Donnerstag, 14. März 2013

Buona notte!

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„Buona sera!“, der italienische Abendgruß, der Deutschen aus der Pizzeria um die Ecke so vertraut ist, soll nun, gesprochen vom nigelnagelneuen Papst, Stichwortgeber sein für eine neue Menschennähe, für Modernität und Wandel. Na gut, in Gottesnamen. Aber nun sollten wir auf dieses herzliche „Guten Abend“ auch die katholische Nacht folgen lassen. Nach „B16“, wie deutsche Katholiken den Namen ihres gewesenen Papst so typisch deutsch verwalten, nach seinem Rücktritt, nach gefühlten Hunderten von Artikeln, Tausenden von Nachrufen und Millionen weinerlichen Kommentaren, Euch allen, ihr lieben Katholikenmenschen, ein herzliches, aber bestimmendes „Buona notte!“, der nächste Morgen kommt bestimmt. Euch geht die Sonne ja niemals unter. Aber nun bitte nichts Neues mehr für dieses Jahr. Basta!



Also, viel Spaß, Franziskus im Vatikan und allen anderen, die nun den Fernseher ausgeschaltet haben: Willkommen zurück in dieser schönen weltlichen Welt. Oder wie es der Kommentator der TAZ, Deniz Yücel in seinem aktuellen Beitrag treffsicher zusammenfasst: Die Katholiken „müssen es hinnehmen, dass nicht sie die Gesetze des gesellschaftlichen Zusammenlebens bestimmen, sondern der weltliche politische Souverän.“



Also Pupazzo und Performance auf dem Petersplatz. Für die positiven Geschicke der Welt ist dieses heilige Kasperltheater ohne Gretel und die Großmutter bedeutungslos. Denn was sagt das, wenn jemand vom netten Wesen des Neuen spricht, von seiner Menschlichkeit, von seiner Einfachheit? Nichts. Das ist sogar Anti-Kirche, weil es eine Normalität zu etwas Besonderem macht und so alles davor automatisch dämonisiert.


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Leben im katholischen Paralleluniversum. So wenig, wie man von Feminismus und Gleichberechtigung sprechen kann, wenn das männliche Oberhaupt einer muslimischen Familie seine Frau mal alleine auf den Wochenmarkt gehenlässt, so wenig Bedeutung hat es, wenn ein neuer Papst im Verhältnis zu seinen Vorgängern so etwas wie Mäßigung durchblicken lässt. Es hat für die Geschicke der realen Welt einfach keine hinreichende Bedeutung. Das sehen übrigens auch viele der 1,2 Milliarden eingetragenen oder hineingeborenen Katholiken nicht anders.



Matthias Matussek schreibt auf Spiegel-Online noch über Franziskus-Vorgänger B16: „In der Generalaudienz vom 23. Januar sprach Benedikt vom Glauben, der "uns zu Trägern von Werten" mache, "die oft nicht mit der Mode und Meinung des Augenblicks übereinstimmen." Worte des Widerstands.“



Nein, lieber Matthias, das sind keine Worte des Widerstandes. Das beleidigt die, die wirklich Widerstand geleistet haben. Denn so etwas wie eine Résistance im Katholischen gibt es nicht, schon gar keine Renaissance. Nein, das ist ganz einfach nur eine weitere von vielen katholischen Unverschämtheiten. Das gesellschaftliche Leben mit all seinen Farben und Facetten in ihrer ganzen Schönheit und Lebensfreude, vielfach schon befreit von den menschenverachtenden Unterdrückungsmechanismen diktatorischer und religiöser Eiferer, war/ist also für den 266sten Papst B16 nichts weiter als „Mode und Meinung des Augenblicks“, zu vernachlässigen. Weltlich halt.



Seien wir ehrlich, wer so mächtig erscheint, wer so mächtig war, wer so lange schon wirkt, aber so beschämend wenig erreicht hat und so beschämend viel Freude unterdrückt hat, wie die Kirche, dem ist auch nicht zu helfen, wenn sie nun ein Südamerikaner regiert. Im Gegenteil, es wird der modernen Befreiungsbewegung "am Ende der Welt" erheblichen Schaden zufügen.


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Klar, Hugo Chavez war religiös. Aber so religiös nun auch wieder nicht, dass er die realen Sorgen der Menschen nur für eine „Mode und Meinung des Augenblicks“ hielt. Nicht die Jahrhunderte andauernde Arbeit und Beglückung der vielen Bergoglios hat den Durchbruch für die Menschen in Südamerika gebracht, sondern zum Beispiel Chávez’ Politik als eine der durchgreifendsten und überraschendsten neuzeitlichen politischen Umwälzungen im heutigen Lateinamerika. Die Hoffnungsträger, die wahren Franziskaner für die Ärmsten in Südamerika, sind mutige Männer wie Correa und Morales. Denen gilt unser glockenhelles Buon giorno!

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