Samstag, 15. Oktober 2011

Vorbereitungen für den Ernstfall




Kleidung, Behausung, Nahrung – menschliche Grundbedürfnisse sind schnell aufgezählt. Ok, wer will, gönnt sich zum Dreiklang noch eine handvoll emotionale Wärme. Zuneigung. Zunächst einmal reicht es aber, alles Wollen, Wünschen und Hoffen auf die eigenen vier Wände, Hose und Hemd, Brot und Wasser zu beschränken. Das sind heute alles Selbstverständlichkeiten. Gewohnheiten. Längst nicht mehr Teil des täglichen Nachdenkgeschäfts.

Denken wir aber trotzdem mal: was, wenn sich an der Verfügbarkeit in naher Zukunft etwas ändern könnte? Ja, schwer vorstellbar. Die Verdrängung funktioniert. Ein gelernter, natürlicher Mechanismus. Andersherum wäre das so, als würde man schwer verliebt immer nur ständig daran denken müssen, das einem das Mädchen oder der Bursche, den man gerade so fest am Haken hat, womöglich jeden Moment von der Angel springen könnte. Eine Sorge, die als Dauerzustand nicht zum Aushalten wäre. Die Leichtigkeit des Seins würde auf einmal in ein tiefes Jammertal fallen, allein durch einen dummen anhaltenden Gedanken.

Und um zum Thema zu kommen: Könnte vielleicht so eine automatisierte Gedankenlosigkeit der Grund dafür sein, dass wir uns schon wieder seit Jahren von Bankmenschen ausplündern, bestehlen und vorführen lassen, als wären wir verliebte Gockel? Es scheint fast so. Die Sorge, dass die bei helllichtem Tage begangenen Raubzüge demnächst bei unseren Grundbedürfnissen an die Tür klopfen könnten, existierte bisher überhaupt nicht. Völlige Amnesie.

Warum sollte man sich auch über ein paar idiotische Bankleute aufregen, die sich über Gebühr die Taschen vollstopfen, wenn man keine existentiellen Verlust-Ängste hätte. Und Neid? Nein, der kommt als Initial auch nicht in Frage. Denn die geklauten Moneten werden ja unter Ausschluß der Öffentlichkeit ausgegeben. Dort, wo nur noch mit Platinkarte Zutritt gewährt wird. Im Schlemmerland.

Also alles klar? Alles noch gut? Die Stube warm, die Hosen auch. Lidl- und Aldi-Köstlichkeiten im Kühlschrank satt?

Aber jetzt passiert seit ein paar Wochen etwas ganz Sonderbares: Eine ungeordnete Prozession zum Schlemmerland! Nicht von fröhlich dummgrünen Lichterketten. Nein, die ersten Fackeln brennen. Und ihre Fackelträger sind wütend genug, für ihren unbefristeten Besuch die warmen Stuben zu verlassen. London, New York – jetzt Frankfurt, Berlin, Hamburg. Die dummgehaltenen Fischchen sind mit wutoffenem Maul aus ihren lauwarmen Ghetto-Teichen gesprungen. Da waren einfach zu viele Haken im psychopharmaka-trüben Wasser. Und jetzt will man den Anglern mal einen aufs feiste Maul kloppen. Die Angst ist in den Homelands angekommen. Und Angst macht aggressiv.

Noch sind die jungen Forellen am spring- und beißfreudigsten, aber die ersten genügsamen Karpfen haben den Sprung auch schon gewagt. Und hey - es atmet sich richtig gut vor dem Schlemmerland. Frischluftparadies. Tausende zappeln jetzt aufgeregt vor dem Bankschaltern. Und es werden mehr! Das Denken funktioniert wieder im Fischhirn. So eine Freude. Denn die Idee vom offenen Meer hat die Fischköpfe erreicht. Kiemen werden Lungen. Wutgefüllt. Und wie schnell die Metamorphose fortschreitet! Hoppla, jetzt wird es ernst für die, die an der Wasserkante warten. Die Schlemmerländer sind jetzt wie hypnotisiert. Keiner schwingt wütend den vergoldeten Golfschläger. Im Gegenteil. Beruhigend wird drauflos gesabbelt. Beschwichtigend. Nur: Fische lassen sich nun mal nicht streicheln. Die kann man nur in Ruhe schwimmen lassen. Das wusste bisher noch der dümmste Angler.

Aber nochmal von der Metapher zurück ins wahre Leben: Wir und die. Mensch und Banker. Die Gier hat den kritischen Punkt überschritten und echte Angst erzeugt. Was lange noch als schlau und gewieft galt, ist als asozial enttarnt. Die Sorge um die Grundbedürfnisse ist mächtig-gewaltig auf die Agenda gesetzt worden. Und der Raubzug wird endlich als das erkannt, was er ist: ein Grundbedürfnisse gefährdender, brutaler Akt. Eine asozialer Angriff ungeahnten Ausmaßes. Weltweit. Der Kampf ist vom Ghetto aus auf der Hauptstraße angekommen. Schlemmerland ist noch nicht abgebrannt. Aber die Lunte ragt obszön herausfordernd aus den Fresstempeln, den Tresorräumen und Golddepots . Den englisch sprechenden Anzugträgern mit den deutschen Namen und ihren willigen Gefolgsleuten wurde gerade der Krieg erklärt. Nicht von einer Partei, einer Organisation, einer Volksgruppe, einer Minderheit. Jedermann ist auf der Straße. Und Jedermann ist kein Banker wie Gold-, Silber- oder Platinman. Jedermann ist jeder Mann und jede Frau. Die Fackel brennt. Nur eine Frage der Zeit, bis sie mal einer absenkt und probeweise ans Fundament hält. Gold, Silber und Platin haben einen niedrigeren Schmelzgrad. Reinigendes Inferno? Katharsis sogar? Mindestens aber zunächst der Wertewandel. Anti-materiell, also die Bedeutung von Geld vernichtend. Ist der Teich halb voll oder schon halb leer? Erst wird die Gleichgültigkeit, dann die Komplexität zerschlagen. Und dann wird eine atemberaubende Klarheit erlebbar. Die menschlichen Grundbedürfnisse sind: Kleidung, Behausung, Nahrung und Zuneigung.

Die neue Cleverness wird nicht in Harvard trainiert, sondern auf den dann gar nicht mehr so rausgeputzt daherkommenden Betonkunstplätzen vor den gold-, silber-, platinglänzenden Türmen der Asozialen. Erst kippt die Denke, dann die Türme. Dann jammert der Asoziale. Aber, die Sache ist zu fortgeschritten.

Klar, der Wandel wird zunächst auch an den Grundbedürfnissen kratzen. Die Angst hat noch mehr Kraft, als die Wut über die Asozialen. Aus welchen Grund auch sonst rufen Regierungen zur Lösung unserer sozialen Probleme dann ausgerechnet die Asozialen in den Bankentürmen zur Hilfe? Es ist ganz einfach so: Die Angst unsere Grundbedürfnisse am Ende doch nicht mehr ausreichend befriedigen zu können, lähmt und befeuern den Banker noch mehr. Mehr noch: Auf diese Angst hat er gewartet. Das ist sein Gier-Signal. Das Signal für den Generalangriff der Asozialen. Der Staat schreit nach Geld, das unsere Angst beruhigen soll. Aber geliehenes Geld ist eine Beruhigung mit beängstigend kurzer Halbwertzeit. Der Asoziale winkt dann immer aufgeregter mit dem Geld und die Spirale dreht sich weiter und weiter für sein geliebtes Schlemmerland.

Mit dieser Angst muss nun endgültig Schluss sein. Um kampffähig zu werden und zu bleiben braucht es also zunächst:


Die Vorbereitungen für den Ernstfall (t.b.c.)

Behausung

1.Anschaffung eines guten Kaminofens. Hier ist nicht unbedingt nur die Heizleistung entscheidend, sondern das Gewicht. Faustregel: Je mehr Gewicht, desto mehr Wärmespeicherqualität. Ein Kaminofen macht unabhängig, wenn die Leistungen der von den Asozialen ebenfalls abhängigen privatisierten Stadtwerke nicht mehr bezahlbar sind.
2.Holz sammeln. Vorräte anlegen. Den nächsten Wald auskundschaften. In renaturisierten Schonungen liegt besonders viel Altholz am Boden. Dazu ein geeignetes Sammelfahrzeug bereitstellen, das einen gewissen Transportradius gewährleistet. Unabhängig vom Auto als Transportmittel machen. Denn das ist möglicherweise längst von den Finanzierungsbanken der Asozialen eingezogen worden. Oder Sprit ist sowieso unbezahlbar geworden. Also stabilen Handwagen oder noch besser ein stabiles Fahrrad mit Transportanhänger und Ersatzteilen bereitstellen.
3.Hauseigentum verkaufen, bevor es zur Insolvenzmasse gemacht wird. Den Erlös für die Zeit danach in zinsunabhängige Werte umwandeln: Gold, Kunst, was immer.
4.Wohnung anmieten. Aber nicht bei einem privaten Vermieter, sondern besser bei Wohnungsgenossenschaften oder stadteigenen Wohnungen. Denn die haben – ihren Statuten nach – im Krisenfalle nur stark eingeschränkte Möglichkeiten zur Räumungsklage. Sicherheitshalber in solchen Stadtvierteln ansiedeln, die das niedrigste Einkommensniveau der Stadt haben. Da ist, wenn es zur Krise kommt, die Hausbesetzung als Alternative größer, da alle viel eher das selbe Schicksal teilen.
5.In der Wohnung einen Raum als Lagerraum für haltbare Lebensmittel und Konserven einrichten. Möglichst fensterlos und kühl.
6.Dicke Teppiche anschaffen. Warmes Bettzeug möglichst doppelt.
7.Fenster isolieren.
8.Badewanne ist besser als Dusche. Hier kann man notfalls größere Mengen Wasser einlaufen lassen, falls es auch beim Wasser zu zeitweisen Engpässen kommen sollte.
9.Für fernsehunabhängige Unterhaltung sorgen. Spiele kaufen. Papier und Stifte.
10.Große Vorräte an Kerzen und Streichhölzer anlegen.
11.Über produzierende Heimtätigkeiten nachdenken und vorbereiten. Was kann man gemeinsam produzieren, was andere brauchen und was ggf. als Tauschmittel mit den Nachbarn Sinn macht. Zum Beispiel Wollreste einkaufen in großen Mengen und bunte wärmende Flickendecken häkeln. Was immer einem am besten geeignet erscheint. Mehrere Möglichkeiten vorbeireiten, damit man Alternativen hat.
12.Für die gemeinschaftliche Erbauung einfache, stromunabhängige Musikinstrumente anschaffen.
13.Gutes Werkzeugsortiment und Werkmaterialien anschaffen für alle Gelegenheiten.
14.Sportgeräte anschaffen. Ggf. moderne Trimmfahrräder, die auch bedingt zur Stromerzeugung für Batterieladegeräte geeignet sind.
15.Wichtiges Thema: Garten. Selbstversorgung. Bei der Anmietung möglichst auf einen kleinen Garten- oder Vorgartenanteil achten. Notfalls ein kleines Brachland zu mieten. Hier idealerweise auf schon vorhandenen Obstbaumbestand achten. Auch kann hier Kaninchenschlachtvieh gehalten werden. Die haben eine große Vermehrungsrate. Sind genügsam in der Ernährung (Unkraut, Gras) und obendrein leise und stören die Nachbarn nicht.
16.Zum Kaminofen einen ebenso beheizbaren Küchenherd besorgen. Heizen und kochen. Die Küche wieder zum Mittelpunkt des Hauses machen.

Bekleidung

1.Zunächst eine Nähmaschine besorgen. Logischerweise eine ohne Stromantrieb. Die guten alten Tretmaschinen sind nicht nur robust, sondern auch viel einfacher in der Handhabe, wenn man sich eine gewisse Trainingsphase gönnt. Für ausreichend Zubehör und Nadel und Faden sorgen.
2.Besonders für Eltern empfehlenswert: Rechtzeitig mit Nachbarn anfreunden, die ältere Kindern haben, also Kleidung regelmäßig an jüngere weiterreichen können. Ebenso Eltern mit jüngeren anfreunden um umgekehrt zu verfahren.
3.Reparaturfähige Schuhe kaufen. Im Baumarkt einen Dreifuß besorgen und alles was man an Zubehör für Schuhreparaturen benötigt. Wenn sich so jemand findet, einen Schuster in Rente engagieren und gegen ein kleines Entgelt die Basics erklären lassen.
4.Eine ausreichende Menge an Knöpfen usw. ansammeln.
5.Es kommt nicht mehr auf die modische Optik, sondern auf die Menge und die Haltbarkeit an. Wegen zu erwartender Schädlingsgefahr sollte weitgehend auf Naturprodukte verzichtet werden. Thermosocken, Thermounterwäsche und robuste Oberbekleidung sind zu bevorzugen. Innerhalb des Hauses sollte so wenig Kleidung wie möglich getragen werden um die Abnutzung möglichst gering zu halten.

Nahrung

1.Grundsätzlich die Ernährungsangewohnheiten schon einmal umstellen. Nur noch Leitungswasser statt Säften usw. Hülsenfrüchte häufiger in den Speiseplan einbauen. Rezeptvarianten probieren. Denn Hülsenfrüchte sind getrocknet lange haltbar und benötigen wenige Zutaten für ein vollwertiges Gericht.
2.Eine schöne Menge mahlfähiger Gewürze wie Pfeffer usw. bereithalten. Gewürze machen aus einfachen Zutaten später raffinierte schmackhafte Gerichte.
3.In Supermarkt Haltbarkeiten von Dosen und Trockenlebensmitteln studieren und danach einkaufen. Fündig wird man auch im Bundeswehreinkauf oder beim THW. Schauen wo man deren Notreserven an Lebensmittel mit hohen Haltbarkeiten einkaufen kann.
4.Vitamine, Mineralien als Tabletten oder Brausetabletten besorgen (das gleiche gilt übrigens auch für Medikamente – da sollte man über Privatrezepte vom Arzt des Vertrauens einen guten Vorrat ansammeln.)
5.Zusätzlich zum Mehllager Korn besorgen und eine Hand-Kornmühle. Das Korn ist haltbarer und als Nebeneffekt auch eine gesündere Ernährung als Weißmehl.
6.Einen großen Vorrat von hochkalorischen Luxuslebensmitteln wie Schokolade anzulegen.
7. Zucker, Salz, Suppenwürfel, trockene Hülsenfrüchte, Nudeln und andere nichtverderbliche Lebensmittel in großer Menge trocken lagern. Denn frische Lebensmittel werden sie in Zukunft nur noch zur Verfügung haben, wenn diese selbst angebaut bzw. aufgezogen werden.
8.Vorräte vor anderen sichern, die eine Bevorratung nicht für nötig gehalten haben. IN letzter Instanz also Bewaffnung um die Nahrung zu schützen. Dabei allerdings nicht vergessen: Der Feind ist nicht der hungrige Nachbar. Der Feind kauft nach wie vor mit der Platinkreditkarte im Schlemmerland ein.

(UM VERVOLLSTÄNDIGUNG WIRD GEBETEN)

Sicher, die Sache klingt banal. Aber was könnte banaler, also basischer sein, als die Aufgabe, unsere Grundbedürfnisse zu befriedigen? Da gibt es keinen Diskussionsbedarf, kein Zerreden, keinen Schnick-Schnack und auch keine Befindlichkeiten mehr.
Diese Auflistung kann nicht vollständig sein. Sie lebt im Gegenteil von der ständigen Erweiterung hin zum Ernstfall. Als Deutsche haben wir allerdings den Vorteil, das es fast jeder noch ältere Verwandte oder Nachbarn findet, die Notzeiten erlebt und vor allem: überlebt haben. Dort gibt es meist die wertvollsten Tipps und ggf. sogar noch Geräte wie die Kuchenbackform für den Kohleherd und den Tipp, doch statt Anmachholz getrocknete Tannenzapfen zu verwenden, die frisch aus dem Wald in einer kleinen Kippe neben dem Herd automatisch trocknen.
Die Sache könnte also nicht nur entbehrungsreich, sondern auch traditionspflegenden, zusammenführend, und nicht zuletzt eine besondere Herausforderung an Kreativität und Erfindergeist sein. Leider wird es die Asozialen nicht sozialer machen. Aber es könnte dafür sorgen, dass sie immer mehr im eigenen Saft schmoren und dann also letztlich samt ihrem menschenverachtenden, asozialem System implodieren.

* dank an Heinrich Schmitz für die Ergänzung der Überlebenstipps!

DAS HAUS DER SCHMERZEN



Text zur Museumseröffnung als pdf:
Militaerhistorische-Museum-in-Dresden (pdf, 223 KB)

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