Mittwoch, 21. Dezember 2011

WAS IST EIN GUTER MENSCH?

Vielleicht ist es einfach so: Wer ein guter Mensch sein will, muss zunächst gut zu sich selbst sein. Mahtab



Der Busfahrer von Linie 16 schaute erst kurz und sagte dann: „Sie sind ein guter Mensch!“ Nicht zu mir, sondern zu einer älteren Dame, die sich beim Einsteigen nach einem zehn Cent Stück bückte und ihm auf seine kleine Kasse legte. Über die Geste selber ließe sich diskutieren. Zum Beispiel darüber wem das Geldstück nun wirklich zusteht. Wurde es von einem Fahrgast verloren oder tatsächlich vom Fahrer? Und was der Dame wohl zu einem 50 Euroschein eingefallen wäre, wenn gerade keiner hingeschaut hätte.

Interessanter finde ich die Reaktion des Fahrers: „Sie sind ein guter Mensch!“ Shen Te sagt in Brechts „Der gute Mensch von Sezuan“ : „Wie soll ich gut sein, wo alles so teuer ist?“ Ist „Gut sein“ also einfacher, wenn man gut situiert ist? Zehn Cent sind allerdings auch für einen schlecht situierten Menschen kein ausreichendes Argument, schlecht zu sein. Aber vielleicht eine willkommene Geste, gut zu erscheinen.

Was ist also ein guter Mensch? Wenn ich einen benennen müsste, würde ich spontan und maximal kitschig sagen, meine Mutter ist ein guter Mensch.
Sag ich das, weil ich ein guter Sohn sein will? Oder weil mir sonst kein guter Mensch einfällt? Ok, meine Frau. Ja, sie ist ebenfalls ein Top-Kandidat für einen guten Menschen. Aber weniger als es meine Mutter ist. Das muss etwas mit Bedingungslosigkeit zu tun haben. Eine Mutter sorgt sich bedingungslos. Bei einer Frau sieht das dann doch noch etwas anders aus. Aber gut, bei Mutter ist es etwas Biologisches. Mutterliebe ist genetisch. Darf man das sagen? Ist das noch politisch korrekt? Sicherlich.



Aber noch mal anders herum: Ein guter Mensch zu sein, meint ja zunächst, nichts Schlechtes zu tun. Aber bin ich automatisch ein guter Mensch, wenn ich mich fein aus allem heraushalte? Oder wird erst der zu einem guten Menschen, der auch Risiken eingeht? Indem er sich positioniert und diese Position verteidigt und das Kunststück vollbringt, dabei andere nicht zu verletzen.

Die christliche Lehre sagt, der Mensch sei von Natur aus schlecht. Das glaube ich nicht.
Schon die Kategorien „Gut und Böse“ sind christlich geprägt. Das Böse ist dort Inbegriff des moralisch Falschen. Die Kraft, die moralisch falsches Handeln antreibt. Und jedem Christenmenschen ist sie seit dem Sündenfall in die Wiege gelegt. Das anzunehmen, das zu glauben, kann eine Erleichterung sein. Aber ich bin sicher, es ist auch ein Hindernis. Denn woher soll der Antrieb kommen, wenn ich obendrauf zunächst immer schon gegen meine eigene „böse Natur“ ankämpfen müsste?

Wer sich für „von Natur aus gut“ hält, müsste das Gute ja nur weiterentwickeln. Aus sich heraus. Aber darüber haben sich 2000 Jahre lang religiöse und nicht religiöse Menschen Gedanken gemacht. Die Argumente liegen also auf dem Tisch. Nietzsche schrieb beispielsweise in „Jenseits von Gut und Böse“: „Es gibt gar keine moralischen Phänomene, sondern nur eine moralische Ausdeutung von Phänomenen." Und Hiob klagt in der Bibel: „Ich wartete des Guten, und es kommt das Böse; ich hoffte aufs Licht, und es kommt Finsternis.“ Das sind so ungefähr die Fronten, zwischen denen Gut und Schlecht schon so lange diskutiert wird.

Was also ist ein guter Mensch? Ich weiß keine befriedigende Antwort und befrage Freunde und Kolleginnen:

Martin:
"Das ist doch nicht so besonders kompliziert. Gut ist natürlich immer relativ. In unserer mitteleuropäischen, christlich geprägten, säkularisierten und aufgeklärten Gesellschaft ist unser ethisch-moralischer Wertekanon die Messlatte für die Qualität eines Menschen. Ein guter Mensch sollte also im Einklang mit den Gesetzen ein über große Strecken moralisch in diesem Sinne gefestigtes Leben führen, teilweise als Vorbild tauglich und in seiner zwischenmenschlichen Bilanz positiv sein. Ein sehr guter Mensch muss deutlich mehr leisten als das. Die meisten von uns werden allerdings im Mittelfeld zwischen befriedigend und ausreichend landen, manche werden sogar als mangelhaft einzustufen sein. Und leider gibt es wie in jeder Klasse auch einige, die mit ungenügend nicht versetzt werden. Wohin auch immer."

Mahtab: „Ich glaube, gute Menschen gibt es nicht. Gute Menschen sind auch langweilig. Es gibt schlechte und bessere. Ich weiß gar nicht, ob meine Selbsteinschätzung mein Maßstab ist. Aber im Grunde sieht man sich doch selbst als Moralinstanz. Jeder entscheidet für sich, wer gut oder schlecht ist. Und das ist eigentlich schlecht, weil so jeder willkürlich sein Urteil abgibt. Es gibt nichts Übergeordnetes. So wie aktuell bei Wulff: Jeder meint nun, sein Urteil abgeben zu können und zu müssen! Wie das mit Religionen als Maß aller Dinge aussieht? Die Religionen können sich ja untereinander schon nicht einigen, wer gut oder böse ist. Wie soll ich das dann noch auseinanderhalten? In einer globalisierten Welt müsste da doch längst eine Antwort gefunden sein. Wurde aber nicht. Vielleicht ist es einfach so: Wer ein guter Mensch sein will, muss zunächst gut zu sich selbst sein.“



Karen: „Ein guter Mensch ist der, der nichts für sich tut, sondern für seine Umwelt. Das ist nicht religiös gemeint, sondern sozial. Ich mag keine ungerechten Menschen und solche, die sich asozial benehmen oder die auf andere herabschauen. Die glauben, dass sie etwas Besseres sind. Über mich selbst kann ich sagen, ich bemühe mich. Aber ich schaffe es oft nicht. Ich bin im Alter nicht mehr so konsenswillig. Das allerdings halte ich für eine Grundvoraussetzung, gut zu sein. „Gut und böse“ ist mir zu religiös verortet. „Gut und schlecht“ auch. Mein Maßstab ist eher „sozial und asozial“. Weil ich glaube, dass ein Mensch für eine Gesellschaft, eine Gruppe oder ein Team denken muss. Gesellschaften müssen sich positiv weiterentwickeln. Noch können nicht alle gleich gut leben. Oder anders gesagt: Der Mindeststandard ist mies. In anderen Ländern sogar noch mehr als hier."

Elke: „Jesus war ein guter Mensch. Und Mutter Theresa. Eben Leute, die nicht nur an sich selber denken. Die etwas für andere machen. Die an andere denken, ohne dafür etwas wiederhaben zu wollen. Es gibt viele scheingute Menschen, die tun viel für andere, verlangen es aber mit gleicher Münze zurück. Das wäre noch nicht so schlimm, aber die sagen es nicht. Sie lauern und schnappen dann noch ein, wenn nichts zurückkommt."

Tolle Antworten. Nachdenkliche Antworten. Und das alles für zehn Cent auf dem schmutzigen Boden der Buslinie 16. Kann man drei Tage vor Weihnachten eigentlich mehr erwarten? Frohe Weihnachten.

Montag, 12. Dezember 2011

Eine Bibel, ein Container und der Tod des Märchenprinzen

SUBWAY Kolumne für Januar 2012
http://www.subway.de/aktuell/lebensraum/kolumnen/artikel/eine-bibel-ein-container-und-der-tod-des-maerchenprinzen-13814.html

Ich schaue keine Jahresrückblicke. Früher ja. Heute schaffe ich das nicht mehr. So groß kann doch der Voyeurismus gar nicht sein, dass man die Katastrophen 2011 ein zweites Mal und dann auch noch im banal durchkommentierten Schnelldurchlauf erleben möchte: Gaddafi und Söhne erwischt und tot gemacht. Johannes Heesters wie tot, aber 108. Diverse Naturkatastrophen mit dem Highlight Japan und Fukushima.

Ich trete zum Jahresende den Rückzug ins unpolitisch Private an: 14 Tage Resturlaub und Frau hat aus Sorge, das es 14 echt nervige Tage werden könnten, eine lange Liste mit Renovierungsaufträgen zusammengestellt. Und das war ein Segen. Denn einer ihrer Punkte lautete „Bücherregal ausmisten“. Und der hat sich zu meiner absoluten „Top-Erfahrung 2011“ gemausert.

Konkret hieß das also, jedes Buch aus der Bücherwand in die Hand nehmen, anschauen und eine folgenschwere Entscheidung fällen. Zwei Haufen. Der eine für Bücher, die in das neue, viel kleinere Regal dürfen. Und der andere für den Papiercontainer.

Erste Erfahrung: Bücher wegschmeißen ist ein Sakrileg. So etwas tut man nicht. Aber das neue 127er Plasma-TV hat das Regal nun mal um die Hälfte geschmälert. Zweite erstaunliche Erfahrung: Bücher sind Emotionsspeicher. Man braucht nur eines in die Hand nehmen, und schon beamt einen das Gedächtnis auf wundersame Weise an den Ort und in die Zeit zurück, in der man es las.



Ergreifende Bücher speichern ergreifende Gefühle. Das ist schön. Gut, es funktioniert nicht mit dem deutschen Gesetzbuch oder dem vollgeschmierten Geschichtsbuch der 6.Klasse. Aber es klappt mit Karl May. Die ganze Sammlung wandert in die Tonne. Ich wollte damals immer Old Shatterhand sein, der nach seiner Schussverletzung von Winnetous Schwester im Tipi gepflegt wird. Eine frühe erotische Erinnerung wandert also in den Papiermüllcontainer. Darf man da überhaupt Bücher reinschmeißen? Egal, ich bin so frei. Ich mache mich frei..

Eine alte zerfledderte Ausgabe von „Der Graf von Monte Christo“ muss ebenso dran glauben wie 32 Dr. Oetker Kochbücher. So eine Oldschool-Reihe für Fleischfresser. Wir sind aber Vegetarier. Weitere Bücher schmeiße ich schon allein wegen der 80er-Jahre-Knallbunt-Cover weg. Und das sind etliche. Weg, weg, weg.



Svende Merians "Der Tod des Märchenprinzen": Weg! Den emanzipatorischen Blödsinn hatte mir 1984 eine ältere erste Freundin geschenkt und mir dabei dringend ans Herz gelegt, das Ding zu lesen, wenn ich mit ihr was anfangen will. Also las ich. Und anschließend wurde diskutiert. Also die Freundin machte so eine Fragestunde. Ich war damals jung genug, die richtigen Antworten zu geben. Und dann war da ja noch die Sache mit Winnetous Schwester, deren Verwirklichung nahte.

Aber warum habe ich diese Erinnerung so lange im Schrank verwahrt? Also die dicke Svende M. mit Hüftschwung in die dicke Tonne. Erleichterung mit jedem weiteren Wurf. Befreiung auch, als ich alles, was nach Gedichtband aussieht, wegwerfe. Eine gefühlte Tonne Balast verschwindet im düsteren Containerschlitz. Alles muss jetzt in den Schlitz. Ich werfe und werfe und werfe. Sogar den Mörike im Prachtband.

Nur die Bukowski-Sammlung behalte ich inkonsequent. Frau besteht auf alle Djian-Taschenbücher. Aber der Sog ist trotzdem nicht mehr aufzuhalten. Ich höre mich am Container den Michael-Holm-Schlager „Tränen lügen nicht“ pfeifen. Fast hysterisch. Dann ist der Wagen irgendwann leer.

Ich schaue ein letztes mal durch den dunklen Schlitz auf die vielen Erinnerungen und entdecke da plötzlich obendrauf die Hochzeitsbibel meiner geschiedenen Eltern.

Und ausgerechnet bei einem Buch, mit dem ich überhaupt keine eigenen Erinnerungen verbinde, plagen mich plötzlich solche Gewissensbisse, dass ich stundenlang mit einem gebogenen Draht angle und die peinlich berührten Blicke Vorbeieilender ertrage. Frau ist längst nach Hause gefahren, weil ich ihr nicht erklären kann, was ich da tue.



Ich konnte es mir ja anfangs selbst nicht erklären, war dann aber richtig glücklich, als ich irgendwann in der Nacht die Elternbibel wieder in den Händen hielt, in der Jacke versteckte und zu Hause schnell auf der untersten Ebene des neuen Bücherregals positionierte.

Ein frohes Neues Jahr.

Sonntag, 4. Dezember 2011

DEUTSCHER SOHN jetzt also Wegbereiter einer Intellektualisierung ;) ...

Na, da sind wir mit Recht geschmeichelt. Und erzählt wird es von niemand Geringerem als Moritz Baßler. Der "Pop-Literatur-Papst" (so P. Unfried)



Hier der LINK:
http://www.mittelbayerische.de/nachrichten/artikel/charlotte_roche_mehr_als_nur_m/733047/charlotte_roche_mehr_als_nur_m.html#733047

Und ja, wir lieben Charlotte!

Samstag, 3. Dezember 2011

MENSCH MASSENMÖRDER

von RA HEINRICH SCHMITZ

(RA Heinrich Schmitz)


Als ich am 9. März 1994 mit meiner Frau und einem Referendar von einem Gerichtstermin in Siegburg zurück nach Euskirchen fuhr, waren wir nicht
besonders gut gelaunt. Der Prozessgegner hatte mir nach dem Termin vor dem Familiengericht in bedrohlichem Ton entgegen gemurmelt " sie haben
mir meinen Sohn genommen, ich werde ihnen ihre Kinder nehmen".

Normalerweise nehme ich solche Bedrohungen gerade unmittelbar nach Terminen nicht besonders ernst. Hier war es anders und wir beschlossen, auf dem Rückweg zur Kanzlei kurz bei der Polizei in Euskirchen vorbeizufahren und um Schutz für unsere Kinder zu bitten. Gerade als wir als Linksabbieger an der Einfahrt zur Polizei warteten, hörten wir einen gewaltigen Knall. Wir dachten an eine Gasexplosion. Tatsächlich hatte
ein Massenmörder ein paar hundert Meter weiter , 9 Häuser neben unserer Kanzlei, in einer Nebenstelle des Amtsgericht um sich geschossen,
mehrere Menschen getötet und dann eine Rucksackbombe gezündet, 6 Menschen ermordet.

Ein Massenmord in der Nachbarschaft. Unvorstellbar, aber wahr. Der Täter aus einem Nachbardorf. Ohne den Abstecher zur Polizei wären wir vermutlich zum Zeitpunkt der Detonation mitten drin gewesen. Die Morddrohung des einen Menschen hat uns davor bewahrt, zur falschen Zeit am falschen Ort zu sein. Schwein gehabt.

Nach den damaligen Ermittlungen war der Täter als psychisch auffällig bekannt.

Nachdem das Ergebnis des psychiatrischen Gutachtens über Anders Behring Breivik bekannt wurde, kochen mal wieder die Wellen der kollektiven Empörung hoch, hier in Deutschland mehr, in Norwegen auch, aber weniger.

Der einschlägig bekannte "Denker" F.J.Wagner kommentierte am 30.11.2011 in der BILD:

"Für mich gehören diese Typen nicht in die Psychiatrie, für mich gehören Sie ins Gefängnis. Sie müssen büßen."

Warum eigentlich ?

Neben dem üblichen dumpfen Todesstrafengequatsche und dem blöden Kommentar von FJW, dass den aufgeklärten Bürger eher abstößt als
wirklich interessiert, werden erfreulicherweise auch viele ernsthafte Fragen erörtert.

Da wird die Frage nach der
"Unzurechnungsfähigkeit" gestellt, was das
ist, wer das feststellt und leider auch, was der ganze Quatsch eigentlich soll. Wie mit schuldunfähigen Tätern umgegangen wird bzw.
umgegangen werden sollte. Was Schuld ist und was nicht.

Und es wird überlegt, ob nicht alle Massenmörder zwingend an einer psychischen Erkrankung leiden, was zur Folge hätte, dass kein Massenmörder je verurteilt werden könnte - und den für die "Normalen" den netten Nebeneffekt, dass wir die Taten der Massenmörder nur als krankhafte Entgleisung und nicht als originären Bestandteil menschlichen Verhaltens betrachten müssten.

Versuchen wir also mal Schritt für Schritt ein bisschen Licht ins juristische Dunkel zu bringen und knöpfen uns erst mal die einzelnen Begriffe vor.



*Wer ist ein Massenmörder ?*

In der Kriminologie wird der Begriff
"Massenmörder" nur für solche Täter verwendet, die eine Vielzahl von Personen innerhalb kurzer Zeit an einem oder wenigen zusammenhängenden Orten töten. Mit einer Vielzahl sind
mindestens 3 oder 4 Menschen gemeint. Breivik (77 Opfer ) erfüllt diese Definition ebenso wie die Amokläufer von Winnenden (15 Opfer), Columbine
(13 Opfer) , Erfurt (17 Opfer), Euskirchen (6 Opfer ), die Täter von 9/11 (2970 Opfer), Bali (202 Opfer)....

Außerhalb der Kriminologie wird die Bezeichnung Massenmörder zwar auch für die Verursacher der Ermordung besonders vieler Opfer verwendet,
insbesondere in Zusammenhang mit dem Holocaust und anderen Fällen des Völkermordes. Insoweit werden auch Hitler, Stalin, Pol Pot , Idi Amin
Dada und ähnliche Gewaltherrscher als Massenmörder bezeichnet, stellen aber eine andere Kategorie dar.

Keine Massenmörder , sondern Serienmörder sind hingegen Täter wie die NSU-Mörder (bisher 9 Opfer bekannt ), der Jungenmörder Jürgen Bartsch (
4 Opfer ), Prostituiertenmörder Fritz Honka (3 Opfer ) und Auftragskiller Werner Pinzner (mindestens 5 Opfer), weil den einzelnen
Taten der zeitliche und örtliche Zusammenhang fehlt.

Betrachtet man nun die Reihe der hier beispielhaft genannten "echten" Massenmörder, so fällt zunächst auf, dass von diesen lediglich Breivik seine Tat überlebt hat - und wohl überleben wollte. Alle anderen Massenmörder konnten nicht auf ihre psychische Gesundheit hin untersucht werden, weil sie ihre Taten nicht lange überlebten .

Die Datenlage bezüglich der Psyche von Massenmördern aufgrund tatsächlicher Begutachtung ist also schon einmal ziemlich dünn. Es wäre
alleine deshalb schon sehr gewagt, zu behaupten, alle Massenmörder seien geisteskrank. Vielleicht spricht die Tatsache, dass der "normale"
Massenmörder sich nach getaner Arbeit üblicherweise selbst entleibt, sogar eher dafür, dass er sich seiner Tat und deren Folgen durchaus
bewusst ist - und sich einer Bestrafung durch einen wahlweisen Ausstieg Richtung Hölle oder Paradies ganz überlegt entzieht.



Das wiederum wäre ein starkes Argument dafür, dass Breivik ein ganz großes Rad ab hat. Er lebt und machte nach seiner Festnahme einen
zufriedenen Eindruck. Aber wer weiß es schon ?

Das führt direkt zu nächsten Frage: *wer entscheidet, ob ein Täter psychisch krank ist ?*

Der Richter weiß es nicht, er ist ja kein Psychiater. Folglich muss er einen oder mehrere Psychiater mit der Begutachtung beauftragen. Psychiater sind aber auch nur Menschen und ihre Gutachten sind keineswegs 100%ige Gewissheiten.Da steckt schon jede Menge persönliche Meinung drin, wie man daran erkennen kann, das einige Gutachter so gut wie nie die Voraussetzungen des § 20 StGB feststellen und andere dafür um so häufiger.

Immerhin lassen sich ja einige psychische Erkrankungen ganz gut
diagnostizieren.

Ein paar Beispiele aus der eigenen Praxis:

Einer meiner Mandanten, nennen wir ihn Mätti, leidet an einer paranoiden Psychose. Ein netter Kerl, der davon überzeugt ist, ein direkter
Abkömmling Gottes zu sein. Da sein Vater der Schöpfer aller Dinge ist, darf Mätti sich alle Dinge nehmen, was er auch immer wieder gemacht hat. Ladendiebstähle in großer Zahl waren zwangsläufig die harmlose Folge. Irgendein Unrechtsbewusstsein war von Mätti nicht zu erwarten, er guckt einen nur völlig verständnislos an, wenn man ihm versuchte zu erklären, dass er das nicht dürfe. Keine Frage, dass Mätti vom Gericht Schuldunfähigkeit bestätigt wurde.

Ein andere Mandant, der seine Mutter skalpiert hatte ohne sie dabei zu töten, weil er sie für einen Außerirdischen hielt, erzählte mir locker
zwei Stunden lang vollkommen nachvollziehbare Dinge, gab Anlagetipps, sagte vor Jahren die Unmöglichkeit der Gemeinschaftswährung Euro voraus und reit mir in Silber zu investieren, parlierte intelligent in vier Sprachen, hatte ein abgeschlossenes Studium und machte auf den ersten
Blick keinen auch nur irgendwie auffälligen Eindruck, bis er plötzlich aus heiterem Himmel im ernsten Ton erzählte, er sei auf einer
Urlaubsreise von Außerirdischen in einem Raumschiff entführt und dort medizinisch untersucht worden.

Eine Mandantin beschwerte sich vehement darüber, ihr früherer Vermieter habe ihr - sie wisse auch nicht wie der das gemacht habe, aber im
Internet habe sie andere Betroffene gefunden - eine Kamera und einen Sender in ihren Gehörgang geschmuggelt. Er beobachte sie aus ihrem Kopf
heraus und kommentiere ihre Handlungen. Sie hatte keinerlei Straftaten begangen und wollte mich lediglich mit einer Unterlassungsklage gegen
den Vermieter beauftragen.

Keiner von den dreien taugte zum Massenmörder, obwohl alle erkennbar und nachweislich psychisch erkrankt waren.

Eine psychische Erkrankung alleine bedeutet keineswegs, dass jemand auch kriminelle Taten begeht oder gar zum Massenmörder werden muss. Die
meisten psychisch Kranken stellen keinerlei Gefahr für sich oder andere Menschen dar. Im europäischen Schnitt gelten nur knapp 10% aller
Straftäter als psychisch krank. Die sogenannten Normalen, also Sie und ich, sind also um ein vielfaches gefährlicher.

*Was ist denn nun "Unzurechnungsfähigkeit" ?*

Selbst wenn eine psychische Erkrankung durch den psychiatrischen Sachverständigen diagnostiziert wird, bedeutet das noch lange nicht, dass auch eine strafrechtlich relevante Schuldunfähigkeit - im Volksmund "Unzurechnungsfähigkeit" oder auch "Jagdschein" genannt - vorliegt.

Das festzustellen, ist nämlich nicht Sache des Gutachters , sondern des Richters. Der Sachverständige kann nur bei der Vorfrage behilflich sein, was der Täter zur Tatzeit tun oder lassen konnte. Ob er überhaupt eine
Handlungsalternative hatte oder nicht.

Die Schuldunfähigkeit selbst ist kein psychiatrischer Begriff. Mediziner und Juristen sprechen hier wie so häufig unterschiedliche Sprachen. Der Richter trifft keine medizinische Entscheidung sondern ein rechtliche, die auch normative Erwägungen enthält. Der BGH hat das einmal so ausgedrückt:

/Die rechtliche Erheblichkeit der Verminderung des Hemmungsvermögens hängt auch von den Ansprüchen ab, die die Rechtsordnung an das Verhalten des Einzelnen zu stellen hat. Dies zu bewerten und zu entscheiden ist Sache des Richters. Allein zur Beurteilung der Vorfrage
nach den medizinisch-psychiatrischen Anknüpfungstatsachen bedarf er sachverständiger Hilfe, sofern er hierzu nicht aufgrund eigener
Sachkunde befinden kann." (Strafverteidiger 2004, S. 263.) /

Ob jemand schuldunfähig ist, ist also eine ausschließlich juristische und keine medizinische Entscheidung. Vielmehr hilft der Sachverständige
dem Gericht nur vorbereitend bei der Frage, ob die medizinischen Voraussetzungen des § 20 StGB vorliegen, in dem es heißt:

/"Ohne Schuld handelt, wer bei Begehung der Tat wegen einer krankhaften seelischen Störung, wegen einer tiefgreifenden Bewusstseinsstörung oder
wegen Schwachsinns oder einer schweren anderen seelischen Abartigkeit unfähig ist, das Unrecht der Tat einzusehen oder nach dieser Einsicht zu
handeln."/

Nur derjenige, dessen psychische Krankheit ihn daran hindert Unrecht zu erkennen oder nach dieser Erkenntnis zu handeln, handelt ohne Schuld. Und wer ohne Schuld handelt kann und darf nicht bestraft werden - auch wenn Herr Wagner und die BILD gerne Kranke büßen lassen möchte.
Allerdings darf man ihn trotzdem einsperren, wenn das Gericht eine auf der Krankheit beruhende Gefährlichkeit feststellt.



Wer glaubt, die bösen Strafverteidiger seien diejenigen, die als Verteidigungsstrategie auf den § 20 StGB drängen würden, liegt komplett
daneben. Solange es sich nicht um eine offensichtliche Störung handelt, wird kein Verteidiger auf die idiotische Idee kommen, zu riskieren seinen Mandanten begutachten zu lassen. Die Gefahr, dass der Mandant danach bis zum Sanktnimmerleinstag in der forensischen Psychiatrie verschwindet und damit - obwohl es natürlich offiziell keine Strafe ist - unter Umständen ein Lebenslang "über Bande" bekommt, ist viel zu groß. Die wenigsten Mandanten betrachten die Unterbringung in einer
forensischen Psychiatrie als Wohltat. Ob Herr Wagner es wirklich toll fände, Tag für Tag mit gefährlichen Geisteskranken in einem Gebäude zu
leben ? Vielleicht. Die, die ich kennen jedenfalls nicht.

Die Zahl dieser Unterbringungen nach § 63 StGB steigt merkwürdigerweise seit Jahren kontinuierlich an, obwohl auch aus Sicht renommierter Gutachter bereits ein gehöriger Teil der Eingangsdiagnosen ( es kursieren Zahlen von 30 - 60% ) falsch ist. Offenbar verfolgen die
Gerichte zunehmend eine Maxime des "no risk - Prinzips" , während früher die Freiheitsrechte stärker im Vordergrund standen. Aber das scheint ja ein allgemeiner gesellschaftlicher Trend zu sein.

Wer einmal in der "Klappse" gelandet ist, hat sehr gute Aussichten dort eine lange Zeit zu verbringen, wenn er Pech hat bis zum Ende seines
Lebens. Und die Anstalten befürworten in den seltensten Fällen eine Entlassung.

Es mag sein, dass sich die Gutachter von Breivik auch bewusst oder unbewusst von dem erwünschten Ergebnis haben leiten lassen. Ein schuldunfähiger Breivik landet zwingend in der Forensik und wird wegen seiner Gefährlichkeit - ob krankheitsbedingt oder nicht ist eigentlich
wurscht - den Rest seines Lebens sicher verwahrt werden können. Ein schuldfähiger Breivik wäre vermutlich nach 18 Jahren aus der Haft zu
entlassen. Aber das sind natürlich nur völlig unzulässige Spekulationen, trotzdem - auch psychiatrische Gutachter sind nur Menschen und nicht unfehlbar.

Massenmörder machen Angst. Wenn der Täter geisteskrank ist, macht uns das auch Angst vor Geisteskranken, obwohl die psychisch Kranken
statistisch weniger Straftaten begehen als Gesunde.

Möglicherweise zeigen uns aber gerade die Massenmörder, wie wichtig es ist, jede Straftat vom Täter her aufzuklären, sich mit seiner
Entwicklung, seiner Persönlichkeit, seinen Erkrankungen und seinen Motiven zu beschäftigen. Hier spielen sich große Dramen ab, hier drängen
sich die großen Fragen nach Schuld, nach Sinn, nach Gerechtigkeit, nach Gott, nach Gut und Böse urplötzlich ins Bewusstsein.

Wir werden solche Taten nie verhindern können, sowenig wir Tsunamis, Erdbeben oder Seuchen verhindern können. Aber wir können uns bewusst
machen, dass auch Massenmörder Menschen sind und Menschen seit Kain morden, der Mord also offenbar zum menschlichen Wesen gehört.

Das hören wir alle nicht gerne, weshalb man Massenmörder gerne durch entsprechende Bezeichnungen wie Monster oder Ungeheuer entmenschlicht, um sie uns emotional vom Hals zu halten. Aber auch das wird nichts an der Tatsache ändern, dass es Menschen sind, ob gesund oder krank - Menschen.

VON RA HEINRICH SCHMITZ

Mittwoch, 30. November 2011

PETER O. CHOTJEWITZ 14.JUNI 1934 – 15. DEZEMBER 2010

Am 15. Dezember 2010 starb Peter O. Chotjewitz. Nachrufe verbieten sich. Seine Arbeiten sprechen für sich. Deshalb hier sein Interview vom 18. 9. 2009 zum damals erschienenen Baader-Meinhof Film von Bernd Eichinger der wenige Tage nach Chotjewitz verstarb.




Interview mit Peter O. Chotjewitz anlässlich der Premiere des Films „Der Baader-Meinhof-Komplex.“
Nach einer medialen "Odyssee" veröffentlicht bei "Analyse & Kritik", Zeitschrift für linke Debatte und Praxis. http://www.akweb.de/ Der alte Sontheimer fand es unmöglich für den Spiegel. Die TAZ zierte sich ebenfalls und das Prager-Frühling-Magazin um Katja Kipping (DIE LINKE) nahm es zunächst euphorisch online, nur um es 1 Stunde und 12 Minuten später erschrocken und kleinlaut wieder vom Netz zu nehmen.

Den Kontakt mit Peter O. Chotjewitz machte der Verbrecher Verlag. Hier hatte der deutsche Schriftsteller, Übersetzer und Jurist zuletzt 2007 „Mein Freund Klaus“ veröffentlicht, eine Spurensuche nach Klaus Croissant, dem einstigen Wahlverteidiger der RAF und später wegen Unterstützung einer terroristischen Vereinigung zu 2 ½ Jahren Haft verurteilte deutsche Rechtsanwalt.

Ein weiterer Freund von Chotjewitz hieß Andreas Baader. Im Nachlass des 2002 verstorbenen Klaus Croissant fand sich eine Schallplattenbestellung vom August 1974 zusammengestellt vom inhaftierten Baader. Mit dem schriftlichen Vermerk: „Rechnung an Rechtsanwalt Chotjewitz“. 2009, 35 Jahre später erklärt Chotjewitz: „So wie die Verhältnisse damals gewesen sind, war es eher umgekehrt. D.h. Herr Baader bestellt bei mir, ich bestelle beim Verlag und die Rechnung kriegt Rechtsanwalt Croissant. Ich hatte noch nie Knete... In welchem Arschiv hast Du die Bestellung gefunden?“

http://www.taz.de/1/archiv/digitaz/artikel/?ressort=tz&dig=2008%2F04%2F26%2Fa0146&cHash=fe8663a2cf

Anlässlich der bevorstehenden Premiere zu „Der Baader-Meinhof-Komplex“ beantworte Chotjewitz eine E-Mail-Interviewanfrage per Post. Briefmarke: Der Leuchtturm von Amrum. Gestempelt: Briefzentrum 70 (Die 70 steht für Stuttgart Stadt). „Ich habe den Eichinger-Film nicht gesehen und werde ihn auch nicht gesehen haben. ... alles was ich wusste, habe ich geschrieben. Neues ist nicht dazugekommen in den letzten Jahren. Wenn Sie nicht selbst investigieren wollen oder können, müssen Sie’s machen wie die Schreiber der TAZ u.a. Käsblätter. Sie müssen sich was aus den Wichsgriffeln lutschen.“



Peter O. Chotjewitz ist 76 Jahre alt geworden. Er ist Autor zahlreicher Romane, Erzählungen und Essays. Außerdem ist er Übersetzer des italienischen Nobelpreisträgers Dario Fo. Neben einer hohen Einfühlungsgabe und Sensibilität, die er ganz sicher für seine vielgelobte Arbeit braucht, war Chotjewitz vor allem immer eines: unglaublich zornig, wie das folgende, dann doch noch gewährte Interview zu „Der Baader-Meinhof-Komplex“ unzweifelhaft beweisen konnte:





Der Zorn geht weiter!



A.W.: Welchen Film haben Sie sich zuletzt im Kino angeschaut?
Peter O. Chotjewitz: Wenn ich in Stuttgart bin, leihe ich mir meistens DVD-Casetten aus. Zuletzt habe ich drei Filme von Achternbusch gesehen: "Das Andechser Gefühl", "Die Atlantikschwimmer", "Servus Bayern". Mein Lieblingsfilm ist "Das Gespenst", in dem Achternbusch als Jesus durch München geht und die Passanten um Scheiße bittet. "Gebt Scheiße, Leute, gebt Scheiße." Achternbusch schreibt die besten Dialoge, hat einen tollen Sinn für Bilder und ist ein großartiger Schauspieler. Natürlich mag ich auch den jungen Bierbichler, der in allen Filmen Achternbuschs mitspielt. Die Trotta hätte nie eigene Filme drehen dürfen. Sie hätte immer eine von Achternbuschs Protagonistinnen bleiben sollen.
Wenn ich in Rom bin, gehe ich dagegen oft ins Kino. Fast jeden Abend. In Rom gibt es gute Kinos. Die Filme, die da laufen, würde sich ein deutscher Kinobetreiber nicht trauen. Im Frühjahr sah ich in einem Off-off-Kino "Sweeny Todd", in dem fast nur gesungen wird. Gesungene Dialoge. Johnny Depp spielt einen genialen Barbier, der allen seinen Kunden, die an seinem Unglück schuld sind, die Kehle durchschneidet. Seine Freundin hat unter dem Barbierladen einen Schnellimbiß. Die Hamburger, die sie brät, sind aus Johnny Depps Kundschaft. Er hat eine Falltür in seinem Laden, die direkt in die Garküche führt. Auch "Couscous", ein tunesischer Film, war gut gemacht.

Sie wollen sich den Film "Der Baader-Meinhof-Komplex" nicht anschauen. Warum nicht?
Die Filme zum Thema "RAF", die ich bisher gesehen habe, waren mehr oder weniger zum Kotzen. Eichinger und Aust sind nicht die einzigen, die nicht die Absicht haben, gute Arbeit zu leisten. Kraushaar, Reemtsma sind keine geringeren Idioten. Vielleicht würde ich mir den Film von Eichinger anschauen. Zum Glück hat mir der Arzt strenge Bettruhe verordnet. In Filme wie die von Eichinger kann man reingehen, wenn man keine Lust hat, in die Kneipe zu gehen. Denken Sie an seinen Hitler-Film. Gequirlte Scheiße, Volksverdummung, die reine Profitmacherei. Eichinger ist der Dieter Bohlen des Politkinos. Aust war eine Dreckschleuder seit er beim "Spiegel" ist. Das Denken sollte er seinen Pferden überlassen, die haben einen größeren Kopf.

Sind Sie im Vorfeld des Films als Zeitzeuge von jemanden befragt worden?
Wenn einer versucht hätte, mich als Zeitzeuge zu befragen, den hätte ich hochkant abfahren lassen. Ich bin und war kein "Zeitzeuge". Ich bin beteiligt.

Frank Schirrmacher in FAZ: Der Film hat "die Kraft, die gesamte RAF-Rezeption auf eine neue Grundlage zu stellen." Macht Sie das nicht neugierig? Wie würden Sie die bisherige RAF-Rezeption zusammenfassen?
Wenn Schirrmacher behauptet, Eichingers RAF-Film stelle die Rezeption auf eine neue Grundlage, so wüsste ich gerne, was Schirrmacher rezipiert hat. Ob er mehr gelesen hat, als das RAF-Buch von Aust aus dem Jahr 1986. Es gibt bislang höchstens einige Ansätze zu einer RAF-Rezeption, die den Namen verdient. Dass Thema RAF wird, gerade von Staats wegen, unter Verschluß gehalten. Was rausgelassen wird, ist der übliche Dreck der Counterinsurgency. Diffamationen. Geschichtsklitterung. Lügen.

Baaders Geschichte wird nach dem Film eine neue Anziehungskraft auf junge Menschen haben. Sie kannten Baader, was wirkte auf Sie anziehend an ihm? Wie viel ist dran am so oft bemühten besonderen Charisma?
Wäre natürlich zu wünschen, wenn junge Menschen sich trotz des Films dafür interessieren würden, wer Andreas Baader wirklich war. Dann sollten sie sich aber nicht nur für ihn interessieren, sondern auch für die vielen hundert Menschen, die damals am Kampf der RAF aktiv oder passiv teilgenommen haben. Sie sollten sich für die anderen kämpfenden Kader interessieren und die vielen RAF-Kämpfer, die bei den Killfahndungen und in den Gefängnissen ermordet wurden. Zur Zeit vergießt man zu viele Tränen für solche elenden Figuren wie Buback und Schleyer. Ich glaube allerdings nicht, dass Darstellungen alla Aust, Kraushaar, Koenen, Pflieger, Peters, Menschen zum Nachdenken anregen. Sie sind politische Propaganda, die den ungeschulten Leser zumüllt, sodaß er am Denken gehindert wird. Das ist ihre staatstragende Aufgabe.


Bettina Röhl in WELT Online: "Die RAF hatte ... keinen Widerstandskampf zu leisten ... weil sie von einer Massenbewegung getragen wurde." Hatten sie zu der Zeit jemals das Gefühl Teil einer Massenbewegung zu sein?

Wenn Frau Röhl denken oder schreiben könnte, würde ich vielleicht begreifen, was sie meint. Daß die RAF von einer Massenbewegung getragen wurde, muß ich mit Nichtwissen bestreiten. Ohne die staatliche Counterinsurgency hätte eine Massenbewegung draus werden können. Alle staatlichen Maßnahmen zielten stets auch darauf ab, eine Massensolidarität zu verhindern. Der Absicht dienen auch Aust und Eichinger.
Gab es überhaupt eine Massenbewegung? Noch dazu eine, der ich angehört habe? Ich habe von Anfang an mit den Bolschewiki und dem bewaffneten Kampf sympathisiert. Das waren beides keine Massenbewegungen.

Die Buchvorlage von Stefan Aust zum Film wird erneut die Top Ten erreichen. Sie sind seit Mitte der 1960er Jahre Schriftsteller und haben beinahe jährlich veröffentlicht. Wie geht es Ihnen dabei?
Der Verkaufserfolg von Aust juckt mich nicht. Mich jucken auch nicht die Millionen von Günter Grass und Daniel Kehlmann. Ehe ich schreibe wie die gehe ich lieber wieder als Maler und Anstreicher.

Angenommen Sie hätten fünf Minuten Vorspann des Films zur freien Verfügung, was würden Sie den Besuchern mit auf den Weg geben?
Ich würde in aller Ruhe auf die Bühne scheißen und die Scheiße mit einer Zwille ins Publikum schießen.

Die ganze Aufregung kann Sie ja nicht kalt lassen. Wie geht man in so einer Zeit mit seinen Emotionen um?

Mit meinen Emotionen, einerlei welcher Herkunft, gehe ich seit mehr als vier Jahrzehnten auf die gleiche Weise um. Ich setze mich an die Schreibmaschine und hacke Texte in die Tasten, die bestimmt wieder kein Schwein lesen will. Nach dem Mittagessen bin ich dann so müde, dass ich zwei Stunden lang gut schlafe. Abends vielleicht ein Film mit Bruce Willis. Da wird nämlich auch zufriedenstellend gekillt, aber so, dass ich mich nicht zu ärgern brauche, wenn die Falschen gekillt werden , und nicht zu freuen, wenn es die Richtigen trifft. Gut finde ich zum Beispiel die vielen US-Filme, in denen der Präsident gekillt werden soll oder seine Frau. Diese herrlichen Bösewichter. Meistens rechtsradikale Generäle oder Geheimdienstbosse. Wer nicht glauben will, dass gerade in den westlichen Rechtsstaaten in den Gefängnissen gekillt wird und Killfahndungen Usus sind, braucht sich nur einen us-amerikanischen Politthriller anzuschauen. Da wird reiner Wein ausgeschenkt.

Schily, Croissant, Mahler, Ströbele und Sie - fünf RAF-Anwälte, von denen man annehmen würde, es hätte einen gewissen Konsens gegeben. Dann aber völlig unterschiedliche prominente Werdegänge. Schily, Croissant (postum), Mahler, Ströbele und Sie 2008 in einer Altherrenrunde. Grausame Vorstellung?

Schily, Ströbele, waren Vertrauensanwälte in Stammheim und in anderen politischen Strafverfahren. Der Respekt vor ihren Mandanten gebietet es, ihre Leistung anzuerkennen. Sie haben das Amt der Verteidigung, mutig, selbstlos, bis weit in den politischen Diskurs hinein ausgeübt. Also höchstes Lob. Mahler war bis zu seinem Rauswurf sogar in der RAF, hat sich also verdient gemacht. Ohne ihn wäre es nicht möglich gewesen, den skandalösen 2. Juni 1967 zu rekonstruieren. Das tat Monika Berberich in seinem Büro. Überhaupt war das sozialistische Anwaltskollektiv um Mahler wichtig für die Entstehung einer engagierten politischen Advokatur. Was die drei Herren später aus ihren Leben gemacht haben, entwertet nicht ihre damalige Leistung.
Klaus Croissant ist ein Sonderfall. Er hat mehr geleistet als irgendein Anwalt. Deshalb hat man ihn so gehasst und verfolgt. Lesen Sie meinen Roman "Mein Freund Klaus". Ich war nie Verteidiger in einem RAF-Prozeß. Ich war befreundet mit Andreas Baader. Meine Zulassung war ein Vorwand, um ihn besuchen zu können. Glauben Sie aber nicht, dass irgendein Anwalt in Stammheim als Kurier tätig sein konnte. Die Anwaltsbesuche wurden optisch und akustisch überwacht. Man konnte sich nur flüsternd unterhalten, wenn's ans Eingemachte ging.

Irgendjemand müsste ihnen die Wahrheit sagen, WEN würden sie WAS fragen?
Ich würde den, der es wissen muß, bitten, mir zu sagen wer weiß, wer es war, und den würde ich bitten mir zu erzählen, wie sie es gemacht haben. Und da Buback jr. immer wissen will, wer seinen Vaters erschossen hat, würde ich auch fragen, wer meinen Freund erschossen hat.

Wie politisch sind Sie heute? Welche Parteien sind für Sie wählbar?

Gegenfrage: Was heißt politisch sein? Ich bin ein Gegner der parlamentarischen Demokratie und des Mehrparteiensystems und das seit den Zeiten der bismarckschen Reichsverfassung. Es wäre also inkonsequent, irgendeine Partei zu wählen.

Fällt Ihnen etwas Positives und etwas Negatives über die Partei DIE LINKE ein?

Vielleicht wähle ich demnächst mal die Linkspartei, aber nur um die rechtsradikale SPD-Führung zu ärgern. Deren dumme Gesichter möchte ich sehen, wenn sie regieren könnten, sich aber nicht trauen, weil das Kapital es nicht erlaubt.

Darf/Muss es so etwas wie eine linke Boheme/ Elite geben? Fehlen heute die Salon-Linken als Identifikationsmöglichkeit für die bürgerliche Mitte?
Linke Boheme bin ich selber. Noch eine zweite braucht es nicht zu geben. Gab es nach 1945 in der BRD je eine Salon-Linke? Vielleicht in jenen Zeiten und Kreisen als es möglich war, sich gleichzeitig für links zu halten und gegen die DDR zu sein. Biermann war so ein Salon-Linker. Wenn einem so was fehlt, sollte man sich untersuchen lassen.

Rückblickend: Was waren ihre größten Erfolge, was ihre schmerzlichsten Niederlagen?

Keine Siege, keine Niederlagen. Si tira avanti.

Bitte einen Ratschlag zum Schluss: Ein junger Mensch fühlt gesellschaftliches Unrecht. Er möchte etwas tun. Welches politische Engagement würden sie ihm anraten? An wen könnte er sich wenden?
Er soll sich an mich wenden. Ich sage ihm, wo die RAF nicht nur ihr berühmtes Logo versteckt hat. Auch die erste Waffe, die je benutzt wurde. Man kann in solchen Fällen auch nach Venezuela oder in den Gaza-Streifen gehen. Überall auf der Welt sind die Kämpfe höher entwickelt als in der EU.



Ein großartiges Buch:
http://www.amazon.de/Mein-Freund-Klaus-Peter-Chotjewitz/dp/3935843895/ref=sr_1_2?s=books&ie=UTF8&qid=1322642323&sr=1-2

posthumm erschienen:
http://www.amazon.de/J%C3%BCnger-Joint-aufm-schon-Goebbels/dp/3881783628/ref=sr_1_1?ie=UTF8&qid=1322642277&sr=8-1

Dienstag, 29. November 2011

AUFZUCHT



Geben wir unseren Söhnen immer heimlich.

Freitag, 25. November 2011

ANARCHIEAPFELSAFT

Erschienen als Kolumne im SUBWAY MAGAZIN Dez. 2011
http://www.subway.de/289/lebensraum/kolumnen/artikel/anarchie-apfelsaft-13649.html



Eine Geschichte, die mit einem Apfelbaum anfängt, könnte nach hinten raus ziemlich kitschig enden. Ich versuche es trotzdem mal: Der Baum steht vor dem Häuschen der Oma. Und wir schüttelten den so lange, bis der Rasen darunter mit dem guten Boskop bedeckt war. Dann in Bettbezüge eingesammelt, ins Auto und zur Mosterei Burg Lutter“ das ist in Lutter am Barenberge, von Braunschweig aus zwischen Salzgitter Bad und Seesen.

Der Burgturm überragt hier alles. An zwei steinernen Torsäulen vorbei geht’s eine holprige Pflastersteinzufahrt hinauf, als führe man direkt in Grimms Märchenbuch. Zwischen den hohen verwitterten Gebäuden scheint die Zeit stehen geblieben. Wäre da nicht ein meterhohes Anarchiezeichen an der Burgmauer. Ein fetter Truthahn nimmt uns die Vorfahrt. Hühner flattern aufgeregt davon, ein Hundewelpe jagt ein Katzenbaby und ein Grimmiger mit selbstgehäkeltem Pullover schwingt die Axt und stapelt das gespaltene Holz in Kisten.

Wir halten vor den weit geöffneten Torflügeln zur Burgmosterei. Außer dem Holzhacker sind keine weiteren Männer zu sehen. An den Apfelpressen und Saftabfüllanlagen haben fünf junge Frauen das sagen. Schürzen, grobe Stiefel, Kopftuch. Würden da nicht bei mindestens einer ein paar Rastahaare hervorlugen, wär's eine Zeitreise ins 19. Jahrhundert. Und wie gut die drauf sind. Die lachen sogar noch, als sie zu zweit 40 Kilo Apfelbottiche schleppen.



Dass das allerdings für Menschen von heute alles andere als spaßig ist, werden wir gleich erfahren, denn hier ist aktive Mithilfe angesagt: Unter den Augen der Kopftuch-Rastalady stehe ich mit Frau am Elevator um unsere Ernte einzuschütten.

Ich gebe mein Bestes, aber der Schreibtischjob, der Rücken, das Körpergewicht … O.k., ich mache keine so gute Figur, lasse mir aber nichts anmerken und mich anschließend auf grobe selbstgetischlerte Bänke fallen, die hier dankenswerterweise mit Blick auf die arbeitenden Mosterinnen aufgestellt sind. Es gibt lecker Selbstgebackenes und Kaffee gegen Spende. Frau hilft weiter beim Abfüllen, ich spende.

Und dann komme ich kaum noch von der Bank hoch. Dem Truthahn fällt meine Arbeitsverweigerung als erstem auf, jedenfalls kommt er gefährlich nahe. Ob der auf solche Härtefälle abgerichtet ist? Ich würge den Rest vom dritten Stück Vollkornkuchen runter und erhebe mich mühsam.

Zwei der Kopftuchträgerinnen stehen an der frühindustriellen Presse, so ein schweres Eisenteil bis zur Decke, und verteilen die geschredderten Äpfel Lage um Lage auf groben sackartigen Stoffen, bis die Presse von oben Druck macht.

Und das ist übrigens der einzige Druck von oben, der hier geduldet wird, wie die burgeigene Internetseite erklärt: „Wir wollen ohne Herrschaftsstrukturen nach anarchistischen Gesichtspunkten zusammenleben. Wir erarbeiten unseren Unterhalt selbstständig. Dabei lehnen wir hierarchische Strukturen und lohnabhängige Arbeit ab und streben Selbstbestimmung an. Hier gibt es also weder Chefin noch Chef.“



Bei einem Erkundungsgang über den weiten Hof, auf der vergeblichen Suche nach irgendwas Verbotenem oder dem letzten Waffenversteck der RAF treffe ich doch noch auf ein männliches Gesicht. Aber der ist nicht von hier, sondern so ein weißhaariger Alt-Kommunist mit Kamera, den ich schon mal zwischen roten Fahnen auf dem Braunschweiger Kohlmarkt gesehen habe.

„Wir haben hier politisches Wochenendseminar!“ Die Frage, ob es da auch was von diesem Vollkornkuchen gäbe, beantwortet er nicht. Für die Arbeiterinnen hat er keinen Blick. Er knipst lieber altes Gemäuer und ich bin sogar sicher, vom Frischgepressten bekommt er Sodbrennen. Ich flüchte zurück zur Arbeit, als er mir den Unterschied zwischen Castro und Gaddafi erklären will, stolpere dabei ungeschickt über ein Huhn, was von glockenhellem Lachen der Mosterinnen quittiert wird.

Es endet also lustig und nicht kitschig, als wir vollbeladen heimwärts fahren. Hinten im Wagen knackt es wie beim Lagerfeuer, als 200 Twist-Off-Deckel über abkühlendem Anarchie-Apfelsaft dichtmachen. Man, ich freue mich und lächle zur Frau rüber. Dass muss ziemlich grenzdebil ausgesehen haben, jedenfalls schaut sie zurück, als hätte sie gerade Zitronensaft getrunken. Frauen können so unromantisch sein.

http://www.mosterei-burg-lutter.de/

http://www.burg-lutter.de/

Mittwoch, 23. November 2011

Der angestrengte Versuch, gegen eine Entlohnung von 275 € eine perfekte Kolumne für eine Provinzzeitung zu schreiben mit einer Abonnementen-Leserschaft irgendwo im Alter zwischen 58 und 85 Jahren. Und die angestrengte Frage: Reicht das, was nun kommt, schon für 275 €?



IRGENDWAS IST IMMER ...

Der Tag fing so normal an, wie eigentlich seit Jahren jeder neue Tag anfängt. Was man eben so normal nennt, wenn gleichzeitig vier Kinder und ein Hund aufwachen.

Mit aufgewacht sind auch die Sorgen. Kleine Sorgen. Oft großaufgebauscht, aber fest verankert in der Magengegend. Ein gutes Gefühl ist eines, mit wenig Sorgen. Das passiert immer dann, wenn sich wieder eine Sorge in Luft aufgelöst und die nächste noch nicht zur vollen Größe aufgebläht ist.

Erste Erkenntnis also: "Ein Sorge weniger" ist Quatsch. Bei uns ist es ein Staffellauf.

Der Jüngste von vieren ist sieben Jahre alt und geht in die zweite Klasse der Grundschule. Ein Schlacks. Ein Sorgloser. Zu schnell gewachsen – auch die goldenen Locken. Die Großen müssen früher aus dem Haus. Die ersten kleinen Dramen ballen sich deshalb in einem Zeitraum zwischen 7:10 und 7:35. Fahrrad platt. Pumpe suchen. Falsches Ventil. Andere Pumpe. Geht nicht. Muss geflickt werden. Schulhefte verlegt. Das falsche Brot. Gar kein Brot. Wo ist die Trinkflasche. Mein Ipod ist nicht geladen. Wo ist mein Handy. Jetzt aber schnell zum Bus.

Also all diese Hera Lind Sorgen, die niemand lesen mag, der mal ein bisschen Zeit zum Lesen hätte. Der Jüngste geht als Letzter. 7:40. Um 7:45 muss er eine Straße weiter den Nachbarjungen abholen. Kuss, Tschüss. „Mach die Jacke zu!“

Ja doch, es ist billig, aber wenn die Tür zufällt, fühlt man ihn. Diesen besonderen Moment. Ein Schwebezustand. Eine Ahnung von Sorglosigkeit. Aber auch ein Gefühl von Untätigkeit. Die Twillightzone. Bis Sekunden später das Lauern auf die nächste Sorge folgt. Der Hund jault kurz, er spürt, das was komisch ist. Aber das reicht jetzt noch nicht für eine neue Sorge. Der kann warten, er war ja früh morgens schon ganz hinten im Garten. Das kann man später noch wegmachen. Hinsetzen. Kaffee. Umschauen. Tapezieren wäre mal wieder was. Neuer Teppich?

7:56. Das Telefon klingelt. Und es wird umstandslos zum Sorgentelefon. Der Vater des Nachbarjungen. Wo denn nun unser Junge bliebe, die Schule würde ja gleich anfangen. Hat er vergessen den Kumpel abzuholen? Wie bitte? Der hat nicht bei Euch geklingelt? Nein, hat er nicht. Telefonat wird mit einer Entschuldigung für den Sohn beendet.



Und jetzt wäre es eigentlich Zeit, selbst mit der Arbeit anzufangen. Aber da wächst nun etwas, das eigentlich überhaupt keinen Grund hätte zu wachsen. Der kleine Sorgenkrebs. Wie weit ist der Weg zur Schule? Also das sind 250 Meter bis zum Nachbarjungen. Dann noch mal 500 Meter über zwei Straßen und eine Ampel hinweg bis zur Grundschule. Aber der ist da nie angekommen. Der wird auch um 13 Uhr nicht nach Hause kommen. Der Junge ist weggeschnappt. Unter den Augen der Nachbarn, die sich nichts dabei gedacht haben, als der Junge erst ans fremde Auto gewunken und dann reingeschubst wurde. Wird wohl ein Verwandter gewesen sein.

8:15 – der Kaffee fällt in den Magen, als wäre er Säure. Das Staubsaugergeräusch macht schlimmen Kopfschmerz. Bohrend. Das Herz krampft. Erster panischer Blick vor die Haustür. Zweiter panischer Blick vor die Haustür. Aber gottseidank keine Anzeichen irgendeiner Entführung. Das muss weiter unten passiert sein. Der Hund schlüpft aus der offenen Haustür und läuft Richtung Schule. Da muss tatsächlich was passiert sein. Willkommen Sorgen. Ihr guten alten Bekannten.

8:22 Hund ist wieder da. Er hat doch nur sein zweites dringendes Geschäft erledigt.

8:42 Mantel und Schuhe an. Hin- her gehen vor der Tür. Aber wenn ich jetzt einfach im Klassenraum auftauche mit panischem Blick, den Jungen entdecke und erleichtert wieder gehe. Mit so einem entrückten Lächeln auf den Lippen. Das wäre doch bescheuert. Wie erklärt man so etwas?

Dann ein Kreativ-Moment, wie ihn nur Sorgen in der Lage sind zu produzieren: Logisch! Die hängen doch ihre Jacken außen an die Haken! Ich muss ja noch nicht einmal in den Klassenraum hinein. Er würde das nicht einmal merken, wenn er, was nun meine intensivste Hoffnung wird: eben nicht entführt wurde.

Ich schleiche mich also durch den Schulflur mit zittrigen Knien und schweißnassen Händen. Mit den Fingerspitzen streife ich die Kinderjacken und da ist dann auf einmal wieder dieses kurze Sorglosgefühl. Glück. Jacke Gefunden: Junge angekommen. Entführung ausgefallen.

Auf dem Weg zurück kann ich fliegen. Wie schön eigentlich. Alles gut. Ich schließe die Tür und halte die Jacke in der Hand! Ja sag mal spinn ich denn? In zwei Minuten ist Pause! Der Junge sucht doch dann verzweifelt seine Jacke! Und dann wird er sich doch richtig Sorgen machen!

User Status

Du bist nicht angemeldet.

Aktuelle Beiträge

Altersrassismus, Schmutz-...
Stefan Niggemeier antwortet auf Anfrage via E-Mail: „Hallo...
Alexander Wallasch - 1. Feb, 14:07
the new turkish property...
the new turkish property index http://www.turkish-propert y-world.com/turkey_villas. php...
tpw - 22. Jun, 16:32
WIE FUNKTIONIERT EIGENTLICH...
Wie facebook funktioniert an einem Beispiel erklärt....
Alexander Wallasch - 26. Dez, 12:30
TAGESSCHAU LEISTET ABBITTE...
Man kommt aus dem Staunen nicht mehr heraus: Nach kritischer...
Alexander Wallasch - 15. Dez, 19:02
MARTIN RÜTTER IM HAKENKREUZ...
Modischer Fauxpas bei VOX: Martin Rütter moderiert...
Alexander Wallasch - 6. Dez, 20:06

FREUNDE & FAVORITEN

Suche

 

Status

Online seit 4952 Tagen
Zuletzt aktualisiert: 15. Jul, 02:09

Credits


Gesellschaft
HEINRICH SCHMITZ
Politik
social media
SUBWAY
Profil
Abmelden
Weblog abonnieren