Montag, 17. Februar 2014

HOMOPHOBIE UND FAMILIENPOLITIK


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Eltern am Rande des Regenbogens


Erstaunlich eigentlich, dass es bisher noch keinem aufgefallen sein will. Noch mehr, da Matthias Matussek mit seiner zielgenauen Polemik „Ich bin wohl homophob. Und das ist auch gut so“ auf „Welt Online“ die Angelegenheit doch ätzend genug transparent gemacht hat und dafür auf dem Parallelgleis des Shitstorms bei bisher 23. Tsd. Facebookern den gereckten Daumen abgeerntet hat.

Eines Shitstorms übrigens, der zum ersten Mal überhaupt umstandslos die natürlichen Schranken der Schmuddelräume Facebook und Twitter hinein ins deutsche Feuilleton überwunden hat. Eine mehr als bedenkliche Entwicklung, eine neue Unkultur, aber ein anderes Thema. Denn eigentlich geht es bei dieser im Hysterie-Modus eskalierenden Homophobie-Diskussion sowieso um etwas ganz anderes, nämlich um eine unerträglich defizitäre Familienpolitik. Nur gemerkt hat es bisher noch keiner.

Die von einer Mehrheit praktizierte Lebensform

Defizitär deshalb, weil eine Vielzahl institutioneller Versäumnisse Familien jenen Rahmen verweigert, der es ihnen ermöglicht, ihre Kinder angemessen und in Würde großzuziehen und ihnen ein individuelles Rüstzeug für das Leben mit auf den Weg zu geben.

Wenn es aber nun, angefangen bei dieser elenden Diskussion um Eltern- und Erziehungsgeld bis hinüber zu diesen immer merkwürdiger artikulierten, ideologisch aufgeladenen Erziehungskonzepten, zu einer grundsätzlichen Relativierung und Infragestellung des herkömmlichen Familienmodells Vater, Mutter, Kinder kommt – das ja vorerst noch die von einer Mehrheit praktizierte Lebensform ist! – dann werden Gräben vertieft, die das hohe Toleranzpotenzial dieser Menschen beleidigt und mit Füßen tritt. Eine große geifernde Zusammenballung. Eine kritische Masse aus Dünnsinn und links-grünem Herrenreitergestus.

Gleichstellungsdiskussionen mit dem Bürger werden dann so geführt, als ginge es lediglich darum, eine bestimmte Menge und Anzahl unterstellter defizitärer Ressentiments aus den familiären Köpfen zu verbannen bzw. dafür zu sorgen, dass Kinder gar nicht auf die Idee gebracht werden, diese unterstellten elterlichen Ressentiments zu adaptieren. Kein Problem, aber ausgerechnet das setzt entweder eine engagierte elterliche Mitarbeit, sprich Planerfüllung, voraus oder es wird als das verstanden, was es ist: ein direkter Angriff auf die Autonomie der Familie, auf das Erziehungsrecht der Eltern. Auf das Kindeswohl. Umso mehr, da Eltern und Familien sich mit ihren immer vielfältiger werdenden Versorgungsproblemen sowieso schon alleine gelassen fühlen.

Die Diskussion um das Eltern- und Erziehungsgeld beispielsweise wurde auf eine so polemische und unanständige Weise geführt, dass man sie durchaus als Initial für die schmutzigen Kampftechniken aller weiteren Debatten behaupten kann. Denn auch die aktuelle Debatte um Homophobie, die Matussek mit seinem Artikel so schön nackig gemacht hat, das wird doch immer klarer, ist Fortführung dieser Auseinandersetzung mit anderen Mitteln. Es geht um die Beschneidung von Freiheitsrechten und Familienautonomie.

Familie bleibt auch im 21. Jahrhundert die erste Zelle im Staat

Ich wage mal die Behauptung, dass, wenn die Große Koalition sich auf eine familienfreundliche Politik besinnen würde, dann diese ganzen Peripherie-Gefechte schnell aus der Welt wären. Denn Toleranz ist und bleibt Wesensmerkmal der Familie. Familie ist in sich altruistisch. Immer schon gewesen. Das familiäre Zusammenleben basiert sogar zwingend auf diesen Voraussetzungen. Niemand würde heute noch ernsthaft behaupten wollen, dass ein Familienmodell, das noch auf der Autorität eines einzelnen Familienmitglieds basieren würde, Bestand hätte.

Familie ist heute eine exzellente Konfliktlösungsvereinigung. Familie bleibt auch im 21. Jahrhundert die erste Zelle im Staat, die gesellschaftliche Veränderungen in der Praxis überprüft. Familie ist generationenübergreifende Verständigung, Familie ist der Ort, der noch ausreichend Kraft besitzt, über sich hinaus zu wachsen und zu wirken. Lebensumstände positiv zu verändern. So hat eine starke Familie jedes erdenkliche Potenzial für Toleranz, sogar für Akzeptanz. Aber sie ist unbestechlich und hoffentlich auch unbelehrbar.

So lässt sich auch die Frage klären, ob es zur Meinungsfreiheit gehört, sagen zu dürfen, dass man ein traditionelles Familienbild der Schwulenehe vorzieht, ohne dass es als „Kränkung der Schwulen“ empfunden wird, so wie es in der Sendung von Maischberger insinuiert wurde.

Wer es allerdings versäumt, eine vernünftige, also eine auf Vernunft angelegte, Familienpolitik zu machen, wer Familien verunsichert, wer wirtschaftliche Bedingungen schafft, die Familien von vorneherein die Option nehmen, einen Elternteil zu Hause arbeiten zu lassen, wer Kinder mit familienfeindlicher Politik gegen die eigenen Eltern aufbringt, der verschenkt etwas, das unwiederbringlich ist, und überantwortet es Institutionen, die über eine Ideologie hinaus hoffnungslos überfordert sind.

Familie ist der Ort

Gesellschaftlicher Wandel kann nicht an den Familien vorbei geführt werden. Wer aber Diskussionen um Adoptionsrecht und Gleichstellung, um Quote und Ganztagsschule von vorneherein in Opposition zur Familie gestaltet, gestaltet Gesellschaft am Menschen vorbei.

Es ist sicher so: Ein paar ernsthafte schwule Solidaritätsinitiativen für Vater, Mutter, Kind, für Familie – solchen Familien entstammen doch auch die allermeisten Homosexuellen – würde eine Welle familiärer Sympathie und Akzeptanz in Bewegung setzen. Die Sache ist sogar erfreulich simpel: Toleranz und Akzeptanz sind Haltungen, die von Herzen kommen müssen. Es braucht heute keinen Einzelkämpfergestus, der nur auf die Durchsetzung seines eigenen Rechtes pocht. Es braucht dieses magische Denken, das immer noch viele Familien in ihrem Inneren so fest zusammenhält. Familie ist der Ort mit der stärksten Kraft für gesellschaftliche Verbesserungen. Einfach, weil er im Idealfalle den Mut und das Stehvermögen hat, Veränderungen auszuhalten, sogar mitzugestalten.

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