Montag, 16. Dezember 2013

URSULA VON DER LEYEN - Leichen pflastern ihren Weg


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Ich weiß nicht, wie es Ihnen geht, ich habe mich jedenfalls über diese Große Koalition samt Koalitionsvereinbarung und SPD-Pseudo-Demokratie-Parteimitgliederbefragung dermaßen geärgert, dass ich vollkommen davon überzeugt war, diesen Mist könne man nicht mehr toppen.

Falsch gedacht. Und ja doch, es kann immer noch schlimmer kommen und als man glaubt. Denn ich hatte Ursula von der Leyen nicht mehr auf dem Plan. Die niedersächsische Unions-Polittrutsche war mir einfach hinten durchgerutscht. Ich hatte sie schlicht vergessen.

Mutter der Kompanie

Umso unangenehmer jetzt der Überraschungseffekt, als die Betonfrisierte nun völlig unbefleckt aus dem Schlammbad dieser BRD-Volkskammervereinigung emporstieg, wie Phoenixa aus der Asche, wie die freikirchliche Version einer verhärmten Marilyn Monroe aus einer ungezuckerten Diabetiker-Torte. Adrett lächelnd bis zur Selbstaufgabe. So sehr staubige Bonner Republik, dass Berlin gefühlt wieder so weit entfernt liegt, wie vor dem Mauerfall.

Diese von der Leyen soll nun Merkels „Kronprinzessin“ sein, wie der „Spiegel“ zu berichten weiß. Autor Roland Nelles weiß sogar, dass die Union, dass Merkel mit dieser geschickten Personalie eine Reihe von Problemen lösen kann. Von der Leyen sei sogar „eine der beliebtesten Politikerinnen in Deutschland“. Wie bitte? Schaut man sich die dazugehörigen Rankings an, steht das da tatsächlich. Allerdings wenige Plätze hinter ihr ist dort auch Claudia Roth platziert. Seien wir ehrlich, was bitte schön kann so ein Ranking mehr als Fälschung entlarven, als die Behauptung, Claudia Roth wäre eine beliebte Politikerin?

Diese von der Leyen soll nun Thomas de Maizière als Verteidigungsministerin (oder schreibt man hier korrekt „-ministerIn?“) ablösen. Dort, so prognostiziert Nelles, dürfte sie sich schon bald „als ‚Mutter der Kompanie‘ profilieren und bei den Soldaten Punkte machen“. Das allerdings fand ich dann wieder passend.

Denn da bekommt diese so planlos von de Maizière zugedrohnte Bundeswehr exakt die Jeanne d’Arc, die sie verdient hat: Eine ausgebildete Medizinerin mit Leichen-Erfahrung, wie Milliardär und Dauerverlobter der Ferres, Carsten Maschmeyer in der Sonntagsausgabe der „FAZ“ stolz verriet: „Wir standen als Medizinstudenten im Anatomiekurs an der gleichen Leiche. Wir mochten uns, lange bevor absehbar wurde, was aus uns wird.“ Maschmeyer brachte sein Studium nicht zu Ende, er hatte Wichtigeres mit dem Niedersachsen – herrje, was hat Deutschland bloß diesem Land angetan, dass es so von ihm bestraft wird? – Gerhard Schröder zu verhandeln.

Die personifizierte Spießigkeit


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Von der Leyen promovierte mit der Doktorarbeit: „C-reaktives Protein als diagnostischer Parameter zur Erfassung eines Amnioninfektionssyndroms bei vorzeitigem Blasensprung und therapeutischem Entspannungsbad in der Geburtsvorbereitung“. Und es darf hier als sicher gelten, dass diese Arbeit der siebenfachen Mutter als unantastbar plagiatsfrei gilt. Ein Kind mehr, und sie hätte sich in düstereren deutschen Zeiten das Mutterkreuz der ersten Stufe in Gold verdient. Und sie hätte es zu jedem Anlass getragen, da bin ich völlig sicher.

Ehrlich, ich weiß wirklich nicht, ob es überhaupt noch eine öffentlich auftretende weibliche Deutsche gibt, die mir unangenehmer ist als diese Frau. Die personifizierte Spießigkeit. Jedwede emotionale Regung planvoll konstruiert. Aufgesetzt, mit diesem Queen-Elisabeth-Gestus, dass man sofort wild gestikulierend abwinken möchte. Fremdscham sogar schon bei der bloßen Erwähnung ihres Namens.

Entschieden für Christus

Aber es kommt noch schlimmer: In Gegenwart dieses Hannoveraner Vollblutes färbt irgendwas auf Mutti über, das einfach zu viel ist. In Gegenwart von Ursula von der Leyen mag man Mutti nicht mehr. Das ist besonders unverzeihlich. Und eben das genaue Gegenteil eines geschickten Schachzuges, wie es der „Spiegel“ felsenfest behauptet. Im Doppelpack machen die beiden Damen nämlich einen übel verschwörerischen Eindruck. Die beliebte Pastorentochter verschießt jeden Bonus, wenn sie sich mit der evangelischen Schirmherrin des evangelikalen Jugendkonkresses Christival zu so einem katastrophalen Triumphmarsch femininerprotestantischer Ethik zusammenschließt.

Stichwort Christival, das ist jene Vereinigung, die sich unter anderem noch vor wenigen Jahren berufen fühlte, Homosexualität heilen zu wollen und die von der Ministerin mit einer viertel Million Euro bezuschusst wurden. Ja doch, von der Leyen ist auch als evangelikale Missionarin unterwegs. So meint eine Stellungnahme des Deutschen Jugendverbandes „Entschieden für Christus“: „Der Jugendkongress ,Christival‘ steht für innovative Jugendarbeit in unserem Land und trägt dazu bei, dass junge Menschen ermutigt werden, als Christen zu leben und gesellschaftliche Verantwortung zu übernehmen.“

Und dann passiert, was nie passieren sollte, man ist in diesen ödesten aller Politikkosmen eingedrungen und gefangen. Paralysiert. Man recherchiert und findet sich in dieser sturen niedersächsischen von der Leyen’schen Parallelgalaxie wieder. Mentale Verwandtschaft mit dem Gelsenkirchener Barock. Mit der verblichenen Aura Bonner Tütenlampen und Nierentischchen. Grabeskälte in leuchtendem Sakralweiß. Adenauer 1963 aufgepimpt auf Merkel 2013.

Kanzlerin und Oberbefehlshaberin

Und obendrein ein zumindest aus werblicher Sicht unverzeihlicher Merkel’scher Personalien-Supergau. Alles wäre besser gewesen. Klarer. Und dabei hätte es sogar eine Chance für einen kühnen Moment gegeben. Denn wenn es Superministerien gibt, warum nicht als Neuerung mal eine Superkanzlerin? Als Unions-Gegengewicht zur eklatanten Konturschwächung durch die Koalitionskumpanei mit der SPD.

Warum also nicht mit maximalem Mut zur Veränderung die symbolträchtige Vereinigung von Kanzleramt und Verteidigungsministerium? Angela Merkel macht den mauen zweiten Aufguss einer lähmenden Großen Koalition zum Gipfel ihres Erfolges: Die Wiedervereinigung von Kanzlerin und Oberbefehlshaberin. Sie meinen, das gab’s alles schon mal? Was soll’s, wen interessieren die ollen Kamellen? Zu wenig Vorsehung?

Papperlapapp, dem Volk würde es gefallen. Und im Ranking würde Merkel dann auch wieder flott an diesem Mensch gewordenen Shar-Pei vorbeiziehen. An diesem Vorsehungspastor Gauck, der allerdings einen unschlagbaren Erfolg vorweisen kann, den ihm keiner mehr nehmen kann: Er hat diesen ominösen evangelikalen Niedersachsen vom Bundespräsidenten-Thron gedisst.

Mittwoch, 28. August 2013

GENIE UND GLÜCK - im neuen SPIEGEL

matttttt

Toll, was Matthias Matussek da wieder abgeliefert hat. Direkt aus diesen läppischen Krömer-Untiefen heraus in so ein Thema, so einen Text, einzusteigen und da durchzumarschieren mit einer Erzählfreude und Schlauheit, das man nur mit offnem Maul staunen kann - welche Edelfeder in Deutschland kann das noch?

Vielleicht gerade noch Nils Minkmar, aber der ist hier nicht so im Thema wie Matussek. Und wie sanft Matthias davon erzählt, wie Goethe die Tränen kamen, als er an einer Jagdhüttenwand seine eigenen Bleistiftspuren von "Über allen Gipfeln ..." wiederentdeckt - das ist doch einfach großartig.

Der Safranski (über dessen Goethebuch schreibt Matussek) müsste Matthias doch eigentlich die Füße waschen vor Dankbarkeit.

Und dann möchte man mal so einem Krömer über dem Artikel sehen. Unangreifbar. Eigentlich kann doch einer wie Matussek nebenbei machen was er will. Sogar jemanden wie Krömer vor laufenden Kameras niederstrecken von mir aus ...

Und ich habe nun schon wieder überhaupt keinen Bock mehr, überhaupt noch Irgendwas zu schreiben. Keine Zeile. Wie mag die Spiegel-Redaktion reagieren, wenn ihnen so etwas reinflattert?

Und diese urkomische Facebook-Absolution am Ende. ja, ich wäre für eine Sekunde fast wieder eingetreten, nur um wie Goethe an meinem "Ich" zu basteln via Social Media.

Große Verneigung Matthias!

Freitag, 23. August 2013

die-spd-setzt-auf-eine-tuer-zu-tuer-kampagne

http://www.spiegel.de/politik/deutschland/die-spd-setzt-auf-eine-tuer-zu-tuer-kampagne-a-917729.html


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Donnerstag, 30. Mai 2013

DER GLEICHE SCHMUTZ, DER ALKOHOL, DIE GLEICHE OBSZÖNITÄT

VON RA HEINRICH SCHMITZ

Wo Ron Hard hinrotzt, da wächst kein Gras mehr - Nichts für zart besaitete Lyrikfreunde


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HardStoff! - ist ein 3-Monats Periodikum mit Poemen, Notizen und Stories aus Ron Hard's Welt in Heftform, Format A5. Die Texte sind in nostalgischer Schreibmaschinenschrift gesetzt.
Herausgeber: Acheron Verlag, Leipzig
ISBN:978-3-9810222-7-8
Die Erstausgabe ist soeben erschienen.

Buch Tipp

Das äußerlich an eine gut gemachte Schülerzeitung erinnernde Buch mit 58 Seiten – hält, was der Name verspricht.

Ron Hards Poeme, wie er seine Gedichte nennt, sind nichts für zart besaitete Lyrikfreunde, die gerne Gedichte über Frühlingsdüfte und Vögelein lesen, eher was für Freunde von Vögeleien.

Aber auch die sind mehr unfromme Wünsche, und da Ron Hard gnadenlos ehrlich mit sich und ein eventuelles Publikum ihm scheinbar scheissegal ist, wird’s dann doch oft wieder nur die einsame Onanie. Und das Ergebnis landet auf und in der Tastatur.

Neu im Buchhandel

Wer bei Hards Poemen nicht unwillkürlich an Charles Bukowski denkt, hat Bukowki nicht gelesen. Der gleiche Schmutz, der Alkohol, die gleiche Obszönität, die aus einer schonungslosen Ehrlichkeit mit sich selbst entsteht. Hier tut einer nicht nur so als hätte er den Blues, hier hat einer den Blues. Und die offenkundigen Depressionen schaffen eine kraftvolle Kunst mit eigenständigem Wert.

Klar weiß auch Ron Hard, dass Alkohol keine Lösung ist, aber wenn sowieso alles sinnlos ist, dann nützt diese Erkenntnis auch nicht viel. Es ist ein zwiespältiges Gefühl, dass einen ergreift, wenn man die tiefen Einblick in die finstere Seele des Autors erhält und dabei denkt, dass er wohl sich wohl auch eine Pistole in den Mund stecken und abdrücken würde, wenn er nicht schreiben würde. Andererseits tut er das ja und jedes Wort beschreibt seine Wahrheit.


"Vor der Hölle habe ich verdammt nochmal keine Angst. Ich lebe mitten drin." schrieb Ron Hard und da ist was dran. Machen wir uns nichts vor, wir machen uns ständig etwas vor. Ron Hard nicht.
Es mag sein, dass dabei die schönen Seiten der Existenz von ihm gelegentlich oder auch ständig übersehen werden, aber so ist das nun mal, wenn man den Blues hat, wenn sich die Sinn- und Hoffnungslosigkeit in jeder Zelle ausbreitet. Wer sich auf die Poeme einlässt, der hört die rauhe Stimme von Tom Waits, ohne er eine zerkratze LP auflegen müsste.

Hier ist nichts rein und digital gesäubert, hier ist es schmutzig, dreckig und dunkel. Nichts ist verlogen oder geglättet, auf Effekt oder Verkauf konzipiert. Hier lebt ein Gegenstück zur sinnentleerten Konsumgesellschaft, angeekelt von dieser und hoffnungslos besessen davon, das alles zu Papier zu bringen.
Das Buch ist kongenial illustriert mit Grafiken von André Krommer. Und auch die erinnern an einen anderen genialen Säufer, Horst Janssen.

In diesem Buch, dass eine Welt beschreibt, in der nichts stimmt, stimmt einfach alles.

Über den Autor

Ron Hard, geboren 1949 am Niederrhein, lebt seit 1963 in der Pfalz und seit 2010 in Bad Dürkheim, seiner „emotionalen Heimat“ seit Jahrzehnten. Offensichtlich auch sein Faible für Ludwigshafen (Die Stadt, die Rizzi vergessen hat zu malen …), wo Leo Sachs, der Protagonist aus vielen seiner Stories und Poemen, lebt.

Nach seiner Biografie gefragt, gibt Ron Hard einen Überriss, direkt und schnörkellos, ohne schmückenden Firlefanz, eben Ron Hard. Wer sie liest ahnt, dass er sich seine Poeme und Stories nicht aus den Fingern saugt:

Volksschule, Lehre als Dreher, dann wieder Schule, Leadsänger bei einer Rockband, Bundeswehr, Taxifahrer, Lagerarbeiter, Handelsvertreter für Bauelemente, Autoverkäufer, Kneipenwirt, Barkeeper, Türsteher, Fotograf, Baustoffhändler, Verkaufsleiter, Versicherungsvertreter, Ehemann, Vater, Opa, Ehebrecher, Immobilienverkäufer, Heizungsmonteur, Tontaubenschütze, Hobbypilot, Golfer, Vizepräsident eines Golfclubs, Seminarleiter, Verkaufstrainer, Unternehmer, Unternehmensberater,
Bankrotteur, Hartz IV-Empfänger, Dozent, Schriftsteller.

Er begann mit etwa dreizehn zu schreiben, meist für die Schublade.

„Nach meiner endgültigen Pleite 2008/2009 setzte ich mich dann endgültig auf den Arsch und schrieb mir die Seele frei. Aufhören werde ich erst wieder, wenn ich im Nirwana bin.“



Erstveröffentlichung hier:
http://www.freundederkuenste.de/aktuelles/reden-ist-silber/meinung/wo-ron-hard-hinrotzt-da-waechst-kein-gras-mehr-nichts-fuer-zart-besaitete-lyrikfreunde.html



VON RA HEINRICH SCHMITZ

Donnerstag, 25. April 2013

Erhoben, erniedrigt, missbraucht


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Der gefallene Christian Wulff wird zum Feigenblatt einer verlogenen Kaste der Unberührbaren. Versammelt im Olymp, kurz unter Gott: unser Parlament, unsere Regierung. Und aus diesem abgehoben, fetten, satten Himmelreich der Betrügereien, der per Gesetz immer wieder neu legitimierten Abzocke, senden sie uns den Unbedarftesten von allen als Bauernopfer. Ja, liebes Volk, nehmt diesen hier, den Bösen, den Liderlichen, den Bestechlichen, den Wulff.
Aber welcher Schaden ist an uns entstanden, der nun gegen eine Summe von 20.Tsd. Euro hätte beglichen werden können, wo allein die Gerichts- und sogenannten Ermittlungskosten ein Vielfaches dem Volk in Rechnung stellen?


Man nennt es „Korruptionsermittlung“. Wullf soll also korrupt gewesen sein. Was aber, wenn eben diese Eigenschaft schon Bedingung für die politische Karriere, für den Aufstieg hinauf ans himmlische Buffet gewesen wäre? Teller weg, Finger weg, Frau weg, Ehre weg. Nur letzteres wahrscheinlich kein großer Verlust. Denn wo nichts ist, wo nichts war, kann auch nicht verloren gehen. Ehrenbegradigung.

Hotel, München, Filmproduzentenfreund, Werbung, Siemens – letztlich alles wurscht. Nachdem der Zug über Wulff hinweggerollt war, war auch das Verfahren, der gesamte Prozess nutzlos geworden. Der Hannover-Mohr hatte seine Schuldigkeit getan, er kann gehen. Der Vorwurf, die Anschuldigung, ihren Hauptwirkmoment in dem Moment verloren, als der Mann aus dem Schloss auf die Straße gestoßen wurde. Das kennt man. Das ist im Volksgedächtnis hängengeblieben: Abdankung und Vertreibung nach Holland. Kaiser Wilhelm und Konsorten. Nun Bundespräsidentenkaiserchen Wulff.

Seine Anwälte weigern sich aktuell die hingereichte offene, 20 Tsd. Euro verlangende öffentliche Hand anzunehmen. Das könnte als öffentliches Schuldeingeständnis verstanden werden. Ja um Himmelswillen, wer ist im öffentlichen Verständnis schuldiger als Wulff? Das Bauernopfer wurde ja erst von der BILD und dann von ihren Lesern dankbar angenommen. Gut, die Sache mit der Behauptung, Neu-Gattin Wulff sei eine Prostituierte war dann selbst den grobgestricktesten Mitbürgern eine Drehung zu viel in der Münchhausen-Spirale. Aber auch die Lancierung dieser Unwahrheit zeigt doch eindrucksvoll als Indiz, wie verkommen und verstrickt jene bereits sind, die Wulff auf dem wackeligen Karren zum Schafott geschoben haben.


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Wenn der Staat und seine Richter es wagen, das „noli me tangere“ mit allen rechtsstaatlichen Mitteln vorzuführen, vorzuverurteilen und aus dem Amt zu jagen, dann muss ja alles im Ordnung sein in diesem Staat. Wulff ist das Feigenblatt der wirklich Korrupten. Eine mediale Nebelkerze die unseren Blick auf das Wesentliche verschleiern sollte. Das Gegenteil ist der Fall.

Sagen wir es mal maximal vulgär im Straßen-Rapper-Style: Politik ist Votze. Berlin ist Vooootze! Und nun? Wer würde protestieren, wer sich umdrehen und mit dem Finger auf den Stinket im Kapuzenpullover zeigen? Niemand, denn die Annahme „Politik sei Votze“, beleidigt zunächst einmal nur das weibliche Geschlecht und erst viel viel später die Damen und Herren in ihren Dunkellimousinen, die dem Kapital den Weg ebnen mitten hinein ins Portmonnaie derer, die noch die Schaufel schwingen, um ihren Familien die Margerine aufs Heidebrot zu schmatzen. Offenbarungseid. Zeigt diese Gesamthaltung rund um dieses schäbige Bauernopfer Wulff doch vor allem eines: Uns hier oben ist alles scheißegal. Wir spucken auf Euch, wir spucken auf Deutschland, wir spucken auf alles, was Euch wertvoll sein könnte oder noch wertvoll ist.

„Fuck you Deutschland! Fuck off Europa!“ ist zuallererst im Parlament zu Hause, das ist die größte Tragödie. Noch der unangenehmste Migrantenschläger oder White-Trash-Brutalo hat mehr Herz als diese Räuberbande. Schon aus der Erkenntnis heraus, dass er in seinem Dunstkreis nur minimal Schaden anrichten kann.

Was der Fall Wulff erzählt hat und nach wie vor erzählen kann, kommt einer bedingungslosen Kapitulation gleich. Wenn ihr uns die höchste Marionette des Kapitals zum Fraß vorwerft, was Bitte schön sind wir Euch dann noch wert? Wir sollen das fressen? Also scheißt Ihr auf uns. Ihr scheißt auf Deutschland. Höchste Zeit also, das wir mal lernen, auf Menschen wie Euch zu scheißen.

http://www.youtube.com/watch?v=k25wI_TiYuU

Donnerstag, 28. März 2013

Der Öffentlichkeitsgrundsatz und der NSU-Prozess - von RA Heinrich Schmitz

- von RA Heinrich Schmitz


Kein Vertreter der türkischen Presse ist beim sogenannten NSU-Verfahren akkreditiert ? Skandal ? Rassismus und Fremdenfeindlichkeit ? Nun ja. Die türkische Presse hat furchtbar gepennt. Um diese Feststellung kommt man erst mal nicht herum.


Natürlich sind Hauptverhandlungen in Strafsachen öffentlich.


§ 169 GVG(Gesetz)Öffentlichkeit

1.Die Verhandlung vor dem erkennenden Gericht einschließlich der Verkündung der Urteile und Beschlüsse ist öffentlich.

2.Ton- und Fernseh-Rundfunkaufnahmen sowie Ton- und Filmaufnahmen zum Zwecke der öffentlichen Vorführung oder Veröffentlichung ihres Inhalts sind unzulässig.

Der Grundsatz der Öffentlichkeit ist ein elementarer Grundsatz unseres Strafrechtssystems, seine Verletzung ein absoluter Revisionsgrund:
§ 338 StPO(Gesetz)Aufzählung der absoluten Revisionsgründe

Ein Urteil ist stets als auf einer Verletzung des Gesetzes beruhend anzusehen, ....

6. wenn das Urteil auf Grund einer mündlichen Verhandlung ergangen ist, bei der die Vorschriften über die Öffentlichkeit des Verfahrens verletzt sind; ....

Soweit so gut.

Das bedeutet nun aber nicht, dass jedermann jederzeit an jedem Verfahren als Zuschauer teilnehmen müsste. Und es bedeutet auch nicht, dass jedes Presseorgan auf der Welt in jedem deutschen Gerichtssaal einen reservierten Platz bekommen müsste. Angesichts der Vielzahl von in- und ausländischen Pressevertretern müssten ansonsten statt Gerichtssälen Gerichtsstadien errichtet werden. Und irgendwann wären auch die überfüllt.

Bei den meisten Gerichtsverfahren hält sich das Interesse der Öffentlichkeit und der Presse auch in bescheidenen Grenzen. Nur wenn es um prominente Angeklagte oder um besonders abscheuliche Taten oder beides geht, besteht die Gefahr, dass die Hütte voll wird.

Ob aber so ein Verfahren vorliegt, weiß ein Gericht allerdings bereits spätestens bei Eingang der Anklageschrift. Im Fall Zschäpe war das schon angesichts der Vielzahl der ermordeten Opfer und der offensichtlichen Fehlleistungen im Ermittlungsverfahren klar. Dann muss das Gericht sich ernsthafte Gedanken machen, wie dem öffentlichen Interesse angemessener Raum eingeräumt werden kann. Und Raum ist hier auch ganz wörtlich zu nehmen.

Ein Verfahren mit internationalem Interesse und einer Vielzahl von Nebenklägern und deren Anwälten muss in einer Räumlichkeit stattfinden, die groß genug ist um den berechtigten Interessen aller Beteilgten und auch der Öffentlichkeit zu genügen.

Aber selbst der größte verfügbare Riesenraum würde bei einem Verfahren wie dem Verfahren gegen die Angeklagte Beate Zschäpe wohl niemals genügen um allen Interessenten Platz zu bieten. Dass der Gerichtssaal in München mit Plätzen für lediglich 50 Pressevertreter dafür viel zu klein sein dürfte, wird der Verteidigung möglicherweise noch Munition für ein Revisionsverfahren liefern, falls es überhaupt zu einer Verurteilung kommt.

Unterstellt man einmal, die Wahl dieses Saals sei eine nicht revisible Entscheidung des Gerichtes, dann kommt es darauf an, ob das Gericht den Verteilung des Platzmangels nach objektiven Kriterien vorgenommen hat. Das wäre nämlich erforderlich. Was nicht geht, ist eine Differenzierung zum Beispiel nach vermeintlicher Qualität der Medien. Das wäre ein subjektives Kriterium, kein objektives. Presse ist Presse.

- von RA Heinrich Schmitz

Donnerstag, 14. März 2013

Buona notte!

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„Buona sera!“, der italienische Abendgruß, der Deutschen aus der Pizzeria um die Ecke so vertraut ist, soll nun, gesprochen vom nigelnagelneuen Papst, Stichwortgeber sein für eine neue Menschennähe, für Modernität und Wandel. Na gut, in Gottesnamen. Aber nun sollten wir auf dieses herzliche „Guten Abend“ auch die katholische Nacht folgen lassen. Nach „B16“, wie deutsche Katholiken den Namen ihres gewesenen Papst so typisch deutsch verwalten, nach seinem Rücktritt, nach gefühlten Hunderten von Artikeln, Tausenden von Nachrufen und Millionen weinerlichen Kommentaren, Euch allen, ihr lieben Katholikenmenschen, ein herzliches, aber bestimmendes „Buona notte!“, der nächste Morgen kommt bestimmt. Euch geht die Sonne ja niemals unter. Aber nun bitte nichts Neues mehr für dieses Jahr. Basta!



Also, viel Spaß, Franziskus im Vatikan und allen anderen, die nun den Fernseher ausgeschaltet haben: Willkommen zurück in dieser schönen weltlichen Welt. Oder wie es der Kommentator der TAZ, Deniz Yücel in seinem aktuellen Beitrag treffsicher zusammenfasst: Die Katholiken „müssen es hinnehmen, dass nicht sie die Gesetze des gesellschaftlichen Zusammenlebens bestimmen, sondern der weltliche politische Souverän.“



Also Pupazzo und Performance auf dem Petersplatz. Für die positiven Geschicke der Welt ist dieses heilige Kasperltheater ohne Gretel und die Großmutter bedeutungslos. Denn was sagt das, wenn jemand vom netten Wesen des Neuen spricht, von seiner Menschlichkeit, von seiner Einfachheit? Nichts. Das ist sogar Anti-Kirche, weil es eine Normalität zu etwas Besonderem macht und so alles davor automatisch dämonisiert.


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Leben im katholischen Paralleluniversum. So wenig, wie man von Feminismus und Gleichberechtigung sprechen kann, wenn das männliche Oberhaupt einer muslimischen Familie seine Frau mal alleine auf den Wochenmarkt gehenlässt, so wenig Bedeutung hat es, wenn ein neuer Papst im Verhältnis zu seinen Vorgängern so etwas wie Mäßigung durchblicken lässt. Es hat für die Geschicke der realen Welt einfach keine hinreichende Bedeutung. Das sehen übrigens auch viele der 1,2 Milliarden eingetragenen oder hineingeborenen Katholiken nicht anders.



Matthias Matussek schreibt auf Spiegel-Online noch über Franziskus-Vorgänger B16: „In der Generalaudienz vom 23. Januar sprach Benedikt vom Glauben, der "uns zu Trägern von Werten" mache, "die oft nicht mit der Mode und Meinung des Augenblicks übereinstimmen." Worte des Widerstands.“



Nein, lieber Matthias, das sind keine Worte des Widerstandes. Das beleidigt die, die wirklich Widerstand geleistet haben. Denn so etwas wie eine Résistance im Katholischen gibt es nicht, schon gar keine Renaissance. Nein, das ist ganz einfach nur eine weitere von vielen katholischen Unverschämtheiten. Das gesellschaftliche Leben mit all seinen Farben und Facetten in ihrer ganzen Schönheit und Lebensfreude, vielfach schon befreit von den menschenverachtenden Unterdrückungsmechanismen diktatorischer und religiöser Eiferer, war/ist also für den 266sten Papst B16 nichts weiter als „Mode und Meinung des Augenblicks“, zu vernachlässigen. Weltlich halt.



Seien wir ehrlich, wer so mächtig erscheint, wer so mächtig war, wer so lange schon wirkt, aber so beschämend wenig erreicht hat und so beschämend viel Freude unterdrückt hat, wie die Kirche, dem ist auch nicht zu helfen, wenn sie nun ein Südamerikaner regiert. Im Gegenteil, es wird der modernen Befreiungsbewegung "am Ende der Welt" erheblichen Schaden zufügen.


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Klar, Hugo Chavez war religiös. Aber so religiös nun auch wieder nicht, dass er die realen Sorgen der Menschen nur für eine „Mode und Meinung des Augenblicks“ hielt. Nicht die Jahrhunderte andauernde Arbeit und Beglückung der vielen Bergoglios hat den Durchbruch für die Menschen in Südamerika gebracht, sondern zum Beispiel Chávez’ Politik als eine der durchgreifendsten und überraschendsten neuzeitlichen politischen Umwälzungen im heutigen Lateinamerika. Die Hoffnungsträger, die wahren Franziskaner für die Ärmsten in Südamerika, sind mutige Männer wie Correa und Morales. Denen gilt unser glockenhelles Buon giorno!

Mittwoch, 27. Februar 2013

Carla Berlings " Vom Kämpfen und vom Schreiben" - von RA Heinrich


http://www.carla-berling.de/wp-content/uploads/2012/09/cimg4439.jpg

Eine Frau schreibt um ihr Leben -
von RA Heinrich Schmitz


Wäre Carla Berling im Jahre 1994 mit einem Beratungshilfeschein bei mir aufgelaufen und hätte mir erzählt, sie werde einen Bestseller schreiben, hätte ich ihr vermutlich geraten sich eine "anständige" Arbeit zu suchen, sich um ihre Kinder zu kümmern und ihre Phantasien von der
Schriftstellerei unter unerfüllbare Träume abzuhaken.

Hätte es damals schon die Verbraucherinsolvenz gegeben, ich hätte sie ihr empfohlen. Aber die kam erst 1999. Der Mann arbeitslos, kein Geld um die Heizung zu bezahlen, Heizen mit dem Backofen, kleine Kinder, die was zu essen brauchen - und diese Frau will ein Buch schreiben ? "Sie sind doch irre." Hätte ich wohl gesagt.

Was für eine idiotische Idee, die wirtschaftliche Not, in die sie und ihre Familie gerade durch den fatalen Ausflug ins Versicherungsgewerbe, in einem Strukturvertrieb - grandios dargestellt in dem Roman "Die Rattenfänger" - geraten war, durch eine Karriere als Schriftstellerin zu lindern. Völlig bekloppt. Hätte ich wohl gesagt. Von so was kann doch nur eine Hand voll Leute leben.

Nun ja, glücklicherweise ist sie damals nicht bei mir gewesen und hat ihren Traum einfach wahr gemacht. Dass dieses "einfach" alles andere als
einfach "einfach" war, kann man in der erweiterten Neuauflage von "Vom Kämpfen und vom Schreiben"
http://www.carla-berling.de/?page_id=1115

miterleben - nicht nur lesen. Der Leser wird in dieses irre Leben einer Frau, die ihr Ziel gegen alle Regeln der Vernunft verfolgt, schon mit den ersten Sätzen hinein gesogen. Er sitzt mit im kalten Zimmer und hofft und bangt, ist enttäuscht, freut sich, ist entsetzt, freut sich, usw.

Vom Erwerb der ersten Schreibmaschine, die gleich den ersten Tränen auslösenden Rückschlag mit sich bringt, weil ihr der am meisten benutze Buchstabe, das "e", fehlt, über die Zeit in einer Lokalredaktion, zu einem ersten Sachbuch, TV-Auftritten, die zwar bekannt aber sonst nichts
machen, Lesungen, Druckzuschussverlagen, Stress mit dem Sozialamt, Recherchen in der Sado-Maso-Szene, Enttäuschungen mit Verlegern,
vermeintlichen Freundinnen, persönlichen Niederlagen, Scheidung, Krankheiten körperlicher und psychischer Art, Therapie, dem Tod des
früheren Ehemanns,Lebensfreundes und Vaters ihrer Kinder, Hinfallen, Aufstehen, Guerillamarketing, kleine Erfolge, große Enttäuschungen,
große Hoffnungen, großer Kampf - Carla Berling schont weder sich noch den Leser, sie legt die Karten auf den Tisch. Ohne Wenn und Aber.

Das ist kein Lehrbuch für angehende Schriftsteller. Jedenfalls keines, dass einem beim Schreiben hilft. Aber es ist ein Buch, dass die Vorstellung vom Alltag einer Schriftstellerin aus rosaroten Wohlstandsträumen auf den Boden der bitteren Realität holt und damit manchen Möchtegernschriftsteller davor bewahrt im finanziellen und emotionalen Elend zu landen. Es sei denn, er ist genauso süchtig nach Schreiben wie die Autorin.


http://www.stadtmagazin.com/uploads/photos/large/2c60302c36d8639f1e4500cb3768bb46.jpg

"Vom Kämpfen und vom Schreiben" gibt es schon länger. Warum also eine Rezension ?

Wer die Vorauflage bei einem anderen Verlag bereits gelesen hat, wird vielleicht sagen, ja, schön, kenne ich schon, muss ich nicht nochmal
haben. Falsch. Die jetzt im VAT Verlag erschienene Neuauflage lohnt eine erneute Lektüre. Carla Berling hat "Vom Kämpfen und vom Schreiben" nicht nur überarbeitet, sondern auch konsequent fortgeschrieben. Auch ihr Schicksal und das des Buches "Die Rattenfänger" nach der Vorauflage ist Thema der Neuauflage und auch das ist irgendwie verrückt.


Der VAT Verlag André Thiele
http://www.vat-mainz.de/buecher/belletristik/berling-vom-kaempfen.php
hat sich sehr viel Mühe gemacht. Das Buch ist nicht nur inhaltlich, sondern auch optisch und haptisch ein Erlebnis. Hardcover mit Schutzumschlag inklusive downloadcode für ein e-book.

Diese Schriftstellerbiographie sollte mit jeder Auflage ein weiteres Kapitel bekommen, damit der Leser sieht, ob Carla Berling sich ihren Traum am Ende erfüllen konnte. Sie ist auf einem guten Weg. Ihre Bücher sind es wert gekauft und gelesen zu werden. Und ja - irgendwo ist Carla Berling eine Irre.

von RA Heinrich Schmitz

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