Samstag, 27. Oktober 2012

Matthias Matussek "Die Apokalypse nach Richard"

REZENSION VON RA HEINRICH SCHMITZ

hutgrfed
matttttt
http://c3445010.r10.cf0.rackcdn.com/landscape_image/4757/big_0a6c62a03f.png
http://kirchensite.de/uploads/pics/matussek352.jpg




" Kann Spuren von Weisheit enthalten"

"Fast niemand mag ihn" titelte die TAZ 2005 unverhohlen

http://www.taz.de/1/archiv/?id=archiv&dig=2005/12/27/a0099

und Matthias Matussek hat als katholischer Talkshowrabauke einiges dafür getan dieser Behauptung gerecht zu werden. Ob Heiner Geißler, Angelika Kallwass oder ein komischer Imam - wer etwas sagte, dass die religiösen Gefühle des SPIEGEL-Autors verletzte, sah sich einem geradezu alttestamentarischen Verbalfuror ausgesetzt.

Stets mit dem griffbereiten "katholischen
Abenteuer" unterwegs, ließ er sich zur Freude seiner Fans durch diverse Quasselsendungen weiterreichen und verteidigte seine Kirche, seinen Papst, seinen Glauben. Zwar hat er nie mit seinem Buch geworfen und auch mit dem Buch der Bücher nicht. Auf Fremde wirkte er dennoch befremdlich.

Dass dieser Wüterich schreiben kann wie kaum ein zweiter, dass seine Essays wie jüngst
beispielsweise der über Hermann Hesse, inhaltlich wie stilistisch zum Besten gehört, was das deutsche Feuilleton zu bieten hat, ist unzweifelhaft.


http://kirchensite.de/uploads/pics/Apokalypse.jpg

Trotzdem machte er sich durch seinen
eigenwilligen Diskussionsstil nicht gerade beliebt, was ihm angesichts seiner schweren Mission – eine Bürde! – aber wohl auch herzlich egal war.

Wer aber nun händereibend erwartete, das würde bis in die Ewigkeit so weitergehen, der kann sich auf eine Überraschung gefasst machen. Denn eine anrührende Erzählung, eine vielschichtige Weihnachtsgeschichte hätte man wohl – wenn überhaupt, dann nur mit letzter Tinte von ihm
erwartet.

"Die Apokalypse nach Richard". Richard, ein 85-jähriges Familienoberhaupt, der mit seiner Frau Waltraud auf die Ankunft seiner Kinder und Enkelkinder zum gemeinsamen Weihnachtsfest wartet. Richard, der davon überzeugt ist, dass an diesem Heiligabend etwas besonderes geschieht.

Richard, zu dem die Familienmitglieder aus allen Richtungen hinreisen wie die heiligen drei Könige zur Krippe. Richard, eine Art grauer Star.

Klingt nach süßlichem Weihnachtskitsch für Religioten, wie man Gläubige in gewissen atheistischen Kreisen auch gerne mal nennt. Ist
es aber nicht. Vielmehr eine Novelle, die es in sich hat, die alles hat, was man von einer großen literarischen Erzählung erwarten kann.

Intelligent, nachdenklich, unterhaltsam, humorvoll und, na klar: sprachlich brillant.

hetefws
http://www.netzeitung.de/articleimages//52/5285908531157695050.jpg

Alle Familienmitglieder haben ihre Leichen im Keller, egal ob es Enkel Nick ist, der im Internat beim Kiffen erwischt wurde, dessen Vater und Richards Sohn Roman, der als Journalist matusseksche Probleme mit seinem Redakteur hat, Wilhelm, sein Bruder, der als Banker angesichts der Krise zunehmend die Panik bekommt und selbst Richards Frau, die treusorgende Waltraud ist längst nicht so simpel gestrickt, wie man zunächst annimmt.

ghrt
http://einestages.spiegel.de/hund-images/2008/12/15/71/ac457b91240e0a42b3a0a1966a2fa76c_image_document_large_featured_borderless.jpg

Sie alle streben am 23.12. zu Richard, zur traditionellen Gans und - ohne es zu wissen - zu Richards Apokalypse.

Es wäre eine fiese Indeskretion, hier zu verraten, worin diese Apokalypse besteht. Es ist eine Überraschung und muss es auch bleiben.
Aber der Schriftsteller und bekennende Atheist Alexander Wallasch, der das Buch für "the european" rezensiert hat, hat recht. Das ist nicht nur ein wunderbares Buch, sondern es schreit laut nach einer Verfilmung.

Man
sieht Richard förmlich durch das verschneite Hamburg gehen, man riecht den Markt, den Schnee. It works.

Leicht und unterhaltsam kommt die Geschichte daher - und doch immer wieder auf leise Art nachdenklich machend. Weit und breit kein
katholischer Holzhammer, ab und an ein kleines Hämmerchen. Feine Ironie ohne Zynismus.

In Nick, Roman, Bill und womöglich auch Richard erkennbar biografisch beeinflusst, aber ohne Missionierungseifer, mit viel Humor und Liebe zu
seinen Figuren und deren persönlichen Brüchen und Macken. Feinfühlig, ja tatsächlich, Matussek kann nicht nur feinfühlig: Er ist es in Cinematoskope!

Wer mit dem christlichen Glauben, Weihnachten und all dem "Gedöns" nichts am Hut hat, braucht sich dennoch nicht zu fürchten, auch er wird
Vergnügen haben. Wer die christliche "Szene" von innen kennt, wird manches wiedererkennen und ebenfalls schmunzeln. Übersteigerte Erwartungen an das Weihnachtsfest und Erwartungen auf einen handfesten apokalyptischen Familienkrach gehören zu Weihnachten wie Christbaum und Krippe.

Bei Richard ist alles etwas anders und auch wieder nicht. Hier wird nicht gepredigt, nicht belehrt und nicht bekehrt, hier wird erzählt.
Einfach erzählt, wobei jeder weiß wie schwer es ist, einfach zu erzählen.

Alleine das lohnt die Lektüre. Wo gibt es heute noch gute Erzähler ? Bei der Lektüre überkam mich immer wieder ein Drang vorzulesen. Das Buch schreit danach gelesen und vorgelesen zu werden.
Wer die Gelegenheit hat, eine Lesung mit Matthias Matussek zu besuchen, sollte nicht zögern sie wahrzunehmen.

Versprochen: Es lohnt.

Einziger kleiner Wermutstropfen, die Novelle endet schon auf Seite 190. Bleibt zu wünschen, dass Matthias Matussek auch selbst soviel Spaß am Erzählen gefunden hat, dass es auch mal einen dicken Roman über Richards Familie geben wird. Ein unfrommer Weihnachtswunsch wird wohl erlaubt sein.

von RA HEINRICH SCHMITZ


http://www.payer.de/christentum/apok48.gif

User Status

Du bist nicht angemeldet.

Aktuelle Beiträge

Altersrassismus, Schmutz-...
Stefan Niggemeier antwortet auf Anfrage via E-Mail: „Hallo...
Alexander Wallasch - 1. Feb, 14:07
the new turkish property...
the new turkish property index http://www.turkish-propert y-world.com/turkey_villas. php...
tpw - 22. Jun, 16:32
WIE FUNKTIONIERT EIGENTLICH...
Wie facebook funktioniert an einem Beispiel erklärt....
Alexander Wallasch - 26. Dez, 12:30
TAGESSCHAU LEISTET ABBITTE...
Man kommt aus dem Staunen nicht mehr heraus: Nach kritischer...
Alexander Wallasch - 15. Dez, 19:02
MARTIN RÜTTER IM HAKENKREUZ...
Modischer Fauxpas bei VOX: Martin Rütter moderiert...
Alexander Wallasch - 6. Dez, 20:06

FREUNDE & FAVORITEN

Suche

 

Status

Online seit 4601 Tagen
Zuletzt aktualisiert: 15. Jul, 02:09

Credits


Gesellschaft
HEINRICH SCHMITZ
Politik
social media
SUBWAY
Profil
Abmelden
Weblog abonnieren