. Und
Herr Broder ist der Richter. So einfach ist das. Sollte Grass ja eigentlich
wissen. Also hat er jetzt mit letzter Tinte gegen das Kartell
angeschrieben. Ich hoffe, er hat noch ein paar Fässer... Meine Unterstützung hat er.
Wird Zeit, dass Broder&Co in Rente gehen.
Das ist ein altbekanntes Ritual, wer das nicht anerkennt ist Antisemit. Und
Herr Broder ist der Richter. So einfach ist das. Sollte Grass ja eigentlich
wissen. Also hat er jetzt mit letzter Tinte gegen das Kartell
angeschrieben. Ich hoffe, er hat noch ein paar Fässer... Meine Unterstützung hat er.
Wird Zeit, dass Broder&Co in Rente gehen.
Alexander Wallasch - 6. Apr, 15:52
!!! Mutig gesprochen Bernhard!
steppenhund - 6. Apr, 17:55
Ihr habt alle unrecht. Nur ich habe die Wahrheit gepachtet. Aber ich sage sie nicht:)
-
im Übrigen kann ich dem Artikel durchaus zustimmen...
-
im Übrigen kann ich dem Artikel durchaus zustimmen...
heinrich schmitz - 6. Apr, 18:06
Spiegel-Augstein
@bernhard: Der Spiegel kann auch anders. Es ist nicht alles Diez. http://www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,826163,00.html
Absicht
Zyniker?
Ps.: Allein am Geheule solltest Du feststellen, wie brisant die Grasssche "Wahrheit" ist, das alleine stellt ja Deine §-Argumentation aiuf den Kopf. Klar kommt man für so etwas nur bedingt in den Knast, aber ganz sicher nicht mehr ins Feuilleton. Also bitte, denk nach!
Ps.2:Und nein, es wurde eben scheinbar nciht schon x-mal gesagt und schon gar nciht von einer Autorität (Nobelpreis) - darum geht es doch!
Ps.3: und was hat das mit einem neuen Buch zu tun? Selbst wenn, was für ein überaus merkwürdiger Diskussionsansatz....