Dienstag, 28. Februar 2012

Georg Diez feiert kein Ostern

„It's hard to say I'm sorry.“



Meiner Frau fällt es leichter mal „Entschuldigung“ zu sagen. Sie sagt dann einfach „Es tut mir leid.“ Gut, das muss nicht oft passieren, denn sie ist die Besonnenere. Klingt nach Klischee, ist aber so. Ich bin der Laute. Der Erregte. Der Empörte. Klar, damit schieße ich schneller übers Ziel hinaus. Meine Fehlerquote ist höher. Ich behaupte dann einfach öfter, das war ein Irrtum und keine Beleidigung. Ja, „ich habe mich geirrt, denn it's hard to say I'm sorry.

Was eine Beleidigung ist, erklärt Wikipedia an einem Beispiel unter der Rubrik „Strafbare Äußerungen“: „Aus Verärgerung über die Verspätung eines Fluges nennt ein Fluggast den Piloten „Busfahrer“ und meint dies ehrverletzend.“

„Busfahrer“ kann also – wenn es nur im richtigen Moment eingesetzt wird - eine strafbare Beleidigung sein.

Spannend an selber Stelle auch der strafrechtliche Tatbestand des „Publikationsexzesses“. Der meint nämlich, das ausnahmsweise auch die Äußerung eines wahren Tatbestands eine Beleidigung sein kann. Beispiel dort: „Ehrmindernde wahre Tatsachen werden öffentlich in einem Schaukasten ausgehängt, obwohl sie kein solches Gewicht haben, dass die Öffentlichkeit ein Interesse an der Unterrichtung hat, sogenannter Publikationsexzess.“

Deutlicher: „XY hat einen kleinen Schwanz!“, ausgehängt von einer Verflossenen samt Fotobeweis! ist dann eine Wahrheit, aber strafbar, weil diese Wahrheit durch den Aushang zum Publikationsexzess wird. Das lässt sich sogar noch steigern, wenn XY durchschnittlich oder sogar überdurchschnittlich gebaut wäre und die Verflossene via Photoshop den Hans zum Hänschen gemacht hätte.

„Publikationsexzess“ ist überhaupt ein schönes Stichwort, denn das ist so im Groben – und damit komme ich endlich auf den Punkt – was viele sehen, die mit der Debatte Kracht/Diez nichts anfangen können. Aktuell beschäftigen sich dutzende Artikel, hunderte Blogs und tausende Kommentare mit einem Spiegel-Artikel Georg Diez', dem „Rufmord“ an Kracht vorgeworfen wurde.

Über seinen Verlag Kiepenheuer & Witsch ließ der schweizerische Schriftsteller Christian Kracht ausrichten, er sehe sich derzeit außerstande, nach Deutschland zu kommen. Die Vorwürfe bedrückten ihn zu schwer. Gibt es den auch? Den Tatbestand der „Bedrückung“?

Oder ist „Bedrückung“ klassische Reaktion auf Beleidigung? Wenn meine Frau beleidigende Wahrheiten sagt, reagiere ich mit Bedrückung (Was natürlich nicht automatisch den Schluss zulässt, das ich unterdurchschnittlich gebaut wäre). Ich bin bedrückt, weil das gute Chancen auf dieses sanfte „Es tut mir leid!“ hat. Ja, es erzwingt es geradezu.



Also zusammengefasst um was es geht: Um einen Publikationsexzess. Um viel zu kleine und größere Pillermänner. Um komische Berliner und andere Journalisten. Um einen bedrückten schweizerischen Bestsellerautor und ein ausstehendes „Es tut mir leid .“

Nachdem Georg Diez Christian Kracht im Spiegel einen Rassisten schimpfte (Imperium sei durchdrungen von einer rassistischen Weltsicht. An Krachts Beispiel könne man sehen, wie antimodernes, demokratiefeindliches, totalitäres Denken seinen Weg findet hinein in den Mainstream.) folgte jetzt nach zwei Wochen Geschrei das bedrückt erwartete und in weiteren Publikationsexzessen eingeforderte „Es tut mir leid .“

Georg Diez schreibt also jetzt im Spiegel „Meine Jahre mit Kracht“ – das klingt nach Abschied. Nach letzten Worten. Nach verlorener Nähe. Also nach der Vorbereitung eines grandiosen „Es tut mir leid .“ Und um ein spätes zwar, aber ein Ende der Krachtschen Bedrückung. Aber weit gefehlt: Nicht weniger mädchenhaft als ich, wenn ich meiner Frau ausredend kompliziert den Unterschied zwischen Irrtum und Beleidigung erklären will, geht Diez noch einen Schritt weiter. Er möchte Kracht und uns in einem dreieinhalb Seiten! langen Publikationsexzess den Unterschied zwischen Wahrheit und Irrtum erklären.

Und das geht bei ihm so: „Vor zwei Wochen erschien mein Text über Christian Kracht, mit dem ich Kracht weder denunzieren noch ausgrenzen wollte. Ich wollte ganz einfach meinem Unbehagen auf den Grund gehen.“

Whow, meine Frau wäre an der Stelle schon leicht runtergefrostet.

Aber weiter: „Das Unbehagen dem ich auf den Grund gehen wollte, (...) war auch ein Unbehagen an mir.“

Kenn ich. Meine Frau leider auch. Das ist die Umkehrungsfinte: Eigentlich habe ich mich ja bloß selbst beleidigt. Kauft sie mir nicht mehr ab. Wollen wir dem Diez also auch nicht abkaufen. Und so schwallert und lamentiert , druckst und eiert es also zeilenlang herum, bis irgendwann das „Es tut mir leid!“ doch noch kommt, aber überlesen wird:

„... meine sehr zugespitze Formulierung von Kracht als „Türsteher der rechten Gedanken“ (…) sollte Kracht aber nicht verletzen.“

Und nach diesem lau hingehauchten, gewisperten, geradezu unverständlichen „I'm sorry.“ folgt eine solche Blödheit, eine sofortige Rücknahme, die nicht nur strategisch eine Katastrophe ist, sondern die meine Frau sofort veranlasst hätte den Raum zu verlassen:

„Überraschend für mich war, dass „rechts“ im Jahre 2012 immer noch so ein Schreckenswort ist – und ein Verlag den Eindruck hat, wenn einer seiner Autoren so bezeichnet wird, werde er denunziert.“



Georg Diez ist S.P.O.N. Autor. Und in seiner Kolumne schrieb er am 05.08.2011 unter der Überschrift „Realitätsverlust von rechts“ Die Ideologen des 21. Jahrhunderts kommen nicht von links, sie verbiegen die Realität von rechts - zur Not mit Gewalt. (…) Breivik ermordete Sozialdemokraten. Das ist der Wahn, das ist die Ideologie am Beginn des 21. Jahrhunderts. Sie kommt von rechts. (…) Die rechte Ideologie sucht sich ihre Feinde im Inneren, das ist ein weiterer Unterschied. Und sie agiert zerstörerisch und narzisstisch, das ist typisch 21.
Jahrhundert.(...) Aber das ist das Spiel von Ideologen: Die Realität mit Worten zu verbiegen. Es ist die gleiche verdrehte Logik, nach der die Sarrazin-Debatte verlaufen ist, eine Debatte, die keine war, weil es dem Demagogen gelang, das, was er tat, als Aufklärung zu verkaufen - obwohl er das Gegenteil tat: Er vernebelte die Wirklichkeit mit seinen Thesen.“

Wie bitte?

Meine Frau packt gerade ihre Koffer. Also Zeit, auch mal einen Publikationsexzess vorzulegen:

Ich kenne den Pillermann von Georg Diez nicht. Was ich aber sicher weiß, der Mann hat keine Eier.

Was er allerdings hat, ist eine übel verbogene Keule:

„Der Faschismus-Vorwurf ist die größte Keule, mit der man im öffentlichen Diskurs hantieren kann."
Jakob Augstein / Freitag

Mittwoch, 22. Februar 2012

Lynchlust - Die tödlichen Ideen und die Menschenrechte

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Mein Freund Heinrich Schmitz hat eine wichtige Botschaft, die ich hier mal teile.


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Lynchlust
Die tödlichen Ideen und die Menschenrechte.

von RA Heinrich Schmitz



*- Über 26000 Menschen rufen aktuell über facebook dazu auf, den saudischen Journalisten und Blogger Hamza Kashgari zu töten, weil er
über twitter angeblich den Propheten Mohammed verletzt haben soll.

http://de.wikipedia.org/wiki/Hamsa_Kaschgari

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*- Im November 2010 veröffentlichte ein Zeitung in Uganda einen Lynchaufruf gegen Homosexuelle, den ein wütender Mob dankbar aufnahm.

http://www.seiten.faz-archiv.de/fas/20101114/sd1201011142894388.html
**

*- Seit dem 13. Jahrhundert beteiligten sich zahlreiche Menschen begeistert an der Verfolgung und Verbrennung von "Hexen" genannten Frauen.*

**

*- Im Internet fordern Menschen die Todesstrafe für alle möglichen Straftäter.*

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*- Nicolae Ceausecus, Saddam Husseins und *Muammar al-Gaddafis gewaltsame Tötungen fanden begeisterte Zustimmung und die Bilder ihrer
Leichen fanden weltweit reißenden Absatz.**

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**- Amerikanische Soldaten bildeten in Afghanistan ein "Kill-Team" und frönten einer schauerlichen Lust am Morden.**

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**- Während des Holocaust, der stalinistischen "Säuberungen", der chinesischen Revolution, usw. fanden millionenfache Morde statt. **

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**Die Beispiele ****ließen sich beliebig fortsetzen und belegen nur eines: Der Mensch tötet nicht nur gerne andere Menschen, er ergötzt sich auch noch an der Entwürdigung der Getöteten. **

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**Dabei fällt auf, dass die Lust am Lynchen nicht etwa nur von besonders "bösen" oder "abartigen" Mitgliedern der Gesellschaft ausgeht, sondern
von ganz "normalen", "guten" Mitbürgern. Es ist offenbar auch vollkommen gleichgültig, welchen Anlass es für diese Mordlust gibt, ausreichend
ist, dass es überhaupt irgendetwas etwas gibt, was die Menschen in ihrer Mordwut glauben lässt, sie könnten sich über andere erheben und diese
auslöschen.**


(Lynchjustiz in den USA)

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**Das können religiöse Gründe sein - wobei auch über die Jahrhunderte gesehen die Religion beliebig ist - , es können ideologische Gründe
sein, Hauptsache, der lynchgeilen Masse wird irgendeine Begründung geliefert, es sei geboten und richtig gut, andere ihres Lebens zu
berauben - gerne auch schön grausam und am besten live und in Farbe, im TV oder als livestream.**

**

**Wenn man sich diese weltübergreifende allgemeine Gewaltbereitschaft ansieht, erscheint es schon als Wunder, dass es der Menschheit im Laufe ihrer Geschichte überhaupt gelungen ist, die Idee zu entwickeln, jedem Menschen sogenannte Menschenrechte zuzubilligen, die letztlich immerhin sogar in einer "Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte" der Vereinten Nationen deklariertt wurden. **

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**Da stehen auch ganz bemerkenswerte Sachen drin, wie die Menschen sich mal vorgestellt haben, dass sie die Welt gerne hätten u.a. weil "die Nichtanerkennung und Verachtung der Menschenrechte zu Akten der Barbarei geführt haben, die das Gewissen der Menschheit mit Empörung erfüllen, und da verkündet worden ist, dass einer Welt, in der die Menschen Rede- und Glaubensfreiheit und Freiheit von Furcht und Not
genießen, das höchste Streben des Menschen gilt "

http://www.ohchr.org/EN/UDHR/Pages/Language.aspx?LangID=ger


**Als Rheinländer möchte man ausrufen: " Nee wat is datt schön !" , um sofort festzustellen, dass diese tolle Erklärung bereits vom 10.Dezember
1948 stammt . **

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**Dass die allgemeine Verachtung der Menschenrechte durch die Menschen seit diesem Zeitpunkt wesentlich zurückgegangen wäre, wird niemand ernsthaft behaupten. Dass die Menschen wirklich weltweit Rede- und Glaubensfreiheit und Freiheit von Furcht und Not genießen, behauptet nun wohl auch niemand ernsthaft. Da leben wir in Europa schon am angenehmsten.**

**

**Man fragt sich natürlich zwangsläufig, woran das wohl liegen könnte, denn der Traum von einer friedlichen Existenz in Freiheit und
Gleichberechtigung müsste doch eigentlich von allen Menschen geträumt werden und nicht nur von ein paar alten Hippies die zugekifft "give
peace a chance" und "imagine" lallen.**

**

**Das Kernproblem könnte darin liegen, dass im Prinzip alle Menschen dem merkwürdigen unwiderstehlichen Drang unterliegen, die Welt ständig in ihrem Sinne verbessern zu müssen, und zwar, indem sie das "Böse" aus dieser Welt eliminieren wollen. Eine genial einfache Idee. Dazu muss man nämlich nur all die Menschen vernichten, die in irgendeiner Weise an der
Schlechtigkeit der Welt schuld sind, weil sie böse sind. Wobei allerdings jeder irgendetwas anderes für das Böse hält, dass es zu bekämpfen gilt. Blöd aber auch.**

**

**Die Attentäter des 11.9.2001 waren in diesem Sinne genauso "Weltverbesserer", die einer höheren Idee folgend geradezu gezwungen
waren andere Menschen, nämlich "böse" Amerikaner, zu töten, wie die Kreuzfahrer, die Nationalsozialisten, die katholische Kirche, die
Kommunisten, die Maoisten und alle anderen Isten, die auszogen, die Welt mit Mord und Totschlag zu verbessern - die Liste ließe sich beliebig
fortsetzen und erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit. **

**

**All diese Menschen waren davon überzeugt, ja geradezu beseelt, etwas Gutes für die Menschheit zu tun, indem sie diese von den anderen "bösen"
Menschen befreite. Die einzelnen Täter fühlten und fühlen sich als Vollstrecker einer guten Sache, eines Gottes, eines Propheten oder einer
anderen wahnsinnig tollen Idee - was ihnen die Rechtfertigung gab und gibt, mit brennenden Herzen und wachsender Freude die Vernichtung
anderer Menschen zu fordern, zu planen und durchzuführen. Keine Spur eines schlechten Gewissens. **


(Lynchjustiz in Lybien)

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**Wer sich z.B. die Dokumentation der Nürnberger Prozesse angesehen hat, sah Massenmörder, die überhaupt nicht verstehen konnten, was ihnen
überhaupt vorgeworfen wurde. Ein echtes Unrechtsbewusstsein war bei den wenigsten zu erkennen. Aus ihrer Sicht hatten sie eine für die Welt notwendige Aufräumarbeit übernommen. **

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**Gläubige Christen stehen vor Abtreibungskliniken und rufen zum Mord an
den Ärzten auf, gläubige Muslime fordern den Tod von Schriftstellern, fanatische Tierschützer planen Attentate auf die belgische Königin,
fanatische Neonazis rufen zum Mord an Ausländern auf, und auch ganz lustig, fanatische Gegner der Todesstrafe fordern die Todesstrafe für jeden der die Todesstrafe fordert. So ist das.**

**

**Der weit verbreitet Glaube, dass nur ungebildete, grobschlächtige Dumpfköpfe ohne jede Kultur zu derartigen Taten neigen, ist
eindrucksvoll widerlegt. Jede religiös oder ideologisch geprägte Mörderbande hatte auch immer ein paar gut gebildete Köpfe und auch
begeistere Künstler, die der Idee den richtigen Kick gaben, um sie massentauglich zu machen. Die Massen folgen mit Freude, weil ihnen die
Rechtfertigung gegeben wird, ihre Lynch- und Mordlust auszuleben. Man tut ja nichts Böses, im Gegenteil, man bekämpft ja das Böse.**

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**Selbst die im Ansatz ja gute Idee der Verteidigung der Menschenrechte führt leider manchmal dazu, dass die Menschenrechte dabei in massiver Weise verletzt werden, wie z.B. das unsägliche Lager von Guantanamo ,die
grausamen Folterungen in Abu Ghraib oder die für viele zu schützenden tödlichen Bombardements in Libyen belegen. Jede Idee birgt die Gefahr
der Instrumentalisierung und des Missbrauchs, selbst die Idee der Menschenrechte. **


(Aufruf zur Lynchjustiz in Deutschland)

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**Es ist zu befürchten, dass die Lust am Morden, die Freude am Lynchen, am Foltern , an der Unterdrückung anderer Menschen tief im Innern des
menschlichen Wesens verwurzelt ist und bisher lediglich durch äußeren Zwang und die damit verbundene staatliche Gewalt zeitweise unterdrückt wird. Dabei entsteht jedoch umgehend die Gefahr, dass die staatliche Kontrolle überhand nimmt und ihrerseits wieder zur Verletzung von Freiheits- und Menschenrechten führt. Die mörderischsten Regime gönnen
sich die umfassendsten "Sicherheits"-behörden. Die Überwachungstechniken werden immer besser, der freie Westen liefert feinste Technik auch gerne in zahlungskräftige Diktaturen.**

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**Die Frage, ob es demzufolge völlig sinnlos ist, sich z.B. aktuell für Hamza Kashgari und dessen Recht auf Leben und die Meinungs- und
Religionsfreiheit einzusetzen oder gegen andere
Menschenrechtsverletzungen zu protestieren, muss jeder für sich selbst
entscheiden.**

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**Dass die Menschen, die derzeit die Erde bevölkern, das hehre Ziel der "Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte" noch erleben dürfen, erscheint eher unwahrscheinlich, dass dies aber in einer fernen Zukunft einmal möglich werden könnte, kann nur dadurch geschehen, dass wir heute diese wage Hoffnung gerade nicht aufgeben und versuchen die Idee der
allgemeinen Menschenrechte für wirklich alle Menschen immer weiter zu verbreiten. **

**

**Ich geb's jedenfalls nicht auf. Und Sie ?**

**

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*http://www.change.org/petitions/king-abdullah-immediately-release-journalist-hamza-kashgari*

*http://www.change.org/petitions/saudi-government-interpol-and-malaysian-government-freedom-for-hamza-kashgari*

*http://www.thepetitionsite.com/1/death-calls-for-saudi-poet-and-blogger/*

*http://www.amnesty.de/urgent-action/ua-048-2012/drohendes-todesurteil-wegen-twitter-nachrichten?destination=node%2F2800#empfohleneaktionen*

RA Heinrich Schmitz

Montag, 20. Februar 2012

Der Upper Class Cracker

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Die leicht gekürzte Version am 21.02.2012 in TAZ – die tageszeitung:

http://www.taz.de/Billy-Cleggs-Roman-ueber-Cracksucht/!88094/

http://www.perlentaucher.de/buch/37849.html

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Der Upper Class Cracker

Der erste Eindruck: Da passt was nicht zusammen. Da taucht also in den vergangenen Monaten dieser gut aussehende New Yorker in den Medien auf – kräftiger Bubblegum-Unterkiefer, weiß strahlendes Gebiss, volles gescheiteltes Haar, grau-blaue Augen ohne Tiefgang, ein Lächeln wie aus einer Nachmittags-Sitcom und stellt die düstere Geschichte eines erfolgreichen homosexuellen Literaturagenten vor, der zehn Jahre auf Crack war und in Spitzenzeiten bis zu zweitausend Dollar am Tag für die sogenannte „Billigvariante“ des teureren Kokains ausgegeben hat.

Mit einer Unverbindlichkeit, die bei Kaffeekränzchen Schwiegermütter entwaffnen könnte, erfährt man dann, dass es sich beim „Porträt eines Süchtigen als junger Mann“ - ein von Joyce Debütroman entlehnterTitel - um seine Autobiografie handelt, er also höchst selbst der tragische Held seiner Story ist.

Was ist das nun wieder? Ein neues identifikationsstiftendes Testimonial für die Teufelsdroge Crack? Drogensüchtige und Ex-Junkies sehen ja sonst anders aus. Sofort also werden gängige Klischees gegen den heiteren Erzähler in Stellung gebracht, der wie nebenbei die Zerstörungswut harter Drogen ad absurdum zu führen scheint.

War es nicht so, das vorwiegend Afroamerikaner in solchen Vierteln New Yorks Crack konsumieren, um die sogar Polizisten einen großen Bogen machen?
An dem erfolgreichen Literaturagenten-Sunnyboy, der im deutschen Fernsehen zur besten Sendezeit wortwörtlich erklärt, er hätte sich Crack damals sogar „wenn nötig, aus einem Haufen Scheiße gepuhlt“, sind keinerlei körperliche Verfallserscheinungen erkennbar.

Und warum nahm so einer nicht, wenn schon drogen-affin – wie andere Erfolgsverwöhnte und Prominente Weiße – Kokain?



Ist das seit Crack-Amy-Winehouse plötzlich alles anders geworden? Kommt sie nun doch, wie oft schon falsch prophezeit - die Crack- Epidemie? Und womöglich ausgerechnet exemplarisch bewiesen an diesem harmlos wirkenden weißen Upper-Class-Jüngelchen?

Es gibt sie doch längst überzeugender, authentischer in der amerikanischen Musikindustrie: die Crack-Überlebenden Snoop Dogg, B-Real von Cypress Hill, Wu-Tangs RZA oder Raekwon. Die gerade in den USA erschienene Dokumentation “Planet Rock: The Story of Crack and the Hip-Hop” erzählt vom Einfluss der Droge. Irgendwann in den frühen 1980er Jahren überrollte Crack die amerikanischen Innenstädte und versetzte sogar Präsident Ronald Reagan angesichts der verheerenden Bilder in Alarmbereitschaft: „It is an uncontrolled fire!“

Bill Clegg erzählt nun also davon, wie dieses unkontrollierte Feuer sein Nobel-Appartement in der Fifth Avenue erreicht hat. Und so wird Clegg zum gefallenen Engel. Und die gehören seit je her zum Fingerprint der amerikanischen Gesellschaft. Denn sie sind das notwendige Pendant zum "Vom Tellerwäscher zum Millionär". Die Gegenbewegung zum „amerikanischen Traum".

Schon auf den ersten Seiten kann es kaum noch schlimmer kommen: Der Ich-Erzähler-sitzt am frühen Morgen in der schäbigen Absteige eines ebenfalls schwer Cracksüchtigen. Drogenspasmen und wirrster Wortsalat sind der Background während beide darauf warten, dass die Dealer ihre Handys wieder einschalten und Nachschub geordert werden kann. In einem Morgengrauen, das seinen Namen wirklich einmal verdient, versuchen die beiden für einen weiteren „Hit“ mit einer verbogenen Schirmspeiche Crack-Reste aus einer abgerauchten Crackglaspfeife zu kratzen.Ja, es ist furchtbar. Noch furchtbarer, als dieser letzte ausgekratzte Crackrotz samt Pfeife aus den zittrigen Händen gleitet und am Boden zerschellt. So und ähnlich geht es dann weiter. Und das beinahe die gesamten 270 quälenden Seiten lang.

Ein neuer amerikanischer Alptraum. Neu aber nur, weil er weiß ist – denn den schwarzen gibt es ja längst. Und dem fehlt vor allem etwas, dass bei Bill Clegg immer da ist: Der doppelte Boden, die cleane Familie, die Geschäftspartner, die Freunde, das rettende Netz – auf keiner Seite bekommt man das Gefühl, Clegg hätte nicht die Option behalten, geläutert an irgendeiner Tür zu klingeln um wieder aufgenommen zu werden: Zurück in die New Yorker Upper Class, die ihrem gefallen Engel schon deshalb vergibt, weil Clegg keine Schuldzuweisung vornimmt, weil er letztlich immer einer der ihren geblieben ist.

Bill Cleggs New York ist voller guter Menschen. Die Dämonen bleiben Cleggs ureigene Dämonen. Und die hat er zum Thema seiner Autobiografie gemacht. Geschliffene Sätze. Meisterlich. Aber eben kein Meisterwerk. Gestochen scharfe Selbstbeobachtung. Aber menschlich eine Katastrophe. Wo ist die Relevanz, die Selbstverachtung, die Scham?

In jeder der immer gleichen Horror-Szenen bleibt Clegg der coole Underdog, der sich was traut - ja doch, in letzter Instanz gefällt sich der Autor im Crack-Rausch. Und in der Rückschau kommt er aus der Eiseskälte des Bösen zurück ins wohltemperierte Amerika. Gott schützt Amerika und seine weiße Oberschicht. Auch vor dem bösen Crack der Afroamerikaner.



Was ist das bloß für ein bemitleidenswertes Bürschchen – verwöhnt, voller Selbstverachtung, kinderlos, verantwortungslos, gesinnungslos. Ein erwachsener hochgebildeter Mann, der mal eben cracksüchtig wird, weil ihm die erste Crackpfeife von einem homosexuellen One-Night-Stand in die Finger gedrückt und der Sex anschließend so dramatisch gut wird.

Später wird er dann mit Brandblasen an den Händen vom heißgerauchten Glasröhrchen und auf der Suche nach einem versprungenen Krümelchen Droge wie ein Säugling auf dem Hotelzimmerteppich herumgrabbeln. Dabei wirres Zeug brabbeln, weiter rauchen und sich für 400 Dollar einen baumlangen schwarzen Callboy bestellen und sich exzessiv besteigen lassen.

Man fragt sich unwillkürlich, wie tief die amerikanische Gegenwartskultur von einer Selbstzerstörungs-und Voyeurmentalität penetriert ist. Doppelmoral war das Thema der großen amerikanischen Schriftsteller des 20. Jahrhunderts. Bei Clegg ist die Frage nach der Moral kein Thema mehr. Seine schriftstellerische Brillanz verpufft am Ende gänzlich und sein Text bleibt irgendwie im leeren Raum hängen. Noch mehr, weil der gewiefte Literaturagent wohl selbst erkannt hat, das sein Konzept noch eine zweite Ebene braucht. Eine Schuldzuweisung. Die Fremdbestimmung.

Oder es hat ihn am Ende der Schreibattacke der Mut verlassen und der Crack-Horror, den er da aufgeschrieben hat, war ihm doch zu mächtig, um ihn alleine zu schultern. So gibt es dann Rückblenden in seine frühe Kindheit. Und die sind unfreiwillig komisch: Clegg als kleiner Junge kann jahrelang nicht normal pinkeln. Eine unbehandelte unglücklich verknickte Harnröhre? Gar eine Phimose? Ungeklärt. Der Schuldige? Klar, der Vater, ein Flugkapitän. Warum? Bleibt auch unklar. Irgendwo auf den letzten Seiten wird Clegg zum Vater sagen, dass die Probleme seiner Kindheit nicht die Ursache für seine Cracksucht waren, sondern nur dazu beigetragen haben.

Ach ja. Diese zweite Ebene sollte nun eine Transzendenz bringen.

Vielmehr bremsen diese Rückblenden nur etwas aus, das in seiner Bedingungslosigkeit für sich allein schon eine Brillanz hat: Als literarisches Lehrstück für meisterhaftes Erzählen. Wenn man denn etwas zu erzählen hat.

Hier ist es die Geschichte eines disziplin-resistenten kleinen Arschlochs geworden, der Joyce mag, in realen Interviews aber so langweilig amerikanisch erscheint, so collegejungenhaft, so sympathisch wie Schwiegermutters Liebling – nur das man eben jetzt diese irgendwie dann doch nur noch mäßig verstörende 270 Seiten lange Upper-Class-Crack-Odysee mitdenken muss.

Alexander Wallasch

JUTTA DITFURTH: Präsident Gauck - der Prediger der verrohenden Mittelschicht

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Man kann, aber man muss Jutta Ditfurths Meinung nicht immer teilen. Aber ich lese was Sie zu sagen hat. Immer mit Gewinn.

A.Wallasch

Hier noch mal zum Aufwärmen:
http://www.youtube.com/watch?v=r7Fm5FRx4MQ&feature=related
Und wie artig der gute Baring zuhört!

http://www.youtube.com/watch?v=emh2UX6QB74&feature=related

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Präsident Gauck - der Prediger der verrohenden Mittelschicht.

Auch dieser Christ ist ein Krieger
Von Jutta Ditfurth



Mit Christian Wulff hat sich die politische Klasse eines lästig geworden kleinbürgerlichen korrupten Aufsteigers entledigt, während die viel größeren Geschäftemacher der Parteien weiter ungestört ihren Interessen nachgehen können.

Um die Peinlichkeit zu übertünchen, wurde nun Joachim Gauck, der Prediger für die verrohende Mittelschicht gerufen. Dass CDU/SPD/FDP und Grüne ihn gemeinsam aufstellen verrät uns, dass uns noch mehr Sozialstaatszerstörung, noch mehr Kriege und noch weniger Demokratie drohen. Einen wie ihn holt man, um den Leuten die Ohren vollzuquatschen.

Gaucks neoliberales Verständnis von Freiheit als Freiheit des Bourgeois, schließt soziale Menschenrechte aus. Von sozialer Gleichheit als Bedingung wirklicher Freiheit versteht er nichts. Mit der Agenda 2010 und ihren brutalen Folgen ist er sehr einverstanden, für die Betroffenen und ihre Proteste hat er stets nur Verachtung. Kritik am Kapitalismus findet Gauck lächerlich. Die Entscheidung zur Begrenzung der Laufzeit von AKWs gefühlsduselig.



Dem Krieg in Afghanistan hat Gauck die Treue gehalten, denn auch dieser Christ ist ein Krieger. In der Vertriebenfrage ist der künftige Bundespräsident ein Kumpan von Erika Steinbach und hat Probleme mit der polnischen Westgrenze. Was er von Demokratie und Humanismus hält, verrät er, indem er für die Verfassungsschutzüberwachung der Linkspartei eintritt und den Ideologen des Rassismus der Mitte, Thilo Sarrazin, "mutig" findet. Hat jemand je eine scharfe und überzeugende Kritik an Nazis von ihm gehört? Fremdenfeindlichkeit kann er verstehen, aber er schätzt es nicht, »wenn das Geschehen des deutschen Judenmordes in eine Einzigartigkeit überhöht wird«.

Gauck ist ein Anhänger der Totalitarismusideologie, der Gleichsetzung von Kommunismus und Faschismus. Mit seiner Aufstellung als Kandidat bekennen sich CDU/SPD/Grüne und FDP zu dieser unerträglichen reaktionären Weltsicht. Der Kandidat und die vier ihn aufstellenden Parteien passen zu einander.

P.S.: Das Amt des Bundespräsidenten ist überflüssig, ein feudales Relikt für obrigkeitsgläubige Deutsche. (PK)

Dienstag, 14. Februar 2012

"Das Bild hängt schief!"

Die neue SUBWAY Kolumne MÄRZ 2012 nochmal abschließend zur Debatte Ölgemälde "Brennendes Braunschweig"



Loriot als spießiger Vertreter, der nur „das schief hängende Bild“ gerade rücken wollte und dabei ein Chaos anrichtet, kennt jeder. Ja, das war Loriots großes Thema: das Scheitern des deutschen Kleinbürgers, der immer nur alles ganz korrekt machen wollte. Die Botschaft des Kult-Sketches:  „Kümmere Dich um Deinen Krempel!“ Und da sind wir schon mitten im Thema: Was ist eigentlich unser und was der Krempel der anderen?

Für ein paar Braunschweiger wurde der Öffentlichkeitsbereich der Landessparkasse Braunschweig nun zum Loriotschen Wohnzimmer. Schuld daran: Ein dorthin umgehängtes Ölgemälde. Nicht schief, sondern ganz gerade. Und gemalt vom Braunschweiger Maler und Nationalsozialisten Walther Hoeck , der längst tot ist und dessen Namen sich keiner gemerkt hat. Regional bekannt geblieben ist sein Bild „Brennendes Braunschweig“.

Es zeigt – aus der Ferne gemalt – den Widerschein jenes Bomber-Feuersturms, der Braunschweig 1944 in Schutt und Asche legte. Man sieht einen kilometerhoch aufsteigenden, vom lodernden Feuer darunter hell erleuchteten Rauchpilz. Ein eindrucksvolles Infernal. Eine Feuersbrunst, die in flackerndem Orange, Rot und Grellgelb diese monströse, hochstehende Wolke phosphorisiert.

Das Gemälde wurde den älteren Bürgern zum festen Teil ihrer Erinnerung an das, was zweihunderttausend Phosphor- Brand- und Sprengbomben anrichten können. Aber das ist für Jüngere heute gefühlt so lange her, wie Napoleon oder Goethe. Geschichte halt. Manchmal langweilig, manchmal spannender – je nach Unterricht und Lehrer.

So machten Generationen von Braunschweiger Schülern im Museum vor diesem Bild halt, wie vor anderen Erinnerungsstücken auch, die der Krieg vor fast 70 Jahren übrig gelassen hat. So weit so traurig, aber auch schon so lange her, das es wohl diejenigen emotional am stärksten berührt, die das Sterben der Stadt miterlebt haben.

Nun aber wurde „Brennendes Braunschweig“ in die Bank an der Dankwardstraße umgehängt und geriet dort auf einmal mächtig in Schieflage. Proteste wurden laut und jeden Tag etwas lauter. Die Ratsfraktion der GRÜNEN forderte den Bankdirektor gar in einem offenen Brief auf, das Bild abzuhängen oder mindestens von einer Faschismus-Aufarbeitungs-Ausstellung begleiten zu lassen.

Wortwörtlich hält man es für „unumgänglich, das Bild und seinen historischen Hintergrund - die Bombardierung Braunschweigs im Oktober 1944 als Folge des von Hitler-Deutschland entfachten Zweiten Weltkriegs mit all seinen monströsen Begleiterscheinungen (Auschwitz!) - aufzuarbeiten, um der Gefahr der Entstehung eines möglichen "Opfermythos" vorzubeugen.“

Aha, die Kontext-unfähigen Braunschweiger Bürger laufen also beim Betrachten des Bildes Gefahr, einem Opfermythos zu erlegen. Das ist überheblich. Meinungshoheit. Und das sind harte Geschütze. Und für so einen Bankdirektor, der heutzutage eh schon Schuld an der Finanzkrise sein soll, an Griechenland – und an unseren leeren Portemonnaie sowieso – ist das die Höchststrafe.

Und es ist natürlich auch ein großer Quatsch, denn das besagte Gemälde ist ja längst nicht mehr Hoecks Gemälde, sondern das aller Braunschweiger, die es an eine dunkle Stunde ihrer Stadt erinnert. Nicht mehr. Aber auch nicht weniger. Hey, wo soll die Gefahr auch herkommen?

Wir fahren ja auch weiterhin auf deutschen Autobahnen ohne gleich instinktiv den rechten Arm aus dem Fenster zu strecken, obwohl Hitler die Autobahnen für seinen Panzersturm auf ganz Europa gebaut hatte. Nein, das sind heute nicht mehr Hitlers Autobahnen, sondern unsere! Und heute transportieren darauf Menschen aus ganz Europa Waren und fahren in den Urlaub, ohne das man deswegen gleich an jeder Raststätte eine antifaschistische Mahnausstellung aufbauen müsste.

Unser Gemälde „Brennendes Braunschweig“ hängt also gut in der Bank, denn es bleibt auch dort Erinnerung und Mahnung zugleich. Was sollte sich auch daran geändert haben? „Brennendes Braunschweig“ ist Anti-Krieg. Klar, in Schieflage zwar, was seine Entstehung betrifft, aber kein Grund, deswegen Empörung zu verschwenden.

Kümmern wir uns also mal wieder um die Finanzkrise und ihre Folgen. Dass ist es, was wir den Bankenjungs in den Nadelstreifenanzügen nicht so einfach durchgehen lassen sollten.

Samstag, 11. Februar 2012

Brennendes Braunschweig

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Über eine ritualisierte Empörung

Im Keller des Altenpflegeheim „Bethanien“ im Braunschweiger Marienstift kann man für einen kleinen Betrag kegeln. Wir hatten das mal für einen Kindergeburtstag gebucht. Ich gönnte mir nach einer Stunde lautstarkem Kinderkegeln eine Pause und setzte mich auf eine Zigarette vor die Tür auf eine hölzerne Bank neben einen sehr alten Mann, der ebenfalls Kippe rauchte.

Und wie das schnell unter Rauchern sein kann, kamen wir ins Gespräch. Der schmale Alte – Hosenträger, kariertes kurzärmliges Hemd, grobes Schuhwerk – erzählte, er sei 1944, fast noch ein Kind, Feuerwehrhelfer in Braunschweig gewesen und hatte die britischen Bomberangriffe aus nächster Nähe miterlebt.

In besonderer Erinnerung ist ihm die junge Frau mit dem kleinen Mädchen an der Hand und dem Kinderwagen geblieben, die sich und ihre Kleinen vor dem Feuersturm auf eine gegenüberliegende Straße retten wollte, die dann aber mit den dünnen Wagenrädern im von der Hitze klebrigen, oder schon flüssig gewordenen Straßenasphalt hängen blieb und während sie verzweifelt zerrte und ruckelte wurde sie unter einer „wie in Zeitlupe“ herabfallenden Häuserfassade begraben.

...

Walther Hoeck war damals nicht so nah dran, wie der junge Feuerwehrhelfer. Der Braunschweiger Maler wohnte etwas außerhalb der Stadt. Von der Frau mit den Kindern, die wie viele andere Braunschweiger Innenstädter verbrannt, unter Tonnen von Schutt und Asche begraben wurde oder in Schutzräumen erstickten, sah der zu dem Zeitpunkt fast 50-jährige also nichts.

Was Hoeck vom Angriff der 233 Lancaster-Bomber der „No.5 Bomber Group Royal Air Force“ sah, war der Widerschein des zweieinhalb Tage ununterbrochen wütenden Feuersturms, den der Abwurf von etwa zweihunderttausend Phosphor- Brand- und Sprengbomben planmäßig bewirkt hatte.

Was Hoeck sah, war ein kilometerhoch aufsteigender vom lodernden Feuer darunter hell erleuchteter Rauchpilz. Ein Infernal. Eine Feuersbrunst, die in flackerndem Orange, Rot und Grellgelb diese monströse, hochstehende Wolke phosphorisierte.

Der Brandgeruch war schon Stunden später weit über die Stadtgrenzen hinaus gezogen. Da hatte Hoeck wahrscheinlich bereits seine ersten Skizzen fertiggestellt, die er später zu einem Ölgemälde verarbeiten sollte.



Vom Sterben der Stadt existieren kaum Fotografien. Ja, es gibt welche, die eine alte Frau neben aufeinandergestapelten Kinderleichen zeigt. Und dann existieren jene Aufnahmen, die aus Bomberflugzeugen gemacht wurden, um wohl die totale Vernichtung zu dokumentieren. Die Sieger machten nach dem Einmarsch im Braunschweig auch Aufnahmen von den stehengebliebenen Ruinen, den Häuserskeletten und den schmalen Eisenbahnschienen, auf denen der verbliebene Schutt noch jahrelang weggeschafft wurde.

Die Asche des Babys aus dem Kinderwagen, des kleinen Mädchens und der Frau wurden wohl nie beerdigt. Wie auch? Manche Schutthaufen wurden an Orten mitten in der Stadt aufgeschüttet und wuchsen zu Bergen, auf denen heute Kinder rodeln. Streng genommen sind das auch Friedhöfe. Die Asche der vollständig verbrannten Toten wurde ja nie in Urnen umgefüllt. Aber wer will das genau sagen können?

Hoeck malte also dieses Inferno in Öl. Ein eindrucksvolles subjektives Zeitzeugnis, das nicht viel mehr zeigt, als diese gigantische Rauchwolke, geerdet nur durch einen schmalen Streifen Land, ein kurzes Stück Feldweg, der zu einem Bauernhaus führt.



Die Intensität des Gemäldes ist heute vielleicht am ehesten zu vergleichen mit der Ästhetik einer Atombombenexplosion. Die „Ästhetik des Grauens“– so auch der Titel einer Ankündigung im STERN zum 2003 als STERN-Buch erschienen Fotoband „100 Sonnen" des US-Fotografen Michael Light, der solche Atombombenpilze fotografierte oder Fotos davon sammelte.

Ja, und so könnte man heute nun Hoecks Gemälde ebenfalls betrachten. Aber seit 1945 ist es für viele überlebende Braunschweiger auch Teil ihrer Erinnerung geworden. Dazu wurde es sogar mehrfach kopiert und im Museum ausgestellt. Auch für die Generationen von Braunschweiger Schülern, die etwas über die Geschichte ihrer Heimatstadt erfahren sollten und sollen: Etwa über den Zeitpunkt, als das mittelalterliche Braunschweig sein Gesicht verlor und zu dem Braunschweig wurde, das die Überlebenden und ihre Nachfahren gemeinsam mit tausenden von Flüchtlingen aus den deutschen Ostgebieten gestalteten.

Warum das Gemälde 2012 im Giftschrank verschwinden soll, was Hoeck für eine Type (Nationalsozialist in Funktion) war, wie seine Erinnerung in Öl nach fast 70 Jahren zum absoluten Aufreger wurde, was eine örtliche Bank damit zu tun hat und wie sich alles zu einem großen Irrsinn verwächst, erzählt eine – klar, fad geschriebene – aber immerhin so einigermaßen die Ereignisse zusammenfassende "Fleißarbeit" eines der örtlichen Kulturschreiber ( Martin Jasper ).

Mein persönliches Negativ-Highlight: Die „Bild-Analyse“ des „Kunsthistorikers“ Möller.

Hier also der Artikel:
http://www.newsclick.de/index.jsp/menuid/9759657/artid/15679004

Wahrnehmungsstörung?

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World-Press-Photo 2011
Die Jury und die begeisterten Medien wollen im Siegerfoto eine berührende abendländische Ikonographie erkannt haben: Die berühmte Pietà-Darstellung - die Gottesmutter Maria und ihr gekreuzigter Sohn Jesus. Das verstehe wer will: Ich sehe da nur eine männliche offensichtlich leidende, verletzte Person und eine weitere, die eine Frau sein könnte. Das kann man deshalb annehmen, da sich Moslem-Männer nicht verschleiern müssen. Bis auf ein paar vergitterte Sehschlitze ist die Person komplett schwarz eingetucht. Die Hände stecken zusätzlich in weißen Handschuhen.
Was bitte hat das mit Maria und Jesus zu tun? Mit dem mitleidenden Blick, dem Augenkontakt, oder einer intimen Berührung der Hände Haut auf Haut? Also Mensch zu Mensch.

Beim World-Press-Photo 2011 stehen für mich zunächst einmal Sprachlosigkeit, Unterdrückung und Freiheitsberaubung im Vordergrund.
Oder ganz zynisch: Das Stockholm-Syndrom.
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Donnerstag, 9. Februar 2012

SYRIEN

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Der Fall Syrien macht nun endgültig sprachlos. Die westliche Berichterstattung: widerlich. Jeder wird zum Zuschauer eines von Hohlköpfen angefeuerten blutigen Hundekampfs gemacht. Die am anderen Ende der Ketten stehen im Dunkel. Und man schämt sich. Sogar für Claus Kleber und Genossen.


Wenn schon:
Dann in alter Scheiße lesen.
Neue taugt noch weniger.

http://www.augsburger-allgemeine.de/politik/Bericht-USA-finanzieren-syrische-Opposition-id14767861.html

Samstag, 4. Februar 2012

PROBLEME MIT DROGEN? NE, SOLANGE WELCHE DA SIND! von RA Heinrich Schmitz

Und wieder ein schöner und nachvollziehbarer Gedankengang vom unvergleichlichen RA HEINRICH SCHMITZ zum Thema Drogenfreigabe. Nach einer Bestandsaufnahme, eigenen interessanten Bezugspunkten und einer Nutzenabwägung plädiert unser guter Anwalt Schmitz letztlich für eine Freigabe.
Ich persönlich habe da meine Zweifel und mein Ergebnis geht dahin, das ich sogar Haschisch illegal halten würde – aber die Diskussion ist hiermit dank eines hochinteressanten Beitrags erneut eröffnet.
DANKE HEINRICH!



Heroin vom Staat - warum nicht ?
VON RA HEINRICH SCHMITZ

D. war 17 oder 18, also ein oder zwei Jahre älter als ich. Wir spielten in einer Rockband. Er war unser Drummer und seine Soli dauerten manchmal 20 Minuten und länger. Es dauerte einige Monate bis ich begriff, dass die richtig genialen Soli immer nach seinem kurzen Verschwinden kamen. Wir probten unregelmäßig und irgendwann war er weg. Er hatte eine Bank überfallen und die Scheine im Heroinrausch in die Luft geworfen, was die Passanten erfreute, ihn in die Psychiatrie brachte. Ich habe nie mehr was von ihm gehört.

C. lernte eine Frau kennen, die ihn zum Kokain brachte. Solange er Geld hatte, war das kein Problem für ihn. Er erbte, er nahm danach noch einen Kredit auf, er konsumierte, er funktionierte im Job, aber als das Geld weg war, verarschte er einen Dealer. Als der Druck machte, überfiel er alte Damen und raubte sie aus.

K. wurde nach langer Heroinsucht mit Polamidon substituiert, er fand langsam aus der Szene, es wäre fast gut gegangen. Irgendwann wurde er von einem Drogenabhängigen erstochen.

J. war eine liebe Kindergärtnerin. Sie fragte mich einmal, ob ich ihr mein Auto für ein Wochenende leihen könne, weil sie mit ihrem neuen Freund nach Paris fahren wollte. Später erfuhr ich, dass sie an einer drogeninduzierten Psychose erkrankt war. Sie lebte im Dämmerzustand jahrelang in einem Hospiz, erkannte niemanden mehr. Ob sie noch lebt, weiß ich nicht.



In den 80er Jahren arbeitet ich als freier Mitarbeiter im Gesundheitsministerium an einer Betäubungsmitteldatenbank, wo ich tausende Urteile in BtM-Sachen auswerten durfte. Tausende Zeugnisse des Versagens, tausende Verurteilungen kranker Menschen, tausende Schiksale vor Gericht . Als junger Strafverteidiger lag es daher nahe mich zunächst auf dieses Gebiet zu spezialisieren. Die Mandanten aus dieser Zeit, alle heroinabhängig, sind mittlerweile alle tot oder in Pflegeheimen. Einige wurden ermordet. Keiner hat den Absprung von der Droge endgültig geschafft.

Zunächst was ich ein überzeugter Anhänger der Methadonsubstitution, mittlerweile bin ich, was das angeht, reichlich desillusioniert. Die allermeisten meiner Mandanten, die im Methadonprogramm waren, kamen irgendwann nicht mehr ohne Beikonsum hin, flogen aus dem Programm und sahen sich wieder vor das Problem gestellt, sich ihre tägliche Dosis zu besorgen. Bei einem Tagesbedarf von 2oo-300 € auf dem Schwarzmarkt kann sich das aus legalen Geldquellen nur eine ganz kleine Gruppe von Reichen gönnen ( und die bekommen auch noch sauberen Stoff ).

Die Frauen versuchten's oft auf dem Strich, die Männer mit Diebstählen und Raubüberfällen.
So sah man sich immer mal wieder. Es ging rein in den Knast, wo der Stoff noch teurer war und die Demütigungen noch größer. Wieder raus und rein usw...

Beschaffungskriminalität nennt man das, die Angst vor dem turkey, also grausamen Entzugserscheinungen, führt zu einer totalen Verengung der Gedanken auf das eine Ziel, den nächsten Schuss. Den Opfern der daraus resultierenden Raubüberfälle, meistens wehrlose Rentner , nützt es nichts, dass die Täter selber Opfer einer Droge geworden sind und ihre Schuld , wenn überhaupt noch vorhanden , nur gering ist. Sie sind häufig traumatisiert, trauen sich nicht mehr aus dem Haus.

Alle Jahre wieder wird deshalb von einzelnen Politikern oder Parteien - aktuell von den Linken , früher mal von den Grünen - eine Drogenfreigabe vorgeschlagen - und reflexhaft wird dieser Vorschlag von der Mehrheit empört abgelehnt. Oft mit dem Argument, der Staat dürfe nicht zum Dealer werden. Es ist ja vielleicht auf den ersten Blick verständlich, dass dieses Argument bisher eine wesentliche Änderung des Betäubungsmittelgesetzes verhindert hat - vernünftig ist es nicht.

Ein Heroinsüchtiger, der seinen Stoff in standardisierter Qualität kostenlos aus der Apotheke oder einer staatlichen Abgabestelle bekäme, hätte keinen Suchtdruck mehr. Er könnte sich wieder an einen normalen Tagesablauf gewöhnen und im Idealfall sogar arbeiten. Er bekäme keine durch Verunreinigung von Straßendrogen verursachten Krankheiten und er käme gar nicht auf die Idee andere Menschen bestehlen oder berauben zum müssen.

Er könnte der Subkultur entkommen. Er hätte nicht mehr das Risiko einer Überdosis, weil die Qualität gleichbleibend wäre. Kranken Menschen würde geholfen, Opfer auf beiden Seiten vermieden, der organisierte Drogenhandel und damit ein wirklich großes Verbrechen an der Menschheit systematisch ausgetrocknet.Wenn die organisierten Drogenhändler keinen Gewinn mehr mit illegalen Drogen machen könnten, würde sie den Drogenhandel bleiben lassen.

Leidtragende wären zwar die Strafverteidiger, denen eine regelmäßige Einnahmequelle genommen würde, die Dealer und die Drogenkartelle. Die Strafverteidiger würden aber liebend gerne auf dies Einnahmequelle verzichten. Drogenabhängige, also Kranke, mit den Mitteln des Strafrechts zu bekämpfen erscheint ohnehin als reichlich perverse Veranstaltung.

Aber - das wäre ja ein unglaublicher Skandal, eine Aufgabe von hehren Werten, harte Drogen vom Staat, unmöglich, sie sind doch verrückt . Das sind die üblichen Reaktionen von Gesprächspartnern, oft auch von braven Stammtischbrüdern, die regelmäßig ihre legalen Drogen konsumieren - Alkohol und Nikotin. Sie schauen einen an, als wäre man mit dem Teufel im Bunde oder habe versehentlich etwas falsches geraucht.

So kategorisch ablehnend kann eigentlich nur reagieren, wer die Probleme von Süchtigen nie wirklich gesehen hat, wer nie das Leid eines Heroinabhängigen erlebt hat , wer glaubt, die Gesetze seien ein reiner Selbstzweck und nicht für die Menschen da oder wer glaubt, eine Freigabe von Drogen solle dazu führen, dass jederman demnächst Heroin am Kiosk kaufen können soll um sich zu berauschen.



Das ist natürlich absurd und - soweit ich das überschauen kann - auch von niemandem geplant.

Was aber keineswegs absurd wäre, wäre eine Erfassung aller Drogenabhängigen zu einem bestimmten Stichtag. Jeder Abhängige erhielte die Gelegenheit, sich z.B. beim Gesundheitsamt registrieren zu lassen und könnte von diesem Zeitpunkt an eine Erlaubnis des Bundesinstitutes für Arzneimittel und Medizinprodukte zum legalen Erwerb von bestimmten Drogen in Tagesdosen für seinen Eigenbedarf erhalten. Wer nach diesem Stichtag mit illegal erworbenen harten Drogen erwischt würde, könnte wesentlich härter bestraft werden, weil es für den illegalen Erwerb von Drogen ja überhaupt keine Rechtfertigung mehr gäbe.

Eine solche Erlaubnis für die Süchtigen ist nichts utopisches sondern - jedenfalls theoretisch - bereits im Betäubungsmittelgesetz vorgesehen , wo es in § 3 heißt:

"(1) Einer Erlaubnis des Bundesinstitutes für Arzneimittel und Medizinprodukte bedarf, wer
1.Betäubungsmittel anbauen, herstellen, mit ihnen Handel treiben, sie, ohne mit ihnen Handel zu treiben, einführen, ausführen, abgeben, veräußern, sonst in den Verkehr bringen, erwerben oder
2. ausgenommene Zubereitungen (§ 2 Abs. 1 Nr. 3) herstellen will.

(2) Eine Erlaubnis für die in Anlage I bezeichneten Betäubungsmittel kann das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte nur ausnahmsweise zu wissenschaftlichen oder anderen im öffentlichen Interesse liegenden Zwecken erteilen."

Ein "im öffentlichen Interesse liegender Zweck" ließe sich mit der Bekämpfung der Beschaffungskriminalität und der Entkriminalisierung von Kranken zwanglos begründen. Der Gesetzgeber müsste nur die Worte "nur ausnahmsweise" streichen und schon könnte es losgehen..

Die Abgabe der Drogen könnte wie bei gewöhnlichen Medikamenten über die Krankenkassen finanziert werden, die ja auch sonst die Behandlung der erkrankten Abhängigen bezahlen müssen. Die Drogen selbst ließen sich relativ preiswert von den Pharmaunternehmen herstellen - Bayer hat das Rezept ja vor gut 100 Jahren bereits erfunden.

Gleichzeitig könnte man einen weiteren illegalen Handel mit Betäubungsmitteln wesentlich effektiver bekämpfen, da die Ermittlungsbehörden sich künftig auf die Jagd nach den großen Dealern konzentrieren könnten und nicht mehr unzähligen kranken Menschen nachjagen müssten. Auch viele Kleindealer dealen ja nur , um ihren eigenen Konsum zu finanzieren. Der Wegfall tausender Raubtaten mit traumatisierten oder schwer verletzten Opfern , würde für mehr Sicherheit auf den Straßen vor allem für alte und wehrlose Menschen sorgen.

Diese Chance für tausende Drogenopfer und deren Opfer aus ideologischen oder parteipolitischen Gründen zu verschenken ist eine durch nichts zu entschuldigende Schande.

D. könnte noch trommeln, C. seinem Beruf nachgehen, K. noch leben, J. im Kindergarten arbeiten und viele, viele Menschen wären nicht überfallen worden.

VON RA HEINRICH SCHMITZ

Mittwoch, 1. Februar 2012

Wir werden alle slomkamiosgaisiert.



Ich frage mich manchmal, was sich heute der deutsche Fernsehzuschauer denkt, wenn er Nachrichten schaut. Geht des den meisten schon so wie mir, oder bin ich noch Minderheit? Immer massiver nervt mich dieser tendenziöse Ton. Früher war das doch viel dröger. Aber das passt zu den Nachrichten. Muss sogar passen!

Mal ehrlich, Marietta Slomka (heute-journal) und Caren Miosga (Tagesthemen) – das ist doch kaum noch zum aushalten. Und das erinnert doch im Ton immer mehr an eine übergebildete, hochnäsige Gespielin, der man den Laufpass gegeben hat und sich eigentlich freut, das man das mit dem Heiratsantrag damals doch nicht final gemacht hat. Was haben die bloß? Warum sind die so? Diese Schnutigkeit, dieses unbedingt zwanghafte Emotion und Anteilnahme zeigen wollen!

Claus Kleber – ja, der nervt nicht, aber dem merkt man doch schon die aussterbende Art an. Aber leider, leider: er versucht auch immer mehr zu gefallen. Der verslomkat oder vermiosgat Sendung für Sendung mehr. Zumindest befürchtet man das.



Was ist das also genau? Dummheit? Denkfaulheit? Degeneration? Ich glaube es ist ein Gefallen-wollen-um-jeden-Preis. Die Spätfolgen der Nachrichten der Privatsender. Das Ankerman-Syndrom!

Wer behauptet das eigentlich, das Nachrichten erst dann welche sind, wenn man sie in einen möglichst persönlichen Kontext stellt? Nur was für ein Kontext ist das dann? Wer sind Slomka und Mioska? Wo kommen die her und warum heißen die nicht Frau Müller und Frau Schmidt? Ist das auch schon Teil der Inszenierung?

Nein, denn wäre es eine Inszenierung, dann hätten sie sicher Doppelnamen: Frau Slomka-Miosga und Frau Mioska-Slomka. Und dann bekäme man sicher noch mitgeliefert, das die eine Lesbierin und die andere in dritter Ehe mit einem farbigen Baseballspieler verheiratet ist. Aber selbst wenn das wahr wäre, wer will das überhaupt von einer Nachrichtensprecherin wissen? Soll das nun der Ausgleich sein für qualitativ immer miesere, tendenzielle Nachrichten?



Es ist doch eben gerade das Nichtwissen, das mich davon befreit, das, was mir die Sprecherin dort serviert,mit ihrer persönlichen Lebens- und Leidensgeschichte abgleichen zu müssen. Das will ich nicht. Ich möchte auch nicht wissen, wie Slomka und Miosga über die Afrikanische Revolution denken, nicht, das sie schon einmal in Griechenland im Urlaub waren und auch nicht das sie Wulff mittlerweile untragbar finden.

Das würden die auch gar nicht sagen? Natürlich tun sie das: Mit Gesten, Betonungen und einer so wenig zurückhaltenden Körpersprache, das man unzweifelhaft von Vorsatz ausgehen muss.

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