Donnerstag, 12. April 2012

MATTHIAS MATUSSEK im INTERVIEW

http://www.subway.de/aktuell/shortnews/artikel/matthias-matussek-im-interview-tschuess-sie-alter-gauner-14416.html
matussek-Wallasch-

„TSCHÜSS, SIE ALTER GAUNER.“
Der heilige Zorn des Matthias Matussek


Anne Will fragte unlängst: „Hat die Kirche noch Antworten?“ Und wetten, dass Matthias Matussek, Deutschlands Vorzeigekatholik Nr.1, auf der Einladungsliste stand? Wette gewonnen.
Ein wenig abgeschmackt allerdings die tagesaktuelle Relevanz des Themas: Seehofer und Wulff hatten sich zur inneren Reinigung auf Zeit in Klöster verabschiedet. Und warum Matussek bei Anne Will saß, erklärt nicht nur sein aktuelles Buch „Das katholische Abenteuer“, sondern schon nach 15 Minuten auf Sendung seine erste von weiteren Verbalexplosionen, als er die Populärpsychologin Angelika Kallwass aufgebracht fragt, ob sie denn „irre“ sei, Hitler und Gott in einem Atemzug zu nennen.

Warum tut sich das jemand an, der schon fast alles erreicht hat, was ein Journalist in Deutschland erreichen kann? Was treibt erfolgsverwöhnte Männer um, in ihrer zweiten Lebenshälfte so zornig zu werden, wie unlängst – noch um ein Vielfaches medienwirksamer – Nobelpreisträger Günter Grass?

Moment, Grass ist eine ganz andere Sache, Grass war ja nicht zornig, sondern berechnend, und zwar berechnend antisemitisch, so berechnend wie Ahmadinedschad, der ihn wahrscheinlich demnächst ehrenhalber einbürgern wird. Nö, mir ist schlicht wegen Heiner Geissler der Kragen geplatzt bei Anne Will.

Die ehemalige DDR 1989/90 zur "Stunde Null" („Palasthotel“), vernachlässigte Väter im deutschen Geschlechterkampf („Die vaterlose Gesellschaft“), eine Liebeserklärung an Deutschland („Wir Deutschen“) und im vergangenen Jahr dann eine solche an den katholischen Glauben („Das katholische Abenteuer“) – Himmel noch einmal, geht's nicht mal etwas ruhiger, müssen es immer die ganz großen Themen sein – gar keine Sehnsucht nach der „Geliebten zwischen Strand und Dschungel“, Ihre wunderbare Brasilien-Liebeserklärung?

Doch, große Sehnsucht nach Rio, immer wieder. Aber ich mische mich gerne ein, das ist doch der Motor für jeden Journalisten. Oder sollte es sein. Und ich habe Grundüberzeugungen, für die ich mich gerne ins Getümmel werfe. Karrierefördernd ist das nicht. Karrierefördernd ist Überzeugungslosigkeit.

Was erfordert in Deutschland mehr Mut, ein Bekenntnis zum Vaterland oder eines zum katholischen Glauben?

Das ist ein Kopf-an-Kopf-Rennen ins gesellschaftliche Abseits, würde ich sagen. Beide Themen sind „pfui“ in unserer dauerironischen Abgeklärtheit. Allerdings liegt das Glaubensbekenntnis dann doch vorne, das ist absolut uncool.

Anne Will und Matthias Matussek – fast schon eine Zweckgemeinschaft? Was macht die Win-win-Situation aus?

Ich mag Anne Will. Ich fand es schade, dass sie ihren Sonntagsplatz räumen musste. Aber ihre jetzige Sendung hat auch sehr gute Quoten. Was sie an mir schätzt? Mein Aussehen, ist doch klar (lacht).

Auf Ihrer Facebook-Seite haben Sie erstmals nach einer Anne-Will-Sendung mit Ihrer Beteiligung eine persönliche Nachlese veröffentlicht. Wie ist dieser Aufklärungsbedarf entstanden?

Nein nein, die anderen hatten Bedarf. Die einen fanden mein, sagen wir: energisches Auftreten prima, die anderen nicht. Ich habe mich erstmal in Grund und Boden geschämt. Aber dann dachte ich mir: So what? Jedes Mal nehme ich mir vor, so sympathisch zu sein wie Giovanni di Lorenzo. Nie klappt das, keine Ahnung wieso. Aber jetzt fällt mir auf: Es liegt an Geissler, ist doch logisch.

Auf Ihrer Seite in dieser Sendung: Historiker Arnulf Baring, der gefühlt noch häufiger als Sie in deutschen Talk-Shows auftritt und diesmal überraschend als Bruder im katholischen Geiste vorstellig wird. Kann es sein, dass zu den wahren Verteidigern des katholischen Glaubens auch erstaunlich viele Nichtkatholiken gehören?


Ja. Die schlimmsten Gegner des Katholizismus sitzen in der deutschen katholischen Kirche. Wenn sie noch hingehen. Sie konzentrieren sich auf den Kampf gegen den Papst, gegen die Dogmen, gegen die Formensprache und Tradition der Kirche. Sie sind auch mehrheitlich nicht mehr in der Lage, das Credo zu beten: „Auferstehung der Toten und das ewige Leben“, da winken die meisten ab. Wahrscheinlich soll das auch reformiert werden.
Baring dagegen hat ein Sensorium für die letzten Fragen, für Ritual und Tradition. Er war in der Sendung der einzige, der zu „Transzendenz“ und „Vergebung“ Wesentliches zu sagen hatte.

Bei Anne Will Ihnen gegenüber Heiner Geißler, den Sie in Ihrem Buch „Das katholische Abenteuer“ ordentlich abwatschen. Hatten Sie während der Diskussion das Gefühl einer unversöhnlichen Retourkutsche? Und wie begegnet man sich vor und nach der Aufzeichnung?

Ja, das geistige Oberhaupt der Reformkatholiken ist der unermüdliche Attac-Kämpfer Heiner Geissler, der sich als eine Art Bauchredner Jesu versteht. Er hat ja auch in der Sendung gesagt, dass er ohne Sünde ist, zumindest in den letzten zehn Tagen, und das ist schon ein göttliches Attribut: sündenfrei zu sein.
Nach der Sendung waren wir gemütlich miteinander. Er hat sich verabschiedet mit den Worten „Tschüss, Sie alter Gauner“.

Ebenfalls auf der Ihnen gegenüberliegenden Seite der Runde Autor Andreas Altmann („Das Scheißleben meines Vaters, das Scheißleben meiner Mutter und meine eigene Scheißjugend“), der sich auf dramatische Weise als Opfer der katholischen Kirche beschreibt. Was ist denn nun die Ausnahme, Ihr katholisches Abenteuer oder das des Andreas Altmann?

Altmanns. Hoffe ich. Er ist schwer gezeichnet. Ich habe ihm in der Sendung ja auch gesagt, dass ich Mitleid mit ihm habe, und das hab ich ernst gemeint. Diese Kindheit, die er erlitten hat, muss die Hölle gewesen sein. Oder er hat sie gut erfunden.

Was war da mit Ihnen und Angelika Kallwass los, die ebenfalls auf der „anderen Seite“ saß? Wie sinnvoll ist es die "Vertreterin der Populär-Meinung" so hart anzugehen?


Na ja, wenn sie die Kirche als bedeutungsloses Event bezeichnet, und die Unterwerfung unter Hitlers Mörderbande mit dem Gehorsam Gott gegenüber vergleicht – unter Hitlers Opfer waren viele gesetzestreue Juden, aber auch katholische Priester – dann ist das schon irre. Es ist dieser gedankenlos hingeplapperte Atheismus, diese stolze Ignoranz religiösen Fragen gegenüber, die mich ärgert. Und dann gibt sie am Schluss noch der Kirche die Schuld am religiösen Analphabetismus unserer Gesellschaft.


Warum ist der Nationalsozialismus scheinbar elementares Element vieler wichtiger Katholizismus-Debatten?

Hitler hat die Kirche gehasst. Er wollte sie ersetzt haben durch seine Partei. Er wollte das Gewissen abschaffen mit seiner Mörderbande, und das hat zu den bekannten Leichenbergen geführt.

Teilen Sie Barings Sehnsucht nach „etwas, das das eigene Ich in seiner Begrenztheit übersteigt“?

Absolut. Mein Leben lang. Gute Kunst im übrigen lebt von nichts anderem.


"Auf Sinnsuche auf katholischem Territorium", klingt das nicht angesichts des strengen katholischen Reglements und dann doch so vielfältiger alternativer Angebote sinnstiftender Lehren und Praktiken geradezu paradox?

Nee, gerade nicht. Zwischen all den kurzlebigen Hobbykellern der Spiritualität erhebt sich doch der Dombau der katholischen Kirche sehr eindrucksvoll, und das seit 2000 Jahren.

Sie erklärten „Freiheitliches Denken braucht Rituale“. Aber wann wird ein Ritual zur Zwangshandlung?

Der Besuch der Messe sonntags ist keine Zwangshandlung, sondern die Chance zur Selbstbegegnung und der Begegnung mit dem Schöpfer. Das ist sehr erfüllend. Und befreiend. Es befreit von dem überflüssigen, sinnlosen, gereizten Alltagskram.

Wie setzt man sich in Talk-Shows am besten in Szene?

Am besten ist es wohl, allen anderen ins Wort zu fallen und das Saalpublikum gegen sich aufzubringen. Dazu sollte man möglichst einen Anzug mit Einstecktuch und ein weißes Hemd tragen.

Und hier geht es weiter:
http://www.spiegel.de/video/video-1189763.html
LB - 12. Apr, 12:51

Absolut lesenswert!

Ein wirklich wunderbares Interview!

Freiwirtschaftler - 12. Apr, 15:53

Auferstehung

(Genesis 2,15-17) Und Gott der HERR nahm den Menschen und setzte ihn in den Garten Eden, dass er ihn bebaute und bewahrte. Und Gott der HERR gebot dem Menschen und sprach: Du darfst essen von allen Bäumen im Garten, aber von dem Baum der Erkenntnis des Guten und Bösen sollst du nicht essen; denn an dem Tage, da du von ihm isst, musst du des Todes sterben.

Wer nicht weiß, was Gerechtigkeit ist, darf auch nicht wissen, was Ungerechtigkeit ist, um eine Existenz in "dieser Welt" ertragen zu können. Zu diesem Zweck gibt es die Religion, die so erfolgreich war, dass sie die systemische Ungerechtigkeit der Erbsünde bis heute aus dem allgemeinen Begriffsvermögen der halbwegs zivilisierten Menschheit ausblenden konnte, während das Wissen seit langer Zeit zur Verfügung steht, um diese "Mutter aller Zivilisationsprobleme" endgültig zu eliminieren.

(Offenbarung 21,1) Und ich sah einen neuen Himmel und eine neue Erde; denn der erste Himmel und die erste Erde sind vergangen, und das Meer ist nicht mehr.

http://www.juengstes-gericht.net

Alexander Wallasch - 12. Apr, 16:10

Was will er uns nun sagen? Bitte mal etwas mehr Dialektik. Und weniger Prediger-Gestus. Ein bisschen nur ;))

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